Am nächsten Morgen war es soweit, wir verließen diesen wunderbaren Ort. Gerne wären wir noch länger geblieben. Wir waren schon früh
auf den Beinen, frühstückten und nahmen Abschied von Adolfo und machten uns auf den Weg. Bis Pital war es die gleiche Strecke, die
wir gekommen sind. Hinter Pital fuhren wir dann eine ganze Weile auf einer holprigen Schotterpiste in Richtung San José. Landschaftlich
war die Wegstrecke zwar schön, aber mehr als 20 - 25 km/h waren nicht drin, was angesichts der noch vor uns liegenden Kilometer etwas
nervig war.
Die nächste Herausforderung ließ auch nicht lange auf sich warten, die Fahrt durch die Cordillera Central. Das ist der von Nordwest nach Südost
verlaufende Hauptgebirgszug Costa Ricas. Hier gab es teilweise extrem steile und lange Passagen hinauf, die unser Wagen nur dank des Allradantriebs
bewältigte. Wir sahen auch Autos, die nicht mehr weiter kamen. Trotzdem hatten wir Sorge, dass vielleicht der Kühler zu kochen beginnt oder der
Motor heiß wird. Hier oben im Nebelwald wurde es auch spürbar kühler. Weiter unten hatten wir 30, jetzt nur noch 19 Grad. Abwärts ging es dann
etwas leichter, mit Motorbremse im zweiten oder dritten Gang, um ein Heißlaufen der Bremsen zu vermeiden.
Auch hier kamen wir mit dem Suzuki Jimny gut voran
Wir hatten das Gebirge ohne Zwischenfälle hinter uns gelassen und um die Mittagszeit eine Pause in einem Soda (typisches kleines Restaurant)
eingelegt. Die Verständigung war nicht ganz einfach, da niemand Englisch sprach und unser Spanischbüchlein irgendwo im Gepäck lag. Aber die Leute
waren, wie überall in Costa Rica, freundlich und mit ihrer offenen Art, sowie mit Händen und Füßen klappte es gut. Nachdem wir uns gestärkt
hatten, machten wir uns an die nächste Etappe und erreichten die Pazifikküste am Nachmittag.
Übernachten wollten wir im Ort Esterillos Oeste. Hier hatten wir nichts reserviert und die Unterkunft, die wir uns aus dem Loose Handbuch
rausgepickt hatten, war geschlossen. Was tun? Nach einigem Hin und Her entschieden wir uns notgedrungen für das Hotel Costa Pacífica, das
in der Nähe lag. Müde wie wir waren, wollten wir nicht weiterfahren und inzwischen war es auch dunkel geworden. Wir bekamen ein gutes
Zimmer, die Dusche war eine Wohltat nach der langen Fahrt. Wir gingen dann kurz zu Fuß nochmal in den Ort, aber inzwischen war hier alles
dunkel, die wenigen Restaurants hatten geschlossen. Zum Glück bekamen wir in unserem Hotelrestaurant noch was zu essen. Ansonsten war das
große Hotel nicht so unser Fall, aber für eine Nacht war es ganz in Ordnung.
An der Pazifikküste
Fahrt entlang der Pazifikküste nach Uvita
Am nächsten Morgen fuhren wir weiter bis zum Küstenort Uvita, unserer nächsten Destination an der Costa Ballena. Von dort sollte es am
nächsten Tag bis nach Sierpe gehen, wo wir das Auto abstellen und mit der Fähre zur Bahia Drake auf der Osa-Halbinsel fahren wollten. Die
Fahrt entlang der Pazifikküste auf der schönen Route 34, auch bekannt als Costanera sur, war recht kurzweilig. Schon am Vormittag zeigte das
Thermometer fast 30 Grad an. In Uvita hatten wir nichts reserviert, da wir nicht wussten, wie weit wir kommen.
Uvita | Wir besuchen den Meeresnationalpark Marino Ballena
Wieder hatten wir im Loose nachgeschaut und uns für die Arboura Eco Cabinas entschieden, die nahe am Strand liegen. Dorthin führte von der Hauptstraße
ein unbefestigter und matschiger Weg mit großen Wasserlöchern, bei denen man nicht sehen konnte, wie tief sie waren. Da mussten wir durch, es ging nicht
anders. Um nicht unversehens im Schlamm stecken zu bleiben, stieg Amélie aus und prüfte die Tiefe. Ich fasste mir ein Herz und mit eingeschaltetem
Allradantrieb konnte ich problemlos durchfahren. In der kleinen Anlage bekamen wir eine nette zweistöckige Holzhütte. Aber nachdem wir unser ganzes
Gepäck reingeschleppt und uns eingerichtet hatten, wurde uns gesagt, die Hütte sei schon reserviert. Man bot uns einen anderen Platz an. Nachdem wir
eine halbe Stunde gewartet hatten, stellte sich auf Nachfrage heraus, dass es sich um den Wohnbereich der Besitzer handelt, der erst noch geputzt
werden sollte. Eigentlich hätten wir jetzt gehen sollen, zudem hier auch kein Frühstück angeboten wurde.
Leguan am Palmenstrand Playa Uvita
Daraufhin verstauten wir unser Gepäck wieder im Auto und gingen runter an den Strand, an dem auch der Meeresnationalpark Marino Ballena beginnt
(Eintritt 5 USD). Wir unternahmen dann einen ausgedehnten Spaziergang entlang dem Palmenstrand Playa Uvita bis zur sogenannten Walfischflosse, eine
natürliche Strandformation aus Steinen, die von oben gesehen wie eine Walfischflosse aussieht. Auf dem Weg zur eigentlichen Flosse mussten wir wieder
umkehren, da der Wasserstand zu hoch war. An Tieren sahen wir unterwegs nur ein paar kleinere Echsen und Strandläufer. Nach einem Abstecher in den
Ortsteil Fango gingen wir den gleichen Weg entlang der Küste wieder zurück. In der Unterkunft konnten wir dann endlich unser Lager beziehen, alles
war sehr spartanisch, aber für eine Nacht ging es.
Inzwischen war die Nacht hereingebrochen und wir wollten essen gehen. Da es, wahrscheinlich bedingt durch die Corona-Pandemie, in der Nähe kein geöffnetes
Restaurant gab, setzten wir uns ins Auto und fuhren ein Stück in Richtung Ortsteil Fango, wo wir das Kinsú Restaurante direkt an der Straße fanden.
Es brannte Licht und war geöffnet, auch ein paar Gäste hatten sich eingefunden. Hier gefiel es uns, wir bestellten zur Abwechslung mal Nudelgerichte
sowie Bier und machten uns dort einen gemütlichen Abend.
Am Strand Playa Uvita
Weiterfahrt in die Ortschaft Sierpe in der Südpazifik-Region
So gegen 4:30 Uhr war es vorbei mit der Nachtruhe, denn die Brüllaffen machten sich bemerkbar. Recht laut und sehr nahe. Bis um 8 Uhr mussten wir
noch warten, bis die Rezeption öffnete, um zu bezahlen. Nachdem wir im Ort gefrühstückt hatten, machten wir uns auf den Weg nach Sierpe. Bei der nächsten
Gelegenheit hoben wir nochmal Bargeld an einem ATM ab, zusammen 400.000 Colones.
Wie sich später herausstellte, hätten wir ruhig mehr abheben sollen, da es in Bahia Drake keine Möglichkeit gab, an Bargeld zu kommen. Bald erreichten
wir den kleinen verschlafenen Ort Sierpe, der an der Flussmündung des Río Sierpe liegt. Von hier fahren Motorboote um 11:30 Uhr und 15:30 Uhr zur Drake
Bay und den Inseln Violin und Caño sowie zum Corcovado Nationalpark.
Sierpe, Blick auf den Rio Sierpe
Sierpe | Bootsfahrt zur Drake Bay (Bahia Drake)
Man kann die Drake Bay auch mit einem Geländewagen erreichen, aber die Piste ist sehr anspruchsvoll und es erwarten einen mehrere Flussdurchquerungen. Das
wollten wir uns nicht antun, darum hatten wir uns für die Bootsfahrt entschieden. Die Bootsanlegestelle beim Hotel Oleaje Sereno war leicht zu finden. In
der Nähe konnten wir unseren Wagen auf einem umzäunten Grundstück sicher abstellen (5 USD pro Tag). Einer der Angestellten sprach sogar ganz gut Deutsch.
Die Überfahrt wurde im Boot bezahlt und wir wurden gefragt, wie unsere Unterkunft in Bahia Drake heißt.
Krokodil am Rio Sierpe
Die Wartezeit bis zum Ablegen der Fähre kann man beim Restaurante Don Jorge überbrücken, mit Blick auf den Fluss. Um 11:30 Uhr stiegen wir ins
Boot und los ging's. Zunächst fuhren wir über den Rio Sierpe, wo wir sogar zwei Krokodile sehen konnten. Gekonnt lenkte unser Captain das Boot den
Flusslauf entlang, vorbei an üppigen Mangrovenwäldern, den größten Costa Ricas. Anfangs ganz gemächlich, aber dann drehte er voll auf. Bald erreichten
wir den Pazifik und fuhren über das Meer bis zur Bahia Drake. Die landschaftlich reizvolle Fahrt dauerte circa 1,5 Stunden.
Drake Bay | Wir erreichen den Küstenort Agujitas
Da wir in der Bucht keine Anlegestelle sahen, kamen wir ins Grübeln, wie wir wohl mit unserem Gepäck ans Land kommen. Aber dann verlangsamte das Boot
seine Fahrt, drehte um und fuhr rückwärts bis zum Strand. So konnten wir mit dem Handgepäck im knietiefen Wasser aussteigen. Amélie blieb am Strand, ich
watete zurück zum Boot und holte das restliche Gepäck. An Land wurden wir von einem Mann auf Spanisch angesprochen. Er war von unserer Unterkunft Casa
Horizontes und wollte uns abholen.
Blick auf die Drake Bay
Drake Bay | Ankunft in der Casa Horizontes Corcovado
Die Leute vom Boot hatten uns wohl angekündigt. Wie sich später ergab, hieß er Pedro und war der Ehemann von Yami, der Besitzerin unserer Bleibe. Wir
luden das Gepäck in sein Auto und dann ging es einen abenteuerlich steilen unbefestigten Weg hinauf zu unserer Unterkunft. Selbst mit Allradantrieb eine
Herausforderung. Als wir dann die Hütte (La Casita) sahen, waren wir sichtlich enttäuscht, denn wir hatten für den Preis eine etwas schönere Unterkunft
erwartet.
Nachdem wir unser Gepäck ausgeladen hatten, fuhr uns Pedro hinauf zum Hauptgebäude, wo gerade Renovierungsarbeiten im Gange waren. Hier wurden wir von
Yami herzlich empfangen, die gut Englisch sprach. Wir nahmen auf der Veranda Platz, von der man einen grandiosen Ausblick auf die Bahia Drake hat. Das
Frühstück wird auch hier oben serviert. Als uns Yami eröffnete, dass wir einen Tag zu früh hier sind, staunten wir nicht schlecht. Sowas Blödes, da hätten
wir noch einen Tag länger in der Lagarto Lodge bei Adolfo bleiben können. Yami erklärte uns dann alles, was wir unternehmen können etc. Leider konnten
wir nicht mit der Kreditkarte bezahlen, was uns einen großen Teil des Bargeldes kostete. Selber schuld, wir hätten das schon von zuhause per E-Mail
abklären können.
Später machten wir einen Spaziergang durch den Ort Agujitas de Drake, kauften in einem Laden ein paar Kleinigkeiten und Amélie konnte problemlos mit
der Kreditkarte bezahlen. Später gingen wir ins Restaurant La Choza, wo wir einen gemütlichen Abend verbrachten. Der junge Kellner war sehr nett und
gesprächig und im Lokal waren auch einige Gäste. Als Amélie wieder mit der Kreditkarte bezahlen wollte, funktionierte es nicht und wir mussten wieder
an unsere Barreserve. Das fing ja gut an!
Das La Choza, unser Stammrestaurant
Drake Bay | Unterwegs auf dem Drake Bay Hiking Trail
Die nächsten fünf Tage verbrachten wir in der Drake Bay. Am nächsten Morgen war ausschlafen angesagt und nach dem Frühstück ging es auf
Tour. Wir hatten uns den Küstenwanderweg Drake Bay Hiking Trail ausgesucht. Obwohl die Drake Bay einer der abgelegensten Orte Costa
Ricas ist, kann man hier einiges unternehmen. Diese Wanderung kann man sehr gut alleine machen, wobei man genug zu Trinken mitnehmen
sollte, da es sehr warm ist und man viel schwitzt. Treckingsandalen sind ausreichend. Ein Trampelpfad führt durch den Regenwald an der
Küste entlang. Gleich hinter dem Ort überquerten wir einen Flusslauf über eine kleine Hängebrücke, später ging es nochmal über eine
größere Brücke dieser Art.
Drake Bay Hiking Trail
Wir fanden den Trail sehr abwechslungsreich, man kommt an schönen Stränden vorbei und kann die Natur genießen mit allem was dazu gehört: laubbedeckter
Boden, Stufen die von Wurzeln gehalten werden und Bäche, die den Weg kreuzen. Am Cocalito Beach legten wir eine Pause ein, um zu baden. Aber angesichts
der Wellen und der starken Strömung gingen wir nur bis zu den Knien ins Wasser. Später fanden wir noch eine kleine geschützte Bucht, so dass wir zusammen
im Meer das kühle Nass genießen konnten. Von hier wanderten wir den gleichen Weg wieder zurück.
Bis zum beliebten San Josecito Strand wollten wir nicht. An Tieren sahen wir nur ein paar Echsen. Die besten Chancen für Tierbeobachtungen hat man, wenn
man so früh wie möglich aufbricht. Später am Nachmittag saßen wir auf der Veranda oben beim Hauptgebäude, da wir in unserer Casita keinen WLAN-Empfang
hatten. Hier lernten wir auch Yami's Schwester Elena kennen. Uns gefiel ihre freundliche und sympathische Art, so dass wir mit ihr für den nächsten Tag
eine Tour in den Corcovado Nationalpark ausmachten. Um 6 Uhr in der Früh sollte es losgehen, darum bestellten wir unser Frühstück für 5:30 Uhr.
Drake Bay Hiking Trail
Am Abend wollten wir vor dem Abendessen noch was einkaufen, aber Amélies Kreditkarte ging nicht mehr. Beim Abendessen im Restaurant La Choza war ihr der
Appetit vergangen. Angesichts der Situation mit der Kreditkarte waren wir etwas frustriert, zudem wurde das Wetter hier im Süden schlechter als vorige
Woche. Am Vormittag schien noch die Sonne, am Nachmittag fing es zu regnen an. Zum Glück konnte ich später mit meiner Karte zahlen.
Schlauchpilz (Cookeina sulcipes)
Drake Bay | Wandern im Corcovado Nationalpark
Nach dem Frühstück fuhren wir mit Pedro los, unterwegs stieg Elena zu und dann ging es etwa eine halbe Stunde auf einer abenteuerlichen Piste ins Innere
der Osa Halbinsel. Pedro ließ uns auf einer Schotterpiste aussteigen und fuhr gleich wieder zurück. An der Piste standen hohe Bäume, in denen zwei Rote
Aras herumkletterten. Wir konnten die Aras eine ganze Weile beobachten und Fotos schießen, bevor sie sich davon machten. Um es vorwegzunehmen, das war
der Höhepunkt der Tour.
Hellroter Ara (Ara macao)
Wir gingen dann bis zu einer Ranger Station und von dort weiter in den Urwald. Die Pfade waren sehr schmal, schlammig und führten kreuz und quer durch
den Wald. Hier wären Gummistiefel angebracht gewesen. Elena konnte uns mit ihrem Spektiv nur ein paar kleinere Vögel zeigen. Später fing es zu regnen an
und wir stapften zurück zur Ranger Station, wo wir auf Pedro warteten. Unterwegs hielten wir bei einem Soda, Pedro hatte hier für uns Essen bestellt.
Auf dem Weg zum Abendessen fing es leicht zu regnen an, als wir unten auf dem Weg am Meer waren, wurde es so heftig, dass wir umkehrten und den Abend in
unserer Hütte verbrachten. Bier und Chips hatten wir noch. Trotz der Regenjacken waren wir nass bis auf die Haut.
Im Corcovado Nationalpark
Drake Bay | Die nächsten zwei Tage nur Regen
Da es auch am nächsten Tag die ganze Zeit regnete, blieben wir in unserer Casita. Am Nachmittag, es regnete gerade nicht, schauten wir bei den Drake Divers
vorbei, um die Tauchanzüge anzuprobieren. Die nächsten zwei Tage hatten wir vor, bei der Isla del Caño zu tauchen. Nachdem wir zum Mittagessen im La Choza
waren, setzte der Regen wieder an. Als wir zum Abendessen aufbrachen, regnete es in Strömen, so dass wir nach einem kurzen Stück wieder kehrt machten. Es
gab halt wieder nur Bier und Chips, das wir uns auf dem Rückweg vom Tauchshop besorgt hatten. Später am Abend sagten wir das Tauchen ab, da keine
Wetterbesserung in Sicht war und ich Durchfall bekam. Yami braute mir am nächsten Tag gegen den Durchfall einen Tee aus Ingwer, roten Zwiebeln, Orangen
und Knoblauch.
Unsere Casita
Drake Bay | Nochmal der Küstenwanderweg
Nach zwei Tagen besserte sich das Wetter, zumindest am Vormittag. Yami hatte uns einen Fahrer bestellt, mit dem wir zu einem Strand fuhren, der kurz vor
der Einmündung des Rio Claro ins Meer lag. Wir wollten den schönen Küstenwanderweg nochmal gehen, aber nur die eine Strecke zurück in unseren Ort Agujitas.
Wie sich später herausstellte, hätten wir noch ein Stück weiter weg starten können, da es nicht lange dauerte, bis wir auf den uns bekannten Teil des Weges
stießen. Trotzdem war es wieder schön und mit Treckingsandalen konnten wir gut gehen. Als wir Agujitas erreichten, entdeckten wir drei Rote Aras in einem
Baum, die sich an den reifen Früchten labten. Ein schöner Abschluss der Tour und in der Drake Bay. Für morgen war die Abreise geplant, denn hier konnten
wir in Anbetracht des schlechten Wetters nicht viel machen.
Auf dem Küstenwanderweg
Drake Bay | Abreise zur Dantica Cloud Forest Lodge
Früh am nächsten Morgen saßen wir nochmal auf der Terrasse beim Frühstück, zusammen mit einem deutschen Paar aus Dinkelsbühl. Die beiden hatten zufällig
das gleiche Ziel wie wir, die Dantica Cloud Forest Lodge in der Cordillera de Talamanca, auf 2600 m Höhe gelegen. Die Fähre nach Sierpe geht um 7:30 Uhr
und 14:30 Uhr, Pedro brachte unser Gepäck zum Strand. Dieses Mal war das Einsteigen und Verladen des Gepäcks einfacher, das Meer war ruhig. In Sierpe
holten wir unseren Wagen und dann ging es los in Richtung Norden. Eine zeitlich weite, aber landschaftlich schöne Strecke (ca. 170 km) lag noch vor uns.
Bis hinter Uvita entlang der Pazifikküste war es die gleiche Route, wie bei der Hinfahrt. Bei Dominical ging es dann rechts ab und auf kurvenreichen und
schmäleren Straßen in die Berge. Bis hier hatten wir strahlenden Sonnenschein, dann kam zunehmend Nebel auf und später regnete es wieder. Unterwegs legten
wir einen Kaffeepause ein, dass muss sein. Zur Dantica Cloud Forest Lodge, die ein paar Kilometer vor der kleinen Ortschaft San Gerardo de Dota liegt, geht
eine steile unbefestigte Schotterpiste von der Interamericana ab. Hier mussten wir wieder auf 4WD umschalten und zuckelten im ersten Gang abwärts ins Tal.
Das hatten wir ja schon geübt. Ansonsten war die Anfahrt problemlos.
Rückfahrt nach Sierpe
Dantica Cloud Forest Lodge | Ankunft auf 2600 Meter Höhe
In den Bergen wurde es spürbar kühler. An der Küste war es so um die 30 Grad warm, als wir bei der Lodge ankamen nur noch 9 Grad. Die Lodge liegt mitten im
Nebelwald und in der Nähe des Los Quetzales Nationalparks. Zum Abschluss unserer Reise wollte Amélie noch ein schönes Zimmer haben, so dass wir über ein fast
kostgenloses Upgrade die Master Suite bekamen. Das war ein Bungalow mit zwei geräumigen Zimmern, schöner Einrichtung und großen bodentiefen Panoramafenstern,
ein separates Bad mit Badewanne, Whirlpool und Fußbodenheizung. Von hier hatten wir eine grandiose Aussicht über das Blätterdach des Nebelwaldes und die
vorüberziehenden Nebelschwaden. Für Naturliebhaber ein Traum.
Die Zimmer hatten einen Ethanol-Kamin und eine heizende Klimaanlage, die wir abends anmachten, da es auf 2600 Metern Höhe ziemlich kühl wurde. Beim Abendessen
im lodgeeigenen Restaurant trafen wir die beiden Deutschen aus Dinkelsbühl, mit denen wir bei einem netten Plausch unsere Reiseerfahrungen und Tipps
austauschten. Da inzwischen ein kräftiger Dauerregen einsetzte, hatten wir uns für den nächsten Tag nichts vorgenommen. Auf dem Rückweg zum Bungalow bemerkten
wir die Höhe. Nur langsam gingen wir bergauf und schnauften dabei ganz schön.
Richtig gemütlich
Dantica Cloud Forest Lodge | Der Nebelwald Trail
Den Vormittag verbrachten wir auf dem Zimmer, da es noch immer regnet. Als dann irgendwann die Sonne rauskam, brachen wir zu einer etwa zweistündigen
Wanderung auf, ausgerüstet mit Regenjacken und geliehenen Regenschirmen. Zur Lodge gehört ein 20 Hektar großer schöner Nebelwald, der sich runter bis
an den Rio Ojo de Agua ausdehnt. Es handelt sich um ein steiles Gelände, das man aber gut auf eigene Faust erkunden kann. An der Rezeption bekamen wir
einen Plan mit den vorhandenen Pfaden, zudem sind die Wege ausreichend beschildert. Auf schmalen Pfaden wanderten wir durch diesen wunderbaren Nebelwald,
der wirklich unberührt aussah, hinab in die Schlucht, bis wir an den kleinen Fluss gelangten. Von hier machten wir uns wieder auf den Rückweg. Außer ein
paar Vögeln sahen wir keine Tiere. Abends gingen wir wieder ins Restaurant, dieses Mal nahmen wir zum Essen einen guten chilenischen Rotwein. Das Essen
war schmackhaft, das Personal freundlich, hier fühlten wir uns wohl.
Am Rio Ojo de Agua
Dantica Cloud Forest Lodge | Zum Wasserfall am Rio Savegre
Am nächsten Tag hatten wir endlich gutes Wetter. Beim Frühstück trafen wir das deutsche Paar und sie erzählten uns von ihrer letzten Tour, bei der sie
auch Quetzals gesehen hatten. Der smaragdgrün und feuerrot schimmernde Quetzal ist einer der beliebtesten und schönsten Vögel Costa Ricas. Sie gaben uns
die Visitenkarte ihres Guides, mit dem wir über WhatsApp eine Tour für den nächsten Tag ausmachten.
Frühstück in der Lodge
Dann packten wir die Rucksäcke und machten uns auf den Weg in den kleinen Ort San Gerado de Dota, etwa sechs Kilometer weiter unten im Tal des Savegre-Flusses
auf immerhin noch 2000 Meter Höhe. Die Straße war schmal, steil und teilweise war es nur eine unbefestigte Schotterpiste mit Schlaglöchern. Für unseren
kleinen Offroad-Japaner kein Problem. Der Ort besteht aus ein paar verstreut liegende Häuser, meist touristische Unterkünfte. An einer Kurve zweigt ein
Waldweg über eine kleine Brücke ab und von dort starteten wir unsere Wanderung. An der Straße, wo schon zwei Autos standen, gab es noch genug Platz, um
unseren Wagen abzustellen.
Nachdem wir die Brücke überquert hatten, gelangten wir zu einer Forellenzuchtanlage, die wir kurz anschauten. Danach kam ein Hinweisschild auf den Wasserfall
und nach einer Weile teilte sich der Weg. Welchen nehmen? Wir entschieden uns für den rechten Pfad, der nach oben führte. Der richtige Pfad wäre der linke
gewesen. Trotzdem haben wir den "Umweg" genossen. Es war ein schmaler Pfad durch eine spektakuläre Urwaldlandschaft mit Farnen und Moosen und keiner
Menschenseele unterwegs. Im weiteren Verlauf führte uns der Pfad wieder ins Tal und wir trafen auf den Hauptweg, der entlang des Flusses zum Wasserfall
geht.
Am Rio Savegre
Nach der ersten Hängebrücke war der Pfad in keinem guten Zustand und es wurde immer abenteuerlicher. Es gab Stahlleitern an denen teilweise Stufen fehlten,
mit Seilen gesicherte Passagen und es galt auf den Weg gefallene Baumstämme zu überwinden. Nichts für ängstliche Zeitgenossen! Schließlich erreichten wir eine
längere Hängebrücke, die nicht so stabil aussah, an paar Stellen fehlten die Halteseile. Hier war volle Konzentration erforderlich, damit die Brücke nicht zu
schwanken anfing. Erst als ich die andere Seite erreicht hatte, folgte Amélie.
Volle Konzentration
Von der Brücke war es nicht mehr weit bis zu der Stelle, von der man den Rio Savegre in die Tiefe stürzen sieht. Die letzten paar Meter gingen wir nicht, da
es eine nasse, ausgesetzte Stelle war, zu der auch das Sicherungsseil nicht mehr reichte. Für den Rückweg nahmen wir den gut begehbaren Weg entlang am
Flussufer. Die Tour hat uns viel Spaß gemacht, sie lohnt sich auf alle Fälle. Man sollte allerdings einigermaßen fit sein, passendes Schuhwerk tragen und
nicht zu spät losgehen, da es hier um 18 Uhr dunkel wird.
Nach der Tour hatten wir Hunger und kehrten in San Gerardo in das Café Kahawe ein, wo wir uns Forelle mit Kokossoße schmecken ließen. Bevor wir ins Restaurant
rein durften, war Hände waschen und Fieber messen am Hals angesagt. Kaum hatten wir Platz genommen, fing es zu regnen an. So viel Regen hatten wir bisher
auf keiner Reise.
Blick auf den Wasserfall
Dantica Cloud Forest Lodge | Dem Quetzal auf der Spur
Mit Guide Michael Granados Romero hatten wir über WhatsApp die Quetzal Tour ausgemacht. Diesen prächtigen Vogel wollten wir zum Abschluss unserer
Reise noch gerne sehen. Treffpunkt war am Eingang zum Nationalpark Los Quetzales um 8 Uhr, von uns etwa 15 Autominuten entfernt. Das Wetter sah
heute Morgen gut aus, nur ein paar Wolken ließen sich blicken. Michael war pünktlich und wir fuhren ihm dann ein ganzes Stück auf der Interamericana
hinterher, bis wir rechts in ein Tal abbogen.
Quetzal (Pharomachrus mocinno)
Über eine steile, schmale und teilweise unbefestigte Straße ging es bergab, bis wir an einem Haus hielten. Michael führte uns dann auf ein Grundstück mit
Avocadobäumen, wo schon ein paar Leute mit Fotoausrüstung waren. Auf dem Gelände zeigten sich in den kommenden zwei Stunden immer wieder Quetzals, teils etwas
verdeckt in den Bäumen, teils auf einem Ast, wo man sie in ihrer ganzen Größe sehen konnte. Einige Male sahen wir sie auch im Flug. Die Früchte der
wildwachsenden Avocadobäume sind ein Hauptbestandteil der Ernährung dieser Vögel. Nach zwei Stunden verabschiedeten wir uns von Michael, bezahlten ihn und
machten uns auf den Rückweg. Wir hatten uns satt gesehen, waren sehr zufrieden und konnten auch viele Fotos machen. Unterwegs fing es wieder zu regnen
an. Glück gehabt.
Diesen Abend hatten wir Appetit auf Pizza. Wir gingen etwa einen halben Kilometer die Straße bergauf zu einem Lokal, das uns die beiden Deutschen empfohlen
hatten. Es war schon dunkel, mit unseren Taschenlampen fanden wir den Weg. Die Pizzería los Colibríes war ein einfaches Holzhaus mit einer Theke und
einfachen Holztischen. Der Besitzer war sehr nett und sprach auch ganz gut Englisch. Beim Eintreten vermutet man nicht, welch gute Pizza einen erwartet.
Es gab sie in vier verschiedenen Größen. Wir wählten die Nummer 2, die - wie sich herausstellte - viel zu groß war.
Quetzal (Pharomachrus mocinno)
Wir waren die ersten Gäste und der sympathische Besitzer und Koch ließ klassische Musik laufen. Chopin wie er sagte, später Pavarotti und andere Sachen.
Die Pizzen schmeckten uns einfach super, dazu tranken wir Bier. Wir konnten uns dann auch noch ganz nett mit ihm über alles Mögliche unterhalten. Die
restliche Pizza, die wir nicht mehr aßen, nahmen wir mit.
Dantica Cloud Forest Lodge | letzter Tag im Nebelwald
Am letzten Tag in der Lodge hatten wir nochmal schönes warmes Wetter, das wir für eine ausgedehnte Wanderung durch den Nebelwald nutzten. Zuerst gingen wir
den "Avocado Trail", wo wir einige scheue Vögel ähnlich unseren Rebhühnern sahen. Danach stiegen wir hinab in die Schlucht, bis zu einer Stelle am Fluss, die
uns schon beim ersten Mal gefiel. Hier waren wir umgeben von imposanten Felsen, hohen Urwaldriesen und halbvermoderten Stämmen, die teilweise mit Flechten und
Moosen bewachsen waren. Wir setzten uns eine Weile hin und ließen die einmalige Szenerie auf uns wirken.
Pilze
Den Wald hatten wir für uns ganz allein, ein tolles Gefühl. Wir mochten die schmalen ursprünglichen Pfade im Wald, teilweise steil, für uns aber kein Problem.
Weiter ging es auf einem abenteuerlichen Steig flussabwärts. Hier entdeckten wir überall Pilze und zum Abschluss der Tour konnten wir noch drei Spechte an
einer Baumhöhle beobachten.
Als Mittagessen gab's später die restliche Pizza. Es war noch so reichlich, das wir auf das Abendessen verzichteten. Wir hatten uns aber noch Bier im Mini
Market weiter oben an der Straße gekauft.
Nochmal am Rio Ojo de Agua
Rückfahrt nach Alajuela und Heimreise
Für die Rückfahrt hatten wir blauen Himmel und Sonnenschein, das hätten wir schon früher brauchen können. Nach dem Frühstück ging es problemlos über die
Transamericana nach Alajuela. Nur im langen Stau vor San José hatten wir uns verfahren, so dass wir ein gutes Stück durch die Stadt fahren mussten. Dank
unserem Navi fanden wir wieder zu unserer Unterkunft, die Dos Palmas Studio Apartments, wo wir wieder das gleiche Zimmer bekamen.
Zu Fuß machten wir uns auf den Weg zur Autovermietung Adobe und klärten ab, ob sie uns morgen mit ihrem Shuttle zum Flughafen bringen könnten. Auf dem
Rückweg kamen wir an einer Pizzeria vorbei und bestellten uns Pizza. Natürlich war die Portion, es gab drei Größen, wieder zu viel, so dass wir den Rest
mitnahmen und abends am Pool aßen.
Die Rückgabe des Wagens am nächsten Morgen war völlig unkompliziert. Wir hatten unterwegs vollgetankt, aber bis Alajuela waren dann auf der Tankanzeige doch
ein oder zwei Striche zu wenig Benzin. Don't worry, be happy, meinte der Mitarbeiter nur und nachdem wir den Papierkram erledigt hatten, wurden wir zum
Flughafen chauffiert. Mit unseren letzten Colones kaufen wir Kaffee und was zum Essen.
Beim Einchecken wurden wir nach der digitalen Einreiseanmeldung für Deutschland gefragt, die wir nicht hatten. Zu der Zeit war Costa Rica ein Corona
Hochrisikogebiet. Die freundliche Dame am Schalter wollte uns helfen, aber ihr Handy hatte keinen Empfang. Wir fragten Sie, ob wir es später hier im Flughafen
oder beim Zwischenstopp in Amsterdam ausfüllen können. Nachdem sie jemand gefragt hatte, gab sie uns ihr Okay. Ob man das bei uns in Deutschland so
unkompliziert gehandhabt hätte, wagen wir zu bezweifeln. Mit KLM hatten wir dann einen angenehmen, aber langen Rückflug über Amsterdam nach Stuttgart.
Bilanz unserer Reise
Unser Bericht fasst fraglos nur die wichtigsten Eindrücke und Erlebnisse zusammen, unsere Reise war natürlich wesentlich vielschichtiger und die
Eindrücke umfassender. Sicher haben wir, bedingt durch die Corona-Pandemie, das Land anders erlebt. Zu einer anderen Zeit wären einige Orte bestimmt
von Touristen überlaufen gewesen. Die meisten Touristen kommen auch erst im Dezember nach Costa Rica. Was die Pandemie betrifft, Angst vor einer
Ansteckung hatten wir nicht.
Auch das Autofahren war kein Problem, es ging besser als gedacht. Die Hauptstraßen wie zum Beispiel die Transamericana waren gut und entsprachen
ungefähr dem europäischen Standard. Auf den Nebenstraßen sah es schon anders aus. Dort kamen wir mit unserem Geländewagen gut zurecht und 4x4 zu
fahren hat sogar mehr Spaß gemacht.
Was das Wetter betrifft, so viel Regen hatten wir noch auf keiner Reise. Für Costa Rica wäre die Trockenzeit von November bis April besser gewesen.
Trotzdem konnten wir, bis auf das Tauchen, alles machen und sehen, was wir uns vorgenommen hatten. Die Costa Ricaner, die sich selbst Ticas (Frauen)
respektive Ticos (Männer) nennen, haben wir als freundlich und hilfsbereit empfunden. Die Verständigung hat auch ohne Spanischkenntnisse gut geklappt.
In den meisten Orten haben wir Leute getroffen, die Englisch sprachen. Zu guter Letzt gefielen uns die faszinierenden Naturerlebnisse und die
Tierbeobachtungen.
Bis Costa Rica war es ein weiter Weg, aber es hat sich gelohnt und Summa Summarum war es eine schöne und entspannte Reise.