2024 | Île de la Réunion - Wanderparadies im Indischen Ozean
Saint Pierre | Ausflug ins Bergdorf L'Entre-Deux
Wir hatten länger geschlafen und ließen den Tag gemütlich angehen. Als ich das Tuch vom Frühstückstablett
wegnahm, staunte ich nicht schlecht. Da saß ein grüner Goldstaub-Taggecko mitten im Tablett zwischen den Tellern.
Ganz schön schlau, diese Kerlchen. Ich setzte ihn wieder an die Hauswand und wir genossen unser Frühstück auf
der Terrasse. Der Vormittag ging mit Lesen und Faulenzen vorüber. Erst am Nachmittag machten wir uns auf den
Weg ins schmucke Bergdorf L'Entre-Deux, um etwas kreolisches Flair zu schnuppern.
Die Touristeninformation in L'Entre-Deux Die Kirche Saint-Vincent de Paul
Von unserer Unterkunft über die D26 war es eine gute halbe Stunde Fahrt. Der Ort liegt auf einem Hochplateau
zwischen zwei tiefen Schluchten und war dadurch längere Zeit recht abgeschieden. Die ersten Siedler waren geflohene
Sklaven. Gegenüber der Touristeninformation fanden wir einen großen Parkplatz, wo wir unseren Wagen abstellten.
Das Touristenbüro ist ein schönes und typisches kreolisches Haus.
Dort war auch der Startpunkt für unseren Bummel durch den Ort. Bei der Kirche Saint-Vincent de Paul fanden
wir ein Café, wo wir uns draußen hinsetzten und uns mit Kaffee und Kuchen stärkten. Danach setzten wir unseren
kleinen Spaziergang fort. Am Ende unserer Runde, nachdem wir einige schöne, alte kreolische Villen mit blühenden
Gärten gesehen hatten, gelangten wir wieder zum Parkplatz und machten uns auf den Heimweg.
Zum Abendessen wollten wir nicht nach Saint-Pierre fahren, allerdings war die Suche mit Google nach einem
Restaurant in der Nähe enttäuschend. Kurz entschlossen fuhren wir aufs Neue nach L'Entre-Deux. Ein Restaurant,
das wir am Nachmittag sahen und einen guten Eindruck machte, war jetzt leider geschlossen. In der Nähe der
Kirche fanden wir das Kulturzentrum Vavang'Art mit angegliedertem Restaurant, wo wir einen unterhaltsamen
Abend verbrachten. Wir bestellten uns lokales Bier, Caesar Wraps und Pommes-Frites, ab 18 Uhr gab es sogar
noch Livemusik. Mal was anderes, was will man mehr?
Im Kulturzentrum Vavang'Art Livemusik im Kulturzentrum Vavang'Art
Saint Pierre | Wanderung zur Wasserfallschlucht Trou de Fer
Der nächste Morgen, ein Samstag, begann wieder mit schönem Wetter, nur ein paar Wolken waren zu sehen. Wir hatten
uns aus dem Rother Wanderführer die Tour zur Cassé de Takamaka ausgesucht, ein Aussichtspunkt über der Takamakaschlucht.
Gleich nach dem Frühstück verließen wir unsere Unterkunft. Über die N3 ging es in kurvenreicher Fahrt wieder in die
Berge bis zur Passhöhe Col de Bébour. Nach etwa 1,5 km Fahrt bergab, über eine Brücke und nach ein paar Kurven
gelangten wir zu einem Parkplatz mit einer kleinen Infotafel. Hier waren wir richtig.
Unterwegs zum Trou de Fer Auch Orchideen gibt es hier
Vom Parkplatz hatten wir eine schöne Aussicht auf die umliegenden Berge. Hinter der Infotafel ging es dann hinein
in den Regenwald. Doch schon nach etwa 200 m brachen wir die Wanderung ab, denn wir versanken fast im Schlamm.
Der Weg war rutschig, der Untergrund war stark aufgeweicht und es gab keine Möglichkeit, den Matschlöchern auszuweichen.
Amélie ist einmal ausgerutscht und hatte sich zum Glück nicht wehgetan. Mit Gummistiefeln, die wir nicht hatten,
wäre die Tour machbar gewesen.
Wieder heimfahren wollten wir nicht. Da es vom Parkplatz über die Route forestière de Bébour-Bélouve bis zur Gîte
de Bélouve nur rund 14 km waren, disponierten wir einfach um. Unser neues Ziel war die Rundwanderung durch den
Hochwald Forêt de Bélouve zum Trou de Fer. In kurvenreicher Fahrt gelangten wir zum Parkplatz, von dem es noch
circa 500 m Fußweg bis zur Berghütte war. Zunächst machten wir einen Abstecher zum Aussichtspunkt hinter der
Hütte. Ein paar Wolken waren zu sehen, aber dennoch hatten wir nochmal einen phantastischen Ausblick auf
Hell-Bourg und den gesamten Cirque de Salazie.
Von der Gîte de Bélouve folgten wir dann dem Wegweiser in Richtung Trou de Fer. Über matschige, verwurzelte und verschlungene
Pfade wanderten wir durch den Regenwald mit Riesenfarnen. An einigen Stellen waren auch Stufen und Holzstege. Matschlöcher
konnten wir umgehen, indem wir uns seitlich an Büschen und Bäumen entlang hangelten. Moose und Flechten wuchsen
hier fast auf sämtlichen Bäumen. Wir entdeckten auch Orchideen an einigen Stellen. Schließlich führte uns ein
letztes, steiles Wegstück hinab zur Aussichtsplattform am Trou de Fer, von der wir eine einmalige Aussicht auf
die Schlucht und die umliegenden Berge hatten.
Verwurzelte und verschlungene Pfade Durch den Regenwald zum Trou de Fer
Das Trou de Fer ist eine etwa 250 m tiefe, kesselartige Schlucht, in die von sechs verschiedenen Stellen Wasserfälle
hinabstürzen. Nach einer Vesperpause machten wir uns über einen leichteren Pfad auf den Rückweg zu unserem Auto.
Wir waren froh, dass wie die Tour gemacht haben. Als wir uns auf die lange Heimfahrt machten, begann es zu dämmern.
Langsam machte sich Hunger bemerkbar, so dass wir unterwegs bei einer Auberge einkehrten, um Abend zu essen. Als
wir später nach Saint Pierre kamen, hatten alle Geschäfte zu. Auf unsere Terrasse tranken wir unser letztes Bier
und gingen bald schlafen.
Blick auf den Trou de Fer Ein Goldstaub-Taggecko auf unserer Terrasse
Saint Pierre | La Saga du Rhum
Am nächsten Morgen schliefen wir etwas länger und frühstückten gemütlich auf unserer Terrasse. Es war sonnig
und warm, so um 26 Grad. Nachdem der gestrige Tag etwas anstrengend war, folgte heute ein halber Ruhetag.
Erst am Nachmittag fuhren wir in die nahe, etwa 2 km entfernte Rum Destillerie Isautier und informierten
uns über die Geschichte des Rums (frz. La Saga du Rhum). Die Destillerie Isautier wurde 1845 gegründet und
ist somit eine der ältesten Rumbrennereien der Insel.
Wir besuchen die Rum Destillerie Isautier Besuch der Rum Destillerie Isautier
Vom Rundgang waren wir etwas enttäuscht. Wir konnten selbständig herumlaufen, wobei wir nur durch einen kleinen
Teil der Fabrik mit Gerätschaften kamen, der schon länger nicht mehr in Betrieb ist. Von der eigentlichen
Produktion selbst sahen wir herzlich wenig. Dafür gab es einige Schautafeln mit der Firmen- und Rumgeschichte.
Naja, wem es gefällt. Am Ende konnten wir im Verkaufsraum noch ein Gläschen Rum probieren, das war's. Dafür
zahlten wir 11 Euro pro Nase, einfach zu viel.
Am Abend gab es wieder Vesper auf der Terrasse. Auch am Sonntag sind hier die Lebensmittelläden geöffnet.
Wir hatten uns mit Bier, Käse und Wurst versorgt, beim Bäcker gab es frisches Baguette.
Weiterfahrt nach Cilaos im Talkessel Cirque de Cilaos
Am nächsten Morgen starteten wir gemütlich in den Tag. Erst um 11 Uhr sollte unser Zimmer geräumt sein. Es
war sonnig und warm, das Thermometer marschierte in Richtung 30 Grad. Heute stand uns wieder eine spektakuläre
Fahrt in die Berge bevor. Unser nächstes Ziel war der auf etwa 1.200 m Höhe gelegene Ort Cilaos im
gleichnamigen Cirque de Cilaos, einer der drei großen Talkessel der Insel. Der Name Cilaos soll sich aus
dem madagassischen Tsilaosa ableiten, was soviel wie "der Ort, den wir nicht verlassen" bedeutet. Die
Siedlung wurde im 17. Jahrhundert von entflohenen Sklaven gegründet, die auf dem Hochplateau Zuflucht suchten.
Unser Navi führt uns von unserer Unterkunft aus dem Vorort Ligne Paradis hinaus und alsbald überqueren wir die Flüsse
Bras de Cilaos und Bras de la Plaine und gelangten danach auf die Nationalstraße N5. Wir haben sie nicht gezählt,
aber es sollen auf der knapp 40 km langen Strecke bis nach Cilaos mehr als 430 Kurven sein. Diese berühmt berüchtigte
Strecke gehört zu den schönsten Landschaftserlebnissen, die Réunion zu bieten hat. Die Straße windet sich an den
Berghängen immer höher hinauf und bietet dabei viele grandiose Ausblicke.
Sie hat es aber in sich und erfordert die volle Aufmerksamkeit, denn es gibt einige enge Kurven, bei denen man
immer auf Gegenverkehr gefasst sein sollte. Am besten man hupt laut vor jeder Kurve, um auf sich aufmerksam zu
machen. Wir durchfuhren auch drei dunkle, enge und einspurige Tunnels. Vor uns hatten wir einmal einen LKW und
es war beeindruckend, wie präzise er durch den Tunnel manövrierte. Links und rechts war nur etwa eine Handbreit
Platz bis zur Tunnelwand. Die Fahrt war ein richtiges kleines Abenteuer und hat Spaß gemacht.
Cilaos | Spaziergang durch den Ort
Zu guter Letzt hatten wir die Strecke geschafft und gelangten in das kreolische Dorf Cilaos, das von hohen
Bergen umgeben ist. Der bewaldete und zerklüftete Talkessel wird vom felsigen Piton des Neiges (3.069 m)
dominiert, ein inaktiver Vulkan und der höchsten Berg der Insel und im Indischen Ozean. Seit 2010 zählt
der Cirque de Cilaos mit den anderen Talkesseln, Bergen und den Steilhängen zum UNESCO-Weltnaturerbe. Da
wir erst ab 15:30 Uhr auf unser Zimmer konnten, suchten wir einen Parkplatz und erkundeten bis dahin ein
wenig den Ort, der uns gut gefiel. Wir bummelten entlang der Hauptstraße Rue du Père Boiteau, an der es
Hotels, Pensionen, Restaurants und kleine Geschäfte gibt und gelangten so bis zur Kirche Notre-Dame-des-Neiges.
Sie wurde 1938 im Art-déco-Stil erbaut.
Die Kirche Notre-Dame-des-Neiges in Cilaos Blick auf den See Mare à Joncs in Cilaos
In der Nähe befindet sich ein Parkplatz, an dem der Wanderweg Sentier des Porteurs beginnt. Um einen schöneren
Blick auf die Berge zu haben und um Fotos zu machen, ging ich ein paar hundert Meter abwärts zu einer guten Stelle.
Amélie wartete solange. Die Aussicht auf diese Landschaft war wirklich beeindruckend. Auf dem Rückweg zum Auto
spazierten wir noch um den kleinen See Mare á Joncs. Für das Abendessen hatten wir noch im Hôtel Le Tsilaosa
an der Hauptstraße einen Tisch reserviert. Unser privates Gästehaus La Case Nyala bot nur jeden Morgen ein
Frühstück an.
In der charmanten Unterkunft wurden wir herzlich empfangen und bekamen ein ansprechendes, gepflegtes Bungalowzimmer
hinter dem kleinen kreolischen Haupthaus mit privater Terrasse und herrlichem Blick auf die Hochebene und die
umliegenden Berge. Zum Ausladen des Gepäcks konnten wir kurz vor dem Haus parken, danach mussten wir den Wagen
in der Nähe an einer größeren Straße abstellen. Nachdem wir uns eingerichtet hatten, holten wir uns ein Bier
aus der Gemeinschaftsküche im Hauptgebäude und legten uns danach eine Weile aufs Ohr.
Unsere Unterkunft La Case Nyala in Cilaos Blick ins Zimmer
Cilaos | Abendessen im Weinkeller
Zum Abendessen gingen wir in den Weinkeller Le Carnotzet des Hotels Le Tsilaosa, der sich im Untergeschoss befindet
und Weine aus Cilaos sowie eine nationale und internationale Auswahl anbietet. Es war ein großer, heller und
geschmackvoll eingerichteter Raum. Wir mussten schon bei der Reservierung das Essen vorbestellen, zur Auswahl
gab es Käsefondue oder Raclette. Wir hatten uns für letzteres entschieden. Der Raclette-Grill stand schon auf
dem Tisch, Käse, Schinken und Salami wurde auf einem Holzbrett gereicht.
Die Weinreben kamen 1665 mit den Booten der ersten Siedler nach La Réunion. In Cilaos werden seit 1771 die
Rebsorten Malbec, Chenin und Pinot noir angebaut. Die Trauben wachsen auf Terrassen in einer Höhe von 600
bis 1.300 Meter. Zum Auftakt probierten wir ein Glas Weißwein aus Cilaos, einen Ladi Lafé Blanc Sec. Die
Gelegenheit, einen Wein aus La Réunion zu probieren, wollten wir uns nicht entgehen lassen.
Leider fehlte ihm nach unserem Empfinden etwas an Gehalt, so dass wir uns noch eine Flasche Rotwein aus
dem Burgund bestellten. Nach und nach kamen noch weitere Gäste und wir verbrachten einen angenehmen
ersten Abend in Cilaos.
Wein aus La Réunion Wir probieren einen Wein aus La Réunion. Die ersten Weinreben kamen 1665 auf die Insel
Cilaos | Le Bras Rouge - Wandern im Cirque de Cilaos
Am nächsten Morgen waren wir schon früh auf den Beinen. Wir wurden mit Sonnenschein und einem grandiosen Blick
auf den Piton des Neiges begrüßt. Es war warm und keine einzige Wolke war am Himmel zu sehen, das perfekte Wetter
für unsere heutige Rundwanderung Le Bras Rouge. Im Rother Wanderführer ist sie als mittelschwer und mit etwas
mehr als 5 Stunden Gehzeit angegeben. Im Frühstücksraum, der im Haupthaus liegt, stärkten wir uns für den bevorstehenden
Wandertag. Wir würden bestimmt länger als 5 Stunden unterwegs sein. Auch hier war das Frühstück typisch französisch,
allerdings gab es hier ein gutes Dutzend selbstgemachter Konfitüren zur Auswahl.
Vom Gästehaus gelangten wir in wenigen Minuten in die Hauptstraße Rue du Père Boiteau, wo wir uns in einem der
Geschäfte noch Wasser und etwas Obst besorgten. So hatte jeder von uns 1,5 Liter Wasser, denn die Tour ist lang
und es sollte auch recht warm werden. Am Parkplatz, an dem wir tags zuvor schon waren, begann unser Wanderweg.
Blick auf die umliegenden Berge Frühstück im La Case Nyala
Auf dem Sentier des Porteurs zum Wasserfall Bras Rouge
Über einen abschüssigen Hangpfad durch schattigen Wald erreichten wir bald den oberen Punkt des Wasserfalls
Cascade de Bras Rouge. Von einer Felsplatte aus konnten wir den Wasserfall bewundern, der spektakulär in die
Tiefe stürzt. Der Pfad war bislang gut zu laufen, unsere Wanderstöcke waren hier im unwegsamen Gelände wieder
sehr hilfreich. Ein Stück weiter unten legten wir eine erste Rast am Ufer des Bras Rouge ein. Danach überqueren
wir das Bachbett, indem wir von Stein zu Stein balancierten.
Am anderen Ufer ging es dann wieder stramm in der prallen Sonne bergauf. Zum Glück hatten wir unsere Hüte als
Sonnenschutz dabei. Auf einem steinigen Pfad mit engen Kehren ging es dann weiter. Später gelangten wir an eine
schmale, leicht abfallende Stelle mit kleinem Kiesel und rutschigem Sand, die nah am Abgrund verlief. Hier wurde
es mir doch etwas mulmig. Unterwegs entdeckten wir noch einen schönen Wasserfall, nur wenige Meter vom Wanderweg
entfernt.
Auf dem Sentier des Porteurs zum Wasserfall Bras Rouge Blick auf den Wasserfall Cascade de Bras Rouge
Mittagspause am Bras Rouge
Weiter ging es wieder hinab bis zum Bras Rouge, wo wir uns ein schattiges Plätzchen für eine Brotzeit am Flusslauf
suchten. Wir machten Fotos und genossen ausgiebig den Blick auf das schöne ausgewaschene Flussbett und die herrliche
Bergwelt um uns herum. Die Mühe hatte sich gelohnt, aber am Ziel waren wir noch nicht. Wir überquerten den Fluss,
indem wir wieder auf die im Wasser liegenden Stein traten. Danach folgte ein weiterer steiler Anstieg bis zur
Straße D242, die wir überquerten und ab da ging es oberhalb der Straße weiter steil bergwärts. Das letzte Teilstück
des Höhenweges GR R1 bis zum Bassin Bleu verlief dann wieder flacher. An ein paar ausgesetzten Stellen gab es
Drahtseile zum Festhalten. Endlich erblickten wir die Kirche von Cilaos, aber der Weg zog sich noch etwas hin.
Als wir wieder nach Cilaos kamen, belohnten wir uns erst mal mit einem großen Dodo-Bier beim Imbiss Chez James an
der Hauptstraße. Wir saßen draußen und blickten zurück auf die schönste und längste Wanderungen, die wir auf La
Réunion gemacht haben. Mit Pausen waren wir 9 Stunden unterwegs und hatten immer wieder die eindrucksvollen Berge
im Blick. Mit gutem Gefühl alles richtig gemacht zu haben, schlenderten wir zurück zum Gästehaus, duschten und
ruhten uns aus. Den herrlichen Tag ließen wir später mit einem Abendessen im Restaurant Chez Noé an der
Hauptstraße ausklingen. Es hatte geöffnet und wir konnten noch einen freien Tisch im Innenraum ergattern.
Blick von oben auf den Cascade de Bras Rouge Am Fluß Bras Rouge
Von Cilaos geht es weiter an die Westküste nach Saint-Leu
Am nächsten Tag stand uns wieder ein Ortswechsel bevor, aber wir konnten uns Zeit lassen und ausschlafen, ausgiebig
frühstücken und in Ruhe unsere Sachen packen. Wir parkten dann den Wagen bei der Kirche und bummelten ein letztes
Mal durch Cilaos, tranken noch einen Kaffee und machten uns dann auf den Weg nach Saint-Leu, eine Strecke von
ungefähr 60 Kilometer. Unsere nächste Unterkunft, das Gästehaus Leu Bleu Austral, lag am Berg oberhalb von Saint-Leu
im Vorort Étang mit Blick auf den Indischen Ozean.
Auf einer steilen und kurvenreichen Straße, wie fast überall auf La Réunion, ging es nach oben, dann führte ein schmales
Sträßchen zum Gästehaus. Die Einfahrt war abschüssig und die Parkplätze relativ eng, aber wir kamen damit gut zurecht.
Von den Gastgebern Carine und Thierry wurden wir freundlich begrüßt und es gab einen Welcome-Drink. Thierry spricht
auch etwas deutsch. Wir bekamen ein gemütliches Zimmer im Erdgeschoss mit Terrasse und voll ausgestatteter Außenküche
und Blick in die schöne Gartenanlage. Von der Terrasse gelangte man auch zum beheizten Pool.
Am Abend hatten wir das Problem, dass es auch hier kein Restaurant gab, das zu Fuß erreichbar ist. Laut unseren
Gastgebern gibt es weiter unten an der Straße einen Imbisswage, wo man Pizza kaufen kann.
Also machten wir uns zu Fuß auf den Weg. Zunächst auf der Straße, dann weiter auf einem steilen Pfad durch ein
Grundstück und eine Lücke im Zaun gelangten wir wieder auf die Straße. Wir nahmen zwei Pizzen und Bier und im
Dunkeln ging es wieder zurück. Nachdem wir auf unserer Terrasse gegessen hatten, gingen wir bald ins Bett.
Unsere Unterkunft Bleu Austral in Saint-Leu Blick auf den Pool
Saint-Leu | Tauchen in der Bucht von Saint-Leu
Am nächsten Morgen frühstückten wir oben auf der Terrasse der Gastgeber mit Blick auf den Indischen Ozean.
Es gab Baguette, dreierlei Konfitüren, Obst, Kaffee, Joghurt und Käse, für französische Verhältnisse ein fast
schon opulentes Frühstück. Den Rest des Vormittags verbrachten wir in der Unterkunft. Am Nachmittag fuhren
wir zeitig los, um pünktlich bei der Tauchbasis Abyss Plongée zu sein. Die kurvenreiche Fahrt dauerte ungefähr
20 Minuten und nach einer Weile fanden wir auch einen Parkplatz in der Nähe der Basis.
Als der Laden öffnete, erklärte Amélie, dass sie wegen ihrer Ohren nicht tauchen kann. Wir verblieben dann so,
dass sie etwas in Saint-Leu unternimmt, sich zum Beispiel die Schildkrötenaufzuchtstation Kélonia anschaut und
um 17 Uhr wieder zur Basis kommt. Dann ging es zur Materialausgabe und ich bekam eine sauschwere 12 l Pressluftflasche
aus Stahl, Flossen, Tarierjacket und Tauchanzug. Die restliche Ausrüstung hatte ich von zuhause mitgebracht.
Nachdem wir unser Tauchgerät zusammengebaut hatten, wurden die Sachen in einem Lieferwagen verstaut und zum
Yachthafen gebracht. Danach kostete es mich etwas Mühe, den Neoprenanzug anzuziehen, dadurch bekam ich vom
Briefing nichts mit. Insgesamt waren wir mit den beiden Guides Melanie und Thierry zu sechst.
Frühstück im Bleu Austral Tauchen in Saint-Leu
Wir gingen anschließend im Taucheranzug in gut 5 Minuten zu Fuß zum Yachthafen, wo die Tauchausrüstung von
uns Gästen und den Guides auf ein Boot verladen wurde. Hier packt jeder mit an, kein Easydiving wie in Ägypten,
wo einem sogar die Flasche aufgedreht wird. Nachdem alles verstaut war, tuckerten wir aus dem Hafen, aber nicht
sehr weit. Von unserem Tauchplatz Le Jardin des Kiosques konnte man noch den Strand sehen. Das Boot wurde an
einer Boje festgemacht, die auf dem Meeresgrund verankert war. Ungewöhnlich war für mich die schwere Stahlflasche,
ansonsten gibt es zum Tauchgang nicht viel zu sagen. Es war eine Abfolge von Verwerfungen und sandigen Schluchten
mit wenig Fischen. Da hätte ich etwas mehr erwartet.
Nach dem Tauchgang fuhren wir zurück in den Hafen. Die Tauchsachen wurden dort wieder in den Lieferwagen verladen
und wir machten uns zu Fuß auf den Weg zur Basis, wo mich Amélie schon erwartete. Inzwischen war es 18 Uhr
geworden, Zeit um etwas zu essen. Wir fanden direkt am Strand im Restaurant Le Zat noch einen freien Tisch.
Hier konnten wir entspannt sitzen, Bier trinken, etwas essen und den Blick auf die Bucht genießen.
Tauchen in Saint-Leu Abendstimmung an der Küste von Saint-Leu
Saint-Leu | Tauchen - der zweite Tag
Am nächsten Tag war ich bereits um 8 Uhr bei der Tauchbasis, Amélie machte es sich bei uns auf der Terrasse gemütlich.
Heute waren außer mir noch drei Franzosen mit von der Partie. Guide Thierry machte das Briefing in einem Kauderwelsch
aus Englisch und Französisch, von dem ich so gut wie nichts verstand. Wie gestern ging es zu Fuß zum Yachthafen,
wobei dieses Mal ein anderer Lieferwagen die Zufahrt zu unserem Boot versperrte, so dass wir die ganze Ausrüstung
ungefähr 100 Meter zum Boot schleppen und verladen mussten.
Im kleinen Hafen von Saint-Leu, die nächste Tauchfahrt steht an Blick auf die Küste bei Saint-Leu
Ich sollte dann mit einem der Franzosen allein tauchen, Thierry ging mit den beiden anderen Tauchern. Wir sollten
etwa 28 Minuten in die eine Richtung tauchen und dann umkehren. Thierry gab uns noch eine Boje mit. Der Tauchgang
war nicht anders als der vom Vortag, so dass ich beschloss, es mit diesem, meinem 300. Tauchgang gut sein zu
lassen. Nachdem wir umgekehrt waren, hatte ich das Gefühl, dass wir in die falsche Richtung gehen, aber mein Buddy
tauchte unbeirrt weiter. Ein Kompass wäre hier hilfreich gewesen. Nachdem die restliche Zeit verstrich und kein
Boot zu sehen war, gab ich Zeichen zum Auftauchen.
Da wir innerhalb der Nullzeitgrenze tauchten, konnten wir ohne Sicherheitsstopp an die Oberfläche gehen. Tja, das
Boot war ein ganzes Stück von uns weg. Ich tauchte nochmal ab, um die Boje zu setzen, damit uns Thierry sehen
konnte. Zusätzlich schwammen wir langsam in Richtung Boot. Da Thierry noch mit den beiden anderen Tauchern im
Wasser war, dauerte es noch eine Weile, bis er uns aufnahm. Im Hafen mussten wir die Ausrüstung wieder durch
die Gegend schleppen, da ein Auto die Zufahrt blockierte. In der Basis gab ich Bescheid, dass es für mich der
letzte Tauchgang war und fuhr gegen 12 Uhr wieder in die Berge zu unserer Unterkunft. Zum Abendessen fuhren
wir nochmal in die Stadt, wo wir im Restaurant Le Lagon noch einen Tisch bekamen und den Tag gemütlich ausklingen
lassen konnten. Das Restaurant bot französische und kreolische Küche an und von unserem Tisch hatten wir einen
schönen Blick auf den Indischen Ozean.
Tauchen in Saint-Leu Ein Abend im Restaurant Le Lagon
Saint-Leu | Ausflug zum Aussichtspunkt Le Piton Maïdo (2.205 m)
Es war unser letzter Tag in Saint-Leu und wir beschlossen, nochmal in die Berge zu fahren, um vom Hochplateau
Le Piton Maïdo den spektakulären Ausblick auf den Cirque de Mafate zu genießen. Wir hatten sonniges Wetter und
brachen früh auf, um nach Möglichkeit die Aussicht ohne Wolken genießen zu können. Meistens zogen auf La Réunion
spätestens um die Mittagszeit die ersten Wolken über die Berge. Die Fahrt auf der asphaltierten aber engen Straße
dauerte ungefähr ein Stunde. Wir schraubten uns stetig bergauf in nicht enden wollenden, zum Teil sehr engen Kurven.
Ab einer gewissen Höhe sahen wir auf almähnlichen Wiesen schwarzweiß gefleckte Kühe weiden. Vom Parkplatz erreichten
wir den Aussichtspunkt in wenigen Gehminuten. Es waren schon Wolken aufgezogen, aber wir hatten Glück. Immer wieder
brach die Sonne durch und vor uns eröffnete sich ein Panorama, das uns regelrecht aus den Socken haute. Von hier oben
konnten wir den gesamten Cirque de Mafate überblicken. Aus der Vogelperspektive erinnert La Réunion ein wenig an
die Kulisse der Jurassic-Park-Filme.
Vom Aussichtspunkt streiften wir noch ein Stück entlang am Steilhang zum Sentier de Roche Plate (2.029 m), wo wir eine
Pause einlegten und den Ausblick in den Talkessel genossen. Von dort gingen wir wieder zurück zum Parkplatz. Inzwischen
hatte sich das Wetter geändert, Nebel kam auf und es wurde mit nur noch 12 Grad spürbar kühler. Wir fuhren dann
durch bis Saint-Leu und aßen nochmal im Restaurant Le Zat zu Mittag.
Blick vom Aussichtspunkt Le Maïdo in den Cirque de Mafate Blick in den Cirque de Mafate
Rückfahrt nach Saint-Denis
Am nächsten Morgen frühstücken wir nochmal gemütlich oben auf der Terrasse bei den Gastgebern. Nachdem wir die
restlichen Sachen zusammengepackt hatten, verabschiedeten wir uns von Carine und Thierry und fuhren runter nach
Saint-Leu, um den Wagen vollzutanken. Danach steuerten wir Saint-Denis an. Das erste Stück fuhren wir über eine
Landstraße, weiter ging es dann über die vierspurige Autobahn N1 bis nach La Possession. Ab hier fuhren wir das
letzte Stück über die neugebaute Autobahn La Nouvelle Route du Littoral, die als teuerste Straße der Welt gilt.
Sie führt am Fuße der vulkanischen Felsen am Meer entlang.
Die Lobby vom kleinen Hotel Le Juliette Dodu in Saint-Denis Blick auf den Pool
Unser Navi führte uns sicher zu unserem Hôtel Le Juliette Dodu, das im Zentrum der Hauptstadt Saint-Denis liegt
und sich in einem denkmalgeschützten Gebäude befindet. Wir waren noch früh dran und stellten unser Gepäck in einem
Nebenzimmer ab und machten uns auf den Weg zum Flughafen, um den Mietwagen abzugeben. Da unser Rückflug am nächsten
Tag relativ früh war, konnten wir so einen stressigen und hektischen Start in den Reisetag vermeiden und uns
entspannen und um eine Sache weniger kümmern.
Ein Taxi brachte uns wieder zurück ins Hotel, wo wir es uns im Poolbereich mit einem Gin Tonic gemütlich machten.
Das kleine Stadthotel machte auf uns einen guten Eindruck. Es war stilvoll mit alten Möbeln eingerichtet, insbesondere
die Eingangshalle mit ihrer raffinierten Dekoration gefiel uns gut. Das Juliette Dodu hatte kreolisches Flair
und freundliches Personal. Unser Doppelzimmer war relativ klein, aber für eine Nacht war das in Ordnung.
Später rief uns ein Mitarbeiter der Autovermietung CarGo an, denn wir hatten vergessen, die in bar hinterlegte
Kaution am Schalter abzuholen. Zum Abendessen blieben wir im Hotel, davor unternahmen wir noch einen Bummel
durch die Altstadt bis zur Rue de Paris. Wir bestellten noch ein Taxi für die Fahrt zum Flughafen an der Rezeption
für 7 Uhr. Der nächste Tag war ein Montag und morgens ist immer mit viel Verkehr und Stau zu rechnen. Die Dame
an der Rezeption war so freundlich und hatte extra beim Taxiunternehmen nachgefragt. Da es um diese Zeit noch
kein Frühstück gab, ließen wir uns was zum Mitnehmen richten.
Blick auf das Rathaus in Saint-Denis Schöner alter Baum in einem Park in Saint-Denis
Saint-Denis | Wir nehmen Abschied von der Insel La Réunion
Pünktlich um 7 Uhr stand der Taxifahrer an der Rezeption und brachte uns sicher zum Flughafen. Wir holten die
Kaution bei der Autovermietung ab und checkten ein. Alles ging problemlos über die Bühne und um 9 Uhr stand unser Flieger
schon bereit. Der Abflug erfolgte leider mit einer Stunde Verspätung, was in Paris wieder mit einer Rennerei zum Abflugterminal
nach Stuttgart verbunden war. In letzter Minute erreichen wir noch die Maschine, uns Gepäck schaffte es leider
nicht mehr. Irgendwann nach 22 Uhr erreichten wir Stuttgart und fuhren mit einem Taxi nach Hause.
Unser Fazit
Die Vulkaninsel hat uns mit ihrer Landschaft absolut begeistert. Wir konnten hier tagelang zum Teil in großer
Abgeschiedenheit Natur pur erleben, beim Wandern in den spektakulären Talkesseln und im subtropischen Regenwald.
Wer es wie wir liebt, auf eigene Faust durch unterschiedlichste Vegetationen zu wandern und ungern an geführten
Touren teilnehmen möchte, ist hier genau richtig. Amélie hat Grundkenntnisse in Französisch, ich spreche nur
ein paar Brocken, aber das war kein Problem, die Verständigung hat immer funktioniert. Uns hat auch die Freundlichkeit
und Hilfsbereitschaft der Einheimischen überrascht. Wir können uns gut vorstellen, La Réunion ein zweites Mal zu besuchen.