2024 | Île de la Réunion - Wanderparadies im Indischen Ozean
Blick in den Talkessel von Salazie (Cirque de Salazie)
Willkommen auf La Réunion - Bienvenue à La Réunion
Vorbereitung
Nach zwei Reisen ins südliche Afrika mit schier endlosen Wüsten und Trockensavannen wollte Amélie mal
wieder Wandern und grüne Landschaften sehen. Nach einigen Überlegungen entschieden wir uns für die Île
de la Réunion. Vor einiger Zeit kam Réunion als Reiseziel schon mal in unsere engere Auswahl. Réunion
ist eine Insel mit tropischem Klima im Indischen Ozean und ein Übersee-Département Frankreichs. Sie
gehört somit auch zur EU, geografisch allerdings zu Afrika. Im Kollegen- und Freundeskreis kannte den
Namen La Réunion so gut wie niemand. Wo ist denn das, bekamen wir zu hören, wenn wir nach unserem nächsten
Reiseziel gefragt wurden.
Es ist eben kein Ziel für Touristenmassen sondern für Individualreisende. Die Insel überzeugt mit mildem Wetter
und einer spektakulären Landschaft. Amtssprache ist Französisch, daneben spricht ein Großteil der Bevölkerung
"Creole", bezahlt wird mit Euro. Amélie hat noch Schulkenntnisse in Französisch und da wir im Elsass und im
Burgund gut zurecht kamen, hatten wir keine Bedenken bezüglich der Verständigung vor Ort. In Touristengebieten
wird auch Englisch gesprochen.
Anfang Dezember 2023 buchten wir bei Air France den Flug von Stuttgart über Paris in die Inselhauptstadt
Saint-Denis. Danach übernahm Amélie wieder die Routenplanung. Bei der Recherche nach Unterkünften und einem
Mietwagen stieß sie auf die Webseite Réunion-Urlaub.com von Brigitte Monat. Brigitte bietet eine individuelle
Urlaubsplanung an. In unserem Fall hat sie Vorschläge für den Autoverleih und für private Gästehäuser gemacht
und auch für uns gebucht. Sie kennt alle Gastgeber und Unterkünfte persönlich.
Nach einer Unterkunft in Saint-Leu sowie in Saint-Denis haben wir selbst gesucht. Des Weiteren haben wir mit
der Tauchbasis Abyss Plongée in Saint-Leu Kontakt per E-Mail aufgenommen. Zur Vorbereitung besorgten wir uns
den Wanderführer La Réunion vom Rother Verlag und das Reisehandbuch Réunion vom Iwanowski's Verlag. Unser Plan
war, die Insel auf der Küstenstraße komplett zu umrunden und Abstecher in die Talkessel zu machen. Réunion
hat viele Attraktionen in unterschiedlichen Regionen, die man besser erkunden kann, wenn man vor Ort wohnt.
Anreise
Am Stuttgarter Flughafen waren wir zur rechten Zeit, um ohne Stress den Check-In zu machen und die Sicherheitskontrolle
zu passieren. Leider hatte die Air France Maschine ziemlich Verspätung, so dass wir Bedenken hatten, den Anschlussflug
in Paris nicht mehr zu erreichen. Na, das fing ja gut an. Am Flughafen Paris-Charles-de-Gaulle mussten wir von Terminal
2G zum Terminal 2E. Wir sind so schnell es ging, aus dem Flieger raus und durch lange Gänge gerannt, bis wir den
Shuttlebus erreichten, der uns zum Terminal F brache. Von dort war es dann noch ein gutes Stück zu Fuß bis zum
Terminal 2E. Außer Atem kamen wir am Gate an, das Boarding sollte schon im Gange sein, aber zum Glück für uns hatte
die Maschine nach La Réunion auch Verspätung.
Reiseroute auf La Réunion
Saint-Denis - keine Übernachtung
Hell-Bourg - Gite des Agrumes
Vincendo - Les Grands Monts
Saint Pierre - Tipalais
Cilaos - La Case Nyala
Saint-Leu - Leu Bleu Austral
Saint Denis - Hôtel Le Juliette Dodu
Ankunft in der Inselhauptstadt Saint-Denis
Nach 11 Stunden Flug landeten wir am nächsten Morgen kurz nach 7 Uhr sanft in Saint-Denis, der Inselhauptstadt
von La Réunion. Auch unser Gepäck hatte es noch in den Flieger geschafft. Wir hatten Bedenken, dass es angesichts
der Verspätung nicht ankommt. La Réunion empfing uns mit blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein. Wir holten
unser Gepäck und gingen zur Autovermietung Au Bas Prix CarGo, gegenüber der Flughafenhalle, wo wir unseren Mietwagen,
einen Renault Clio, in Empfang nahmen.
Normalerweise verbringen wir nach Langstreckenflügen die erste Nacht am Zielort und starten gut ausgeruht erst
am nächsten Tag. Da es zu unserem ersten Ziel Hell-Bourg nur eine Stunde Fahrzeit war, machten wir eine Ausnahme.
Zudem sind die Straßen hier gut ausgebaut, sicher und man fährt auf der rechten Seite. Zuhause hatte Amélie schon
die Adressen unserer Unterkünfte in unser Navi eingespeichert, so dass wir gleich losfahren konnten.
Der tropischen Garten in der Privatunterkunft Gite des Agrumes Blick in den Cirque de Salazie
Fahrt nach Hell-Bourg
Zunächst ging es auf der Nationalstraße N2, einer vierspurigen Autobahn, entlang der Küste bis Saint-André
und dann auf einer Landstraße weiter in den Cirque de Salazie. Unsere Privatunterkunft Gite des Agrumes
war im Ort Ilet á Vidot, gleich hinter Hell-Bourg. Etwas gewöhnungsbedürftig waren für uns die meist ungesicherten
Gräben, die es hier fast überall neben der Straße gibt. Sie heißen "Caniveau" und dienen als Abwasserrinnen
bei starken Regenfällen.
Wir bekamen ein geräumiges Zimmer mit schönem Bad in einem neuen, etwas höher gelegenen Haus. Nachdem wir bis
zum Nachmittag geschlafen hatten, fuhren wir nach Hell-Bourg, um ein wenig zu bummeln und nach einem netten
Restaurant fürs Abendessen zu suchen. Wir fanden dann das gemütliche Le Relais des Cimes, wo wir einen Tisch
für 18:30 Uhr im Innenbereich reservierten. Um diese Zeit war es hier schon dunkel und mit 16 Grad recht frisch.
Hell-Bourg liegt immerhin auf einer Höhe von 930 Meter. Die Küche war landestypisch kreolisch, wir fühlten uns
hier wohl. An diesem Abend gingen wir früh schlafen. Bei Anbruch der Dunkelheit hört man hier in der Nähe
die Frösche quaken.
Hell-Bourg | Wanderung zum Fôret de Bélouve
Wir starteten gemütlich in den nächsten Tag. Von unserem Zimmer gingen wir durch einen herrlichen, gepflegten tropischen
Garten mit vielen Blumen, Büschen und Obstbäumen zum Frühstücksraum im Haus der Gastgeber. Das Frühstück war spartanisch
französisch, also klein und einfach. Bei uns am Tisch saß noch eine Familie aus dem Elsass, mit dem Mann konnten wir uns
ein wenig auf Deutsch unterhalten. Madame Begue, die Gastgeberin, sprach auch gutes Englisch.
Aufstieg zum Forêt de Bélouve Auch Azaleen wachsen hier
Heute wollten wir zum Forêt de Bélouve wandern. Wir hatten schönes Wetter, aber da gegen Mittag oft Wolken aufziehen und
es auch regnen kann, wollten wir nicht allzu spät aufbrechen. Die Gastgeberin hatte uns zum Glück einen besseren Startpunkt
gezeigt, als der im Rother Wanderführer. So mussten wir nicht erst durch ganz Hell-Bourg marschieren. Wir fuhren mit dem
Auto wieder nach Hell-Bourg (ca. 3 km) und ließen es auf einem Parkplatz am Ortsrand stehen. Mit dabei hatten wir unter
anderem unsere Wanderstöcke, die uns hier auf allen Wanderungen eine große Hilfe waren.
Der Aufstieg war recht steil, aber wir kamen gut voran. Wir legten immer mal wieder eine kurze Verschnaufpause ein, auch
um den Blick auf Hell-Bourg und die umliegenden Berge auf uns wirken zu lassen. Als wir das Panoramaplateau erreichten,
zog es langsam zu, aber wir konnten noch den phantastischen Ausblick auf den gesamten Cirque de Salazi genießen. Wir
gingen dann an der Gîte de Bélouve vorbei und drehten noch eine kleine Runde durch den Fôret de Bélouve, bevor wir uns
an den Abstieg machten. Hier oben sahen wir auch blühende Azaleen, Orchideen und Callas.
Den kühlen und regnerischen Abend ließen wir dann wieder im Restaurant Le Relais des Cimes in Hell-Bourg ausklingen, wo wir
Amélies Geburtstag feierten.
Blick vom Panoramaplateau in den Cirque de Salazie Weiße Calla
Hell-Bourg | Ausflug zum Cascade du Voile de la Mariée
Der nächste Morgen begrüßte uns wieder mit strahlendem Sonnenschein und angenehm warm war es auch. Nach dem Frühstück
fuhren wir nach Salazie, parkten den Wagen rechts an der Straße und machten uns auf den Weg zum Cascade du Voile
de la Mariée (Brautschleier-Wasserfall). Den Wasserfall kann man bereits von der Straße aus erkennen. Eine Brücke
führte uns dann über den Rivière du Mât, den Wasserfall erreichten wir in ca. 40 Minuten Gehzeit.
Frühstück in der Gite des Agrumes Auf dem Weg zum Wasserfall Cascade du Voile de la Mariée
Er ist in mehrere kleine Wasserfälle aufgeteilt und stürzt auf einer Breite von ungefähr 100 m ins Tal. Der eindrucksvolle
Wasserfall besticht durch seinen weißen Wasserschleier, der ihm auch seinen Namen einbrachte. Die Tour zum Wasserfall gefiel
uns gut und da wir noch den halben Tag vor uns hatten, nutzten wir das gute Wetter und fuhren zum Ort Mare à Poule d'Eau.
Etwa 200 m vor der Ortschaft bogen wir auf einen Nebenweg ab, der uns zu einem Parkplatz brachte. Von hier wanderten wir
zum kleinen gleichnamigen See Mare à Poule d'Eau (Wasserhühner-See). Unterwegs kamen wir an riesigen Bambusbüschen
und einer pittoresken Ruine vorbei. Am See entlang sahen wir viele große Sträucher von Engelstrompeten mit gelben Blüten.
Der See ist ein Ort der Stille. Nach einer Pause am Seeufer fuhren wir zurück nach Hell-Bourg. Unterwegs begann es zu regnen.
Das hielt uns aber nicht von einer Kaffeepause im La Caze Départ ab, ein gemütliches Café in der Ortsmitte von Hell-Bourg.
Cascade du Voile de la Mariée Cascade du Voile de la Mariée
Heute gab es Abendessen in unserer Unterkunft. Die Besitzerin Madame Begue hatte angeboten für uns zu kochen. Vorneweg gab
es Chouchou-Gratin. Die Chayote wird auf La Reunion Chouchou genannt, ist birnenförmig und gehört zu den Kürbisgewächsen.
Danach kam Reis, Linsen, gekochte Chouchou die wie Kartoffeln aussahen und die typische geräucherte Rougailwurst auf den
Tisch. Den Abschluss bildete ein Bananen-Pfirsichkuchen und ein Rumpunsch, der gefährlich lecker war.
Améllie vor dem Riesenbambus auf dem Weg zum See Mare à Poule d'Eau Freistehende Treppenruine Blick auf den See Mare a Poule d'Eau Blick auf den See
Fahrt an die Südküste La Réunions
Unser nächstes Ziel war die Ortschaft Vincendo an der Südküste. Der Check-In in unsere Unterkunft Les Grands Monts war
erst ab 15 Uhr möglich. So hatten wir noch genug Zeit für eine letzte Wanderung im Talkessel Cirque de Salazie. Nach dem
Frühstück packten wir zusammen und fuhren bis in den Ort Riviére du Mât, wo wir auf dem Parkplatz eines Freizeitgeländes
unseren Wagen abstellten. Die genaue Beschreibung der Anfahrt im Rother Wanderführer war sehr hilfreich, auch bei den
anderen Touren.
Wir wanderten dann einen Pfad flussaufwärts am Ufer des Riviére du Mât entlang, der uns durch Bambushaine, Bananenplantagen
und Mischwald führte. Der Fluss hat den gleichen Namen wie der Ort. Auch hier waren die Wanderstöcke sehr praktisch, es gab
ein paar steile und rutschige Passagen. Schließlich erreichten wir das Bassin la Mer, ein großes Becken, in das ein
beeindruckender Wasserfall stürzt. Ein wahres Naturjuwel versteckt inmitten der üppigen tropischen Vegetation. Wir wollten
wieder auf dem gleichen Weg zurück, hatten uns aber spontan entschlossen, den ganzen Rundweg zu gehen.
Blick zum Cascade du Voile de la Mariée Der Pfad geht entlang am Ufer des Riviére du Mât
In langen Schleifen ging es bergauf und wir waren schon ein gutes Stück gewandert, als es zu regnen begann. Durch den
Regen wurde der Untergrund teilweise sehr rutschig. Unterwegs kamen uns zwei Frauen entgegen, die uns erklärten, dass
der Weg nach unten gesperrt und gefährlich sei. Wir gingen kein Risiko ein und kehrten wieder um. Sehr ärgerlich.
Irgendwann hörte es auf zu regnen und wir erreichten wieder das Freizeitgelände. Nach einer kurzen Pause machten wir
uns auf den Weg nach Vincendo.
Eine Strecke von rund 80 Kilometer auf der Nationalstraße N2 entlang der Ostküste lag vor uns. Unterwegs kamen wir
auch an den erstarrten Lavaströmen des Vulkans Piton de la Fournaise vorbei. Eine bizarre Landschaft. Dieser Streckenabschnitt
der N2 sowie das Gebiet zwischen Vulkan und Küste wird Le Grand Brûlé (die große Verbrennung) genannt. Man kann die
Lavafelder besichtigen, aber da es wieder regnete, fuhren wir weiter nach Vincendo.
Weiter geht es zum Bassin la Mer Das Bassin la Mer ist ein wahres Naturjuwel, versteckt inmitten der üppigen tropischen Vegetation
Ankunft in Vincendo
Unsere Privatunterkunft lag etwas versteckt in einer Seitenstraße und die Gastgeberin Marina Ratane war auch schon vor Ort.
Von Marina wurden wir herzlich empfangen. Sie ist Kreolin und sprach auch gut Englisch und ein klein wenig Deutsch. Das
schöne, alte Gebäude aus Naturstein gefiel uns sehr gut, es hatte ein besonderes Flair und erinnerte uns etwas an eine
Finca. Das Anwesen wurde um 1825 erbaut und in ihm waren zu verschiedenen Epochen Pferde, eine Rum-Destillerie und Sklaven untergebracht,
die die umliegenden Zuckerrohrfelder bestellten.
Unser Zimmer war sehr groß und liebevoll mit echten, traditionellen Antiquitäten eingerichtet. In jeder Ecke unseres
Zimmers konnten wir die Sammelleidenschaft der Besitzer nachempfinden. Wir ruhten uns etwas aus und um 19 Uhr
gab es Abendessen. Das Abendessen, auch für die nächsten Tage, hatten wir schon von zuhause vorbestellt und es
wurde von der Gastgeberin Marina gekocht. Wir saßen draußen auf einer überdachten Terrasse an einem großen Tisch,
zusammen mit zwei weitgereisten deutschen Paaren, mit denen wir einen angenehmen Abend verbrachten. Wir haben gut
gegessen, getrunken und viel gelacht. Hier im Süden an der Küste war es um diese Zeit noch schön warm, so um die 20 Grad.
Unsere private Unterkunft Les Grands Monts in Vincendo an der Südküste Bad und WC mit freistehender Badewanne
Vincendo | Missglückte Fahrt nach Saint-Pierre
Am nächsten Morgen gab es auf der Terrasse um 8:15 Uhr ein gemeinsames Frühstück mit den anderen Deutschen. Heute wollten
wir zur Hafenstadt Saint-Pierre fahren, denn am Samstag ist hier großer Markttag. Der Markt in Saint-Pierre ist einer der schönsten
der Insel und sehr beliebt. Über die N2 sind es ungefähr 25 km bis dorthin. Leider ist mir ein Missgeschick passiert,
ein Gurt meines Rucksacks hatte sich im Kofferraumschloss verfangen. Als wir ein paar Hundert Meter gefahren waren,
meldete der Wagen mit einem Piepton, dass die Heckklappe offen sei.
Wir sind dann ausgestiegen und haben nachgeschaut. Mist, die Heckklappe ließ sich nicht mehr öffnen, den Rucksack bekamen wir
auch nicht mehr raus. Wir fuhren dann weiter und unterwegs machte sich eine weitere Warnleuchte bemerkbar, die für den Reifendruck.
Wir hielten an einer Tankstelle, prüften und füllten alle Reifen auf 2,5 Bar. Eigentlich war alles in Ordnung, nur 0,1 bis 0,2
Bar weniger war drin. Bei dieser Gelegenheit fragten wir einen der Angestellten, ob er uns helfen könnte, den Kofferraum zu öffnen.
Ein freundlicher Mann probierte eine Zeit lang mit einem Schraubenzieher den Gurt herauszuholen, aber leider ohne Erfolg.
Jetzt bemerkten wir, dass sich das Auto auch nicht mehr abschließen ließ. So konnten wir in Saint-Pierre nicht parken und machten
uns auf den Rückweg. Nach einer Weile sahen wir eine kleine Werkstatt, die noch offen hatte und versuchten unser Glück. Mit Englisch,
unseren Französischkenntnissen, Händen und Füßen erklärten wir unser Problem. Drei Männer schafften es dann, den Kofferraum zu
öffnen, indem sie gemeinsam kräftig auf die Heckklappe drückten. Puh, der Tag war gerettet. Wir bedankten uns und machten uns auf
den Heimweg, die Lust auf den Markt war uns vergangen.
Hier gab es Frühstück und Abendessen für alle Gäste und einen Pool zum entspannen
Stattdessen verbrachten wir den Nachmittag in der Unterkunft, entspannten uns am Pool und verbrachten die Zeit auf unserer
Veranda mit Lesen. Heute hatten wir den ganzen Tag Sonnenschein, das Thermometer stieg am Nachmittag bis auf 27 Grad.
Um 19 Uhr hatte Marina wieder ein sehr gutes Abendessen für uns zubereitet. Sie ist eine super Köchin und hat uns auch
alle Speisen erklärt. Dieses Mal waren wir die einzigen Gäste.
Vincendo | Anse des Cascades - Küstenwanderung
Am nächsten Morgen fuhren ein Stück über die N2 zum Freizeitgelände Anse des Cascades. Wir wollten von dort ein Stück
entlang der zerklüfteten Südostküste wandern und nach der Hälfte wieder umkehren, da es keine Rundtour war. Mit dem Bus
zurückzufahren war uns zu umständlich. Das Gelände ist weitläufig und viele Leute hatten bereits ihre Picknicksachen
ausgebreitet. Picknicken hat eine langjährige Tradition auf La Réunion. Besonders am Wochenende und während der Schulferien
kommen die kreolischen Familien zusammen, um auf einem der zahlreichen Picknickplätze zu Schlemmen und das Beisammensein
zu genießen.
An der zerklüfteten Südostküste Küstenwanderung Sentier de l'Anse des Cascades
Ein kurzer Spaziergang vom Parkplatz führte uns zu den Wasserfällen, die der Bucht ihren Namen gaben. Unten am Fischerhafen hielten
wir uns links und überquerten eine kleine Holzbrücke. Hier begann der Sentier de l'Anse des Cascades. Der mit Schraubenbäumen
(Pandanus) gesäumte Pfad führte teilweise über Basaltsteine und Lavaschotter, was sehr beschwerlich war. Wir kamen ordentlich
ins Schwitzen, da es inzwischen ziemlich warm war. Immer wieder ergaben sich eindrucksvolle Aussichten auf das tosende Meer
und die zerklüftete Küste. Die Vegetation hier im Süden empfanden wir viel grüner und bunter als in den Bergen.
Nachdem wir circa 3 Kilometer gewandert waren, wollte Amélie nicht mehr weiter. Sie hatte sich in den Bergen etwas
erkältet und war nicht so fit. Da ich unbedingt noch das Meer sehen wollte, ging ich noch ein Stück weiter und fand
nach circa 200 m eine schöne Bucht mit bizarren Felsen. Ich holte Amélie und wir legten hier eine längere Pause ein,
bevor wir uns auf den Rückweg machten. Beim Kiosk tranken wir eine Cola und beobachteten die bunten Vögel. Neben welchen
mit gelbem und rotem Gefieder sahen wir auch Spatzen.
Der mit Schraubenbäumen (Pandanus) gesäumte Pfad An der Südostküste auf dem 'Anse des Cascades'
An Sonn- und Montagen gab es in der Unterkunft kein Abendessen und da an diesen Tagen auch viele Restaurants geschlossen
sind, holten wir uns an der Nationalstraße N2 beim Pizzaservice Mio Pizza Vincendo zwei Pizzen und Bier. Zu Fuß
waren es etwa 10 Minuten. Wir aßen draußen auf unserer Terrasse, der Abend war gerettet. Die heutige Wanderung
war ein schöner Kontrast zu den Bergen und Wäldern im Herzen der Insel.
Vincendo | Abstecher zum Cap Méchant
Nach einem guten Frühstück machten wir uns auf den Weg zum Cap Méchant, dem "bösen Kap". Die Klippen sind hier so
scharf und die Brandung so gewaltig, dass der Legende nach in vergangenen Zeiten an diesem Ort Seefahrer oft Ladung,
Schiffe und ihr Leben verloren. Wir fuhren wieder über die N2 ein Stück nach Osten, unser Ziel war gut ausgeschildert.
Vom Parkplatz gingen wir über eine große Liegewiese zur Steilküste am Cap Méchant.
Blick auf Cap Méchant Die Steilküste am Cap Méchant
Hier ragt inmitten der Brandung eine anthrazitfarbene Felszunge mit einem kleinen Durchgang, der wie ein kleiner Tunnel
anmutet, weit ins Meer hinaus. Wir hielten uns dann rechts und wanderten entlang der Küste bis zu einer Stelle, die La Souffleur
genannt wird. Durch ein Loch in der Lavadecke wird von den Wellen eine sehenswerte Wasserfontäne erzeugt. An den
Aussichtspunkten am Cap Méchant verbrachten wir etwa eine Stunde und ließen die atemberaubende
Szenerie auf uns wirken.
Es war ein Ort zum Verweilen und Staunen. Von hier hatten wir den bislang schönsten Ausblick auf die Küstenwelt
von La Réunion. Von der Liegewiese führte noch ein mit blauen Balken markierter Pfad entlang der Küste in die
andere Richtung. Wir waren jedoch nur ein kurzes Stück auf ihm unterwegs und kehrten um, denn inzwischen war
es wieder recht heiß und der Weg war dem gestrigen sehr ähnlich.
Am Cap Méchant Pfad am Cap Méchant
Vincendo | Besuch des Jardin des Parfums et des Epices
Da wir noch Zeit und tolles Wetter mit blauem Himmel hatten, fuhren wir vom Cap Méchant noch ein paar Kilometer
auf der N2 nach Osten zum Jardin des Parfums et des Epices ("Garten der Düfte und Gewürze"). Von der N2 führte
eine schmale, holprige Forststraße zu einem Parkplatz, von dem waren es dann noch circa 100 m zu Fuß bis zum
Eingang. Dieser für die Öffentlichkeit geöffneter Privatgarten beherbergt mehr als 1.500 verschiedene Pflanzenarten,
darunter Geranium, Vanille, tropische Gehölze und viele mehr.
Wir machten uns allein auf den Rundgang durch den Park, den die Führungen waren nur auf Französisch. Dafür hätten
wir uns auch vorher anmelden müssen. Wir entdeckten eine rosa Bananenart, Jackfruchtbäume, Orchideen und noch
ein paar andere uns bekannte Pflanzen. Leider hat bei unserem Besuch nicht viel geblüht, es gab auch keine
Beschilderung der Wege oder der Pflanzen. Auch waren die 10 Euro Eintritt pro Person nicht gerechtfertigt,
für diesen stolzen Preis hätten wir mehr erwartet.
Orchidee (Dendrobium fimbriatum) im Jardin des Parfums et des Épices, dem Garten der Düfte und Gewürze Rote Bananen im Jardin des Parfums et des Épices
Auf dem Heimweg hielten wir bei einem Supermarkt und besorgten uns Kekse, Obst und Bier. Den Rest des Tages
machten wir es uns in der Unterkunft gemütlich und am Abend gab es nochmal Pizza vom Pizzaservice.
Vincendo | Ausflug zur Cascade de Grand Galet
In der Nacht hatte es ordentlich geregnet, aber am nächsten Morgen schien wieder die Sonne. Wir machten uns gleich
nach dem Frühstück auf den Weg in die Berge. Unser Ziel war ein weiterer Hotspot auf La Réunion, die Cascade de Grand
Galet, auch bekannt als der Langevin-Wasserfall. Auf der N2 ging es zunächst wieder nach Westen, aber unser Navi führte
uns völlig in die Irre. Wir nahmen dann Google Maps auf Amélies Handy, das uns richtig leitete. Es ging wieder
zurück auf die N2 nach Langevin, wo wir ein großes Hinweisschild auf den Wasserfall bemerkten. Komisch, das hatten
wir bei der Hinfahrt übersehen.
Schöne Stelle unterhalb vom Wasserfall Cascade de Grand Galet Blick auf den Cascade de Grand Galet
Entlang dem Flüsschen Rivière Langevin gelangten wir weiter hinauf ins Tal. Als wir in einem kleinen Ort über
eine schmale Brücke fahren wollten, kamen uns ein paar Autos entgegen, so dass wir wenden mussten. An der Brücke
zeigte ein Schild eine Steigung von 20 % an. Daraufhin parkten wir den Wagen an einem sicheren Platz an der
Straße. Von den Deutschen in der Unterkunft hatten wir gehört, dass hier sogar einige Autos nicht hochkamen.
Wir machten uns dann zu Fuß an den Weiterweg. Die Straße ging dann steil und in engen Spitzkehren hinauf.
Im ersten Gang und hupend hätten wir das auch geschafft. Nach gut 40 Minuten Fußmarsch erreichten wir den
beeindruckenden Wasserfall. Er ist ungefähr 90 Meter hoch und fällt in mehreren Kaskaden in ein großes Becken.
Ein beeindruckendes Naturschauspiel. Etwas störend empfanden wir ein gespanntes Seil einer Canyoning-Gruppe. Zum
Glück wurde es später entfernt, so dass wir noch zu guten Fotos kamen.
Ein kleinerer Wasserfall weiter flußabwärts Réunion Schwarzkehlchen (Saxicola tectes)
Auf einem schmalen und steilen Pfad durch unwegsames Gelände wagten wir uns nach unten an das Flussufer,
wo wir eine längere Pause einlegten, fotografierten und die Wasserfallromantik genossen. Mit einem guten
Gefühl kehrten wir zurück in unsere Unterkunft und freuten uns auf ein Bad im Pool und ein leckeres Abendessen.
Heute würde Marina wieder für uns kochen. Dieses Mal waren wir insgesamt neun Personen, alle aus Deutschland.
Nach einem unterhaltsamen Abend verabschiedeten wir uns gegen 23 Uhr.
Ortswechsel, Fahrt nach Saint Pierre
Der nächste Tag war wieder ein Umzugstag für uns. Aber wir konnten uns Zeit lassen, ausschlafen, gemütlich frühstücken
und nochmal in den angenehm temperierten Pool hüpfen. Hier bei Marina im Les Grands Monts haben wir uns sehr wohl gefühlt.
Das liebevoll zubereitete Abendessen mit den anderen Gästen auf der Veranda war ein besonders Erlebnis. Unser nächstes
Ziel war die Unterkunft Tipalais, etwas außerhalb von Saint-Pierre gelegen.
Blick auf die Bucht von Vincendo Die Bucht von Vincendo, hier machten wir noch einen Spaziergang
Da wir noch Zeit hatten, machten wir noch einen Abstecher zur Bucht von Vincendo, bevor es weiter nach Saint-Pierre ging.
Saint-Pierre liegt an der Südwestküste und ist mit etwa 84.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt der Insel.
Sie hat einen Hafen, Kolonialbauten, Kirchen, Moscheen, chinesische Pagoden und hinduistische Tempel. Wir fanden
im Zentrum einen Parkplatz und bummelten runter an den Strand. Da es an der Strandpromenade ziemlich windig und für unseren Geschmack zu voll war, suchten wir nach einem Restaurant
und aßen einen kreolischen Salat, bevor wir uns auf den Weiterweg machten. Was wir von Saint-Pierre gesehen hatten,
hat uns aber nicht gerade umgehauen. So haben wir es empfunden.
Die Abzweigung zur Unterkunft wäre eigentlich nicht schwer zu finden gewesen, aber das Navi führte uns mal wieder in die
Irre. Es dauerte eine ganze Weile, bis wir den Fehler - falscher Ort eingegeben - bemerkten. Das Tipalais liegt abseits
vom Trubel inmitten von Zuckerrohrfeldern, die Zufahrt erfolgt über einen Feldweg. Das Grundstück war sauber und
gepflegt, aber im Vergleich zur vorigen Unterkunft fanden wir den Garten etwas nüchtern.
Da wir früh dran waren, rief Amélie den Besitzer an, der ihr den Zugangscode zur Anlage nannte und sie am Telefon zu
unserem Appartement führte. Wir bekamen ein großes Zimmer mit überdachter Terrasse im ersten Stock in einem Nebengebäude
mit Blick auf den Pool und das Meer. Es gab auch einen Kühlschrank, AC, etwas Geschirr und eine Nespresso Kaffeemaschine.
Auf der Terrasse lud eine Couch zum Verweilen ein.
Die Privatunterkunft Tipalais bei Saint-Pierre, unser Zimmer hinter dem Pool im ersten Stock Ein Goldstaub-Taggecko, er stammt ursprünglich aus Madagaskar
Nachdem wir uns eingerichtet hatten, fuhren wir nochmal zurück zur Hauptstraße und suchten nach einem Laden, um noch
Bier und ein paar Lebensmittel zu besorgen. Am Abend saßen wir auf unserer Terrasse und genossen den Sonnenuntergang.
Hier sahen wir zum ersten Mal die grünen Goldstaub-Taggeckos an der Hauswand.
Saint Pierre | Sentier du Morne Langevin
Als wir am nächsten Morgen aufwachten, stand das Frühstück bereits auf unserer Terrasse. Es war auf einem
Tablett und mit einem Tuch abgedeckt. Den Besitzer hatten wir allerdings bislang noch nicht zu Gesicht bekommen.
Auch hier war das Frühstück typisch französisch, also eher unspektakulär. Franzosen sind es nicht gewohnt, wie
viele Deutsche es lieben, Käse, Wurst und Eier zum Frühstück zu essen. Zum Glück hatten wir gestern ein paar
Tomaten und Käse gekauft und konnten es so etwas aufpeppen. Kaffee gab es nicht, nur zwei Kaffeekapseln, die
für je ein Minitässchen reichten. Amélie machte sich dann Tee.
Aber was solls, das ist Jammern auf hohem Niveau. Wir waren froh, hier auf Réunion zu sein, die Sonne schien
und wir hatten uns für heute wieder eine landschaftlich interessante Wanderung vorgenommen. Noch beim Frühstücken
kletterte einer der grünen Geckos ganz ungeniert an einem Tischbein hoch, wohl um nachzuschauen, ob es oben etwas
Fressbares gibt. Wir setzten den kleinen Kerl wieder zurück an die Hauswand.
Blick auf den Commerson-Krater Blick auf die Plaine des Sables, eine vulkanische Hochebene
Über die Route du Volcan steuerten wir wieder in die Berge. Je höher wir kamen, umso nebeliger wurde es. Zum Glück
besserte sich das Wetter weiter oben, die Wolken verzogen sich langsam und gaben den Blick auf die karge, weite
Hochebene frei. Ein kurzer Stopp wurde beim 265 m tiefen Cratère Commerson (2.310 m) eingelegt. Den Aussichtspunkt
erreichten wir von Straße in wenigen Minuten über einen schmalen Pfad. Der Blick in die Tiefe war beeindruckend.
Danach kurvten wir weiter bis zum Pas des Sables auf 2.350 Meter. An der Straße gab es auf der linken Seite einen
Parkplatz, wo wir unseren kleinen Renault Clio sicher abstellen konnten. Hier begann unser Wanderweg Sentier du Morne
Langevin, der nahe der Abbruchkante zur Plaine des Sables verläuft. Hier geht es gut 100 m senkrecht in die Tiefe.
Unterwegs näherten wir uns immer wieder vorsichtig der Kante, um die Aussicht auf diese außergewöhnliche Landschaft
zu genießen.
Diese hochgelegene Wüstenlandschaft mit ihren zinnoberroten und goldenen Tönen könnte auch auf dem Mond oder
Mars sein. Weiter hinten sahen wir die Vulkankegel des Piton Chisny und Piton Rouge, aus der Ferne grüßte der
Piton de la Fournaise, einer der aktivsten Vulkane der Erde. Übrigens wurden die Vulkanlandschaften, Talkessel
und Hochebenen der Insel im Jahr 2010 zum UNESCO Weltnaturerbe erklärt. Da es auf dem Pfad keine schattigen
Stellen gab, bekamen wir ordentlich Sonne ab. Eine Kopfbedeckung war hier Pflicht. Zurück zum Parkplatz ging
es auf demselben Weg. Am Abend vesperten wir wieder auf unserer Terrasse, wir hatten noch genug Baguette,
Käse, Tomaten und Bier.
Wir wandern durch spärliche Heidevegetation Blick auf die Plaine des Sables