"Oft träumte ich nachts, mit ausgebreiteten Armen wie
mit
Flügel zu fliegen. Jetzt flog ich ohne Flügel"
Jaques Cousteau
Prolog
An Ostern 2014 hatten wir den OWD Tauchschein abgeschlossen und kurz danach noch das Nitroxbrevet erworben.
Schon davor haben wir nach einer Möglichkeit gesucht, möglichst bald danach weitere Erfahrungen zu sammeln.
Wir wollten warmes Wasser und üppige Korallenriffe, nur Tauchen, nichts anderes. Daher fiel unsere Wahl auf
das Rote Meer. Mit circa 4 Flugstunden ist es das nächstgelegene tropische Reiseziel für Taucher.
Anfang März fanden wir bei TUIfly noch einen Direktflug von München nach Hurghada. In gewohnter Manier buchten wir
übers Internet eine Unterkunft in einem kleineren und preiswerten Hotel (
Heliopolis Residence Hurghada) im Stadtteil
El Sigala. Wir wollten lieber mehr Geld fürs Tauchen ausgeben und so waren wir auch etwas näher am ägyptischen
Leben. Das Visum beantragten wir schon in Deutschland bei der Botschaft in Berlin.
Die Tauchbasis
Über ein Tauchermagazin wurden wir auf das deutschsprachige James & Mac Diving Center aufmerksam, das schon
viele Auszeichnungen erhalten hat. Viele Taucher haben es auch zur besten Basis am Roten Meer gewählt.
Da muß ja was dran sein. Die Webseite ist professionell und sehr informativ aufgemacht und so buchten wir
Ende April vorab unsere Tauchpakete (Divebox 5,5 Tage, 11 Tauchgänge) sowie die Leihausrüstung. Man hat so
auch einen Preisvorteil von bis zu 15%, wie wenn man erst vor Ort bucht. Eine Woche vor unserer Abreise
vereinbarten wir noch via E-Mail die Abholung durch den kostenlosen Shuttlebus mit der Tauchbasis.
Anreise nach Hurghada
Frühmorgens am 20. Juni ging es dann endlich los, mit dem Zug (Rail & Fly) fuhren wir zum Münchener Flughafen.
Beim Einchecken verlief alles nach Plan. Unsere Atemregler waren im Hand-gepäck und wir hatten Bedenken, daß
dies eventuell beanstandet würde (von wegen Tauchgepäck).
Beim Anflug auf Hurghada konnten wir schon einen Blick auf das azurblaue Meer und einige der vorgelagerten
Inseln werfen. Wir kamen kurz vor 18 Uhr an und es hatte immer noch 42 Grad, aber die trockene Wärme ließ
sich gut ertragen. Im Flughafen mußten wir noch das Visum für Amélies Sohn Tim kaufen (25 Euro). Interessant
war, daß ganz unterschiedliche Preise dafür verlangt wurden, je nach dem in welcher Schlange die Leute standen.
Bevor wir uns ein Taxi suchten, versorgten wir uns am Geldautomaten noch mit Ägyptischen Pfund.
Der Taxifahrer wollte zuerst 10 Euro, im Auto dann 15. Wir hatten jedoch keine Lust noch lange rumzuhandeln
und willigten ein, aber selbst 10 Euro waren zuviel. Er fuhr dann recht schnell, zum Teil mit über 100 Sachen
durch den Ort, aber das ist hier wohl so üblich. Nachdem wir unser Gepäck aufs Zimmer gebracht hatten, machten
wir uns auf die Suche nach einem netten Restaurant fürs Abendessen. Das Hotel lag recht zentral im Stadtteil
El Sigala, in der Nähe gab es viele Geschäfte und es ging hier noch recht ägyptisch zu. Wir waren die einzigen
ausländischen Hotelgäste.
Der erste Abend am Roten Meer
In einer Nebenstraße fanden wir das Restaurant
Bombay Swiss Way, wo es zu moderaten Preisen italienisches und
indisches Essen sowie gutes kühles ägyptisches Bier (Stella + Sakkara) gab. Hier ließen wir unseren ersten Abend
am Roten Meer ausklingen. Das Personal war sehr freundlich und es sollte nicht unser letzter Besuch gewesen sein.
Auch sonst trafen wir hier überall freundliche Menschen.
Am nächsten Morgen frühstückten wir in der Nähe unseres Hotels bei
Costa Coffee (ähnlich Star-bucks) an der
Sheraton Road, da es in unserem Hotel überhaupt kein Essen gab, was wir aber nicht als Nachteil empfanden.
Es war noch nicht zu heiß, um draußen zu sitzen und so hatten wir einen guten Blick auf die belebte Straße.
Auch hier war das Personal sehr freundlich und zuvorkommend, der Cappuccino und die Sandwiches schmeckten
uns vorzüglich. In den kommenden Tagen kamen wir morgens immer gerne hierher.
Pünktlich um 9:45 Uhr wurden wir dann abgeholt, auch dieser Fahrer war recht flott unterwegs. In der Tauchbasis
wurden wir schon von Tom erwartet, ein sympathischer Kerl und unser Tauchguide für die nächsten Tage. Nachdem der
Papierkram erledigt war, ging es zur Materialausgabe. Wir erhielten unsere Tauchanzüge (Overall/5,5 mm), Jackets
und den Gurt fürs Blei, die restliche Ausrüstung hatten wir uns selbst gekauft. Nur Tim benötigte alles. Tom
brachte uns dann noch eine Pressluftflasche, mit der wir unsere neuen Atemregler testen konnten. Perfekt.
Erster Tauchgang am Hausriff
Da es in der Nacht recht windig war, hatten die Behörden jeglichen Schiffsverkehr rund um Hurghada gesperrt.
Für den Check-Dive und den ersten Tauchgang fuhren wir daher zum Hausriff der Schwesterbasis
Blue Water Dive
Resort. Mit unserem Guide Tom waren wir insgesamt sieben Taucher. Für den Check-Dive in ca. 3 - 4 Meter Tiefe
war Maske ausblasen und Atemregler wiedererlangen vorgesehen.
Nach dem Briefing sprangen wir direkt von der Hafenmauer in Neptuns Reich, aber bevor wir endlich abtauchen
konnten, mußte noch die richtige Bleimenge für uns bestimmt werden. Bei mir waren es immerhin 12 Kilo (Amélie
10 kg), doppelt soviel wie an Ostern auf Madeira. Im Laufe der nächsten Tage konnte ich auf 8 Kilo reduzieren.
Das Rote Meer hat eben einen ungewöhnlich hohen Salzgehalt.
Beim Check-Dive hatten wir drei keine Probleme und anschließend begab sich unsere Gruppe in tiefere Regionen,
wo wir entlang dem Hausriff tauchten und jede Menge bunter Fische und Korallenblöcke sahen. Das Sonnenlicht
brach sich in unzähligen Lichtkegeln durch die Wasseroberfläche. Wir befanden uns mittendrin in einer Welt,
die wir bislang nur von Fotos oder aus dem Fernsehen kannten. Es war ganz anders als in Madeira oder beim
Schnocheln, ein wahres Feuerwerk der Farben.
Besonders hervorzuheben waren: Anemonenfische, Blaupunktrochen und ein Krokodilfisch, den
man nicht alle Tage zu Gesicht bekommt. Nach 50 Minuten war unser erster Tauchgang im Roten Meer zu Ende. Er
gefiel uns sehr gut und danach war die Anspannung wie weggeblasen. Anfangs ist man halt immer etwas unsicher.
Tom tauchte zum Glück sehr entspannt und langsam, so daß wir auch Zeit zum Schauen und Verweilen hatten. Das
Wasser war mit 26 Grad sehr angenehm, was in den den nächsten Tagen auch so blieb, nur die Lufttemperatur
schwankte zwischen 35 und 41 Grad.
Nach dem Tauchen gab es auf einem der Boote ein leckeres Essen und man konnte dann auf dem Oberdeck noch
eine Weile faulenzen, bevor wir mit dem Auto zur Basis zurückfuhren. Dort saßen wir noch in gemütlicher
Athmosphäre mit unserer Gruppe und anderen Pressluftverrückten zusammen, tranken etwas und trugen unsere
taucherischen Erlebnisse ins Logbuch ein. Der hauseigene Transportservice brachte uns später wieder zum
Hotel. Zum Abendessen gingen wir wieder ins
Bombay Swiss Way. Gleich nebenan gab es noch den
Viking Pub
(Bar & Restaurant), wo wir auch an zwei Abenden waren.
Unsere Tagesausfahrten
Die nächsten Tage verliefen ähnlich, nur das wir für die Tagesausfahrten mit zwei Tauchgängen schon
um 7:50 Uhr abgeholt wurden. Die Gruppeneinteilung erfuhr man über einen Aushang und so gegen 9 Uhr
ging es dann zum Boot, wo zuerst das allmorgendliche Ritual "Begrüßung der ägyptischen Boots-Crew" erfolgte,
was uns gut gefiel. Die Jungs machten einen sehr guten Job, waren stets zuvorkommend und haben uns mit
hervorragendem Essen verwöhnt. Was die Crew in der kleinen Küche für die komplette Mannschaft zubereitet
hat, war der Hammer. Auch beim Anlegen der schweren Ausrüstung war oft eine helfende Hand zur Stelle.
Als nächstes wurde zusammen mit dem Kapitän besprochen, welcher Tauchplatz heute angefahren wird. Schön
war, daß auch Vorschläge der Gäste berücksichtigt wurden. Während der Fahrt konnte man ohne Hektik sein
Tauchgerät vorbereiten und das Gasgemisch (Nitrox) prüfen, so wie wir es gelernt hatten. Wenn es dann
soweit war, erfolgte von den Guides immer ein ordentliches und ausführliches Briefing und die Buddy-Teams
wurden eingeteilt. Nach dem ersten Tauchgang kam immer eine schöne lange Mittagspause mit Essen, Sonnen,
Faulenzen oder Lesen, jeder wie er Lust hatte.
Die Stimmung auf den Tauchbooten war einfach klasse und als Anfänger fühlten wir uns hier gut aufgehoben.
Danach wurde der zweite Tauchspot angesteuert und nach dem Tauchgang gings dann wieder zur Basis zurück,
wo wir meistens gegen 17 Uhr eintrafen. Nachdem das Boot am Jetty festgemacht hatte, bildeten die Taucher
eine Kette, um alle leeren Preßlustflaschen vom Boot zu entsorgen. Sie wurden dann von den Basismitarbeitern
auf "Bollerwägen" verladen.
Einer der schönsten Tauchspots war für uns
Shaab Sabina (zwischen der großen und kleinen
Giftun
Insel) mit einem großen und wunderschönem Korallengarten sowie artenreichem Fischbesatz. Wir haben dort
einen Drifttauchgang über den Korallengarten hinweg gemacht.
Der erste Nachttauchgang
Besonders hervorzuheben wäre noch unser erster Nachttauchgang überhaupt, den wir mit großer Spannung erwarteten.
Tagsüber waren wir schon zweimal getaucht. Fürs Nachttauchen blieben wir beim letzten Tauchspot. Nach dem Briefing erfolgte noch eine Einführung in die Handhabung
der Unterwasserlampen und kurz danach um 20:20 Uhr war es dann soweit. Über uns funkelten die Sterne am
Nachthimmel, als wir nacheinander in die schwarzen Fluten sprangen und in Neptuns Reich abtauchten.
Was einem da durch den Kopf geht, ist schwer zu beschreiben, das muß man selbst erlebt haben. Ein Erlebnis
der besonderen Art und sehr empfehlenswert. Beim Abtauchen konnte man sich gut an den Lichtkegeln der Lampen
der anderen Taucher orientieren, die schon weiter unten waren. Die Unterwasserlandschaft wirkte
gespenstisch und mythisch. Überall wo das Lampenlicht hinfiel, konnten wir Leben sehen.
Besuch des alten Stadtkerns El Dahar
Die Woche verging wie im Flug und am letzten Tag konnten wir nicht mehr tauchen, da wir abends wieder
unsere Heimreise antraten. Dafür durften wir endlich mal etwas länger schlafen. Wir frühstückten dann
gemütich bei
Costa Coffee und verabschiedeten uns ganz herzlich von den Jungs im Café. Wir nahmen dann
ein Taxi und fuhren in den alten Stadtkern
El Dahar, um noch etwas vom ägyptischen Alltag mitzubekommen.
Außer uns hatten sich keine anderen Touristen in diese Gegend verirrt. In einem Shop ließen wir uns einen
frisch gepreßten Zuckerrohrsaft schmecken. Nachdem wir über den Gemüsemarkt gebummelt waren, saßen wir noch
länger in einem einfachen Café, tranken Karkadeh (Malventee) und beobachteten das Treiben um uns herum und
genossen die orientalische Athmosphäre. Die letzten Stunden verbrachten wir im Hotel, bevor wir uns
wieder zum Flughafen bringen ließen, von wo wir dann um 18:40 Uhr zurück nach München flogen.
Fazit
Die Woche am Roten Meer war ein voller Erfolg und hat unsere Erwartungen übertroffen. Wir konnten viel sehen
und wertvolle Erfahrungen sammeln. Mit der Tauchbasis waren wir rundherum zufrieden, wir würden jederzeit wieder dorthin gehen.
Als Anfänger fühlten wir uns auch nie überfordert. Für alle Fragen und
Anliegen gab es einen Ansprechpartner. Gleich von Anfang an haben wir uns angewöhnt als Buddies nah beieinander
zu bleiben, unseren Luftvorrat (Finimeter) und den Tauchcomputer im Auge zu behalten.
Das Tauchen vom Boot gefiel uns sehr gut: anziehen, reinspringen, abtauchen und genießen, auftauchen... fertig!
Bei allem Spaß hat für uns der Respekt vor der Unterwasserwelt einen großen Stellenwert. Unter Wasser hatten
wir immer sehr gute Sichtweiten und uns bot sich eine bunte Welt aus Hart- und Weichkorallen und natürlich
die üblichen Riffbewohner wie Clownfische, Blaupunktrochen, Doktorfische, Flötenfische, Kofferfische,
Steinfische, Muränen, Papageienfische und Rotfeuerfische.
Oft wußte man gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll. Einmal sahen wir vom Boot aus eine Schildkröte
und eine Gruppe Delphine. Es war ein tolles Naturerlebnis und was kann es schöneres geben als die Faszination
für die Unterwasserwelt mit dem Partner zu teilen.
Zum Schluß noch ein wenig Statistik. Betaucht haben wir folgenden Spots:
• Hausriff vom Blue Water Dive Resort
• Giftun Ham Ham
• Carlsons Corner
• El Fanadir
• Fanous Ost
• Shaab Dorfa
• Shaab Sabina
• El Fanadir Dacht
• El Fanadir FOC
• El Fanadir FOC (Nachttauchgang)
• Shaab Rur Umm Gamar
• Carless Reef
Längster Tauchgang: 74 Minuten
Tiefster Tauchgang: 25,5 Meter