Amélie & Hubert auf Reisen

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2020  |  Tauchsafari zur Walhaisaison nach Djibouti  
Walhai (Rhincodon typus) in der Bucht von Ghoubbet-el-Kharab

Bienvenue à Djibouti
Prolog

Djibouti stand 2018 auf Platz 4 der 10 Top Reiseziele von Lonely Planet. Das war aber nicht der Grund, wieso wir das kleine unbekannte ostafrikanische Land besuchten. Der Wunsch fast jedes Tauchers ist es, einmal im Leben einen Walhai zu sehen und in Djibouti sind die Chancen dafür sehr gut. Es gilt als eines der sichersten Walhai Reviere und der beste Platz ist die Bucht von Ghoubbet-el-Kharab im westlichen Teil des Golfs von Tadjoura. Die Walhaie kommen in der Regel Ende Oktober dort an und bleiben bis Februar. Die Hauptsaison ist November bis Januar. Hier kann man mit den gepunkteten Riesen, den größten Fischen der Welt, auf Tuchfühlung gehen. Sie sind völlig ungefährlich, da sie nur Plankton fressen.

Zudem gibt es hier eine unglaublich vielfältige Unterwasserwelt abseits der Touristenmassen, die nahezu unberührt ist. Nirgends versammeln sich alljährlich so viele junge Walhaie wie vor Dschibuti. Warum sie sich gerade im Golf von Tadjoura in solch großen Gruppen zusammenfinden, ist Forschern bislang noch ein Rätsel. Neben dem guten Futterangebot vermutet man, dass die Gruppe dem einzelnen Jungtier mehr Schutz bietet. Es gehört zu den garantiert unvergesslichsten Erlebnissen, mit diesen faszinierenden Tieren Seite an Seite im Meer zu schwimmen.


Vorbereitung

Mit Djibouti ging es uns ähnlich wie mit dem Oman, so gut wie niemand kannte das Land, das etwas größer als Hessen ist. Kaum ein Tourist verirrt sich hierher. Den Flug mit Turkish Airlines ab Stuttgart über Istanbul nach Djibouti City buchten wir im Mai 2019. Die Safari mit der MY Lucy über die Taucherorganisation PADI zur gleichen Zeit, es geht aber auch direkt bei Siyyan Travel & Leisure. PADI wollte für uns im Hotel Sheraton ein Zimmer reservieren, da die Ankunft morgens um 6:35 Uhr war, wir aber erst nachmittags um 16 Uhr an Bord gehen konnten. Außerdem sollten wir vom Flughafen abgeholt werden.

Da wir nach der Tauchsafari noch zum Lac Abbé und Lac Assal wollten, schrieben wir nach Recherche im Internet ein paar der wenigen Touranbieter an. Letztendlich bekamen wir von Siyyan Travel die E-Mail-Adresse einer Person in Djibouti City, mit der wir unsere 2-tägige Safari mit Übernachtung im Camp am Lac Abbé abmachen konnten. Abschließend suchten wir uns noch für zwei Nächte eine günstige Unterkunft, das zentral gelegene Residence Lagon Bleu. Eine Übernachtung nach der Tauchsafari, die andere nach der Zweitagestour. Im September gab es dann noch eine Flugplanänderung. Der Rückflug von Istanbul nach Stuttgart wurde auf den nächsten Tag verschoben. Also nochmal ein Hotel gebucht, das Yotel im Flughafen, da es keine andere Möglichkeit des Weiterflugs gab.

Rechtzeitig vor Reisebeginn beantragten wir unsere Visa bei der Botschaft von Djibouti in Berlin, die wir innerhalb weniger Tage bekamen (Einschreiben mit Rückantwort). Außerdem bekamen wir noch von Siyyan Travel ein Empfehlungsschreiben in französischer Sprache über den Grund der Reise sowie ein Schreiben der Polizeibehörde. Beide Dokumente mussten wir bei der Einreise zeigen.

Reisezeit: 17.01. - 28.01.2020


Ankunft in Djibouti City, der erste Tag

Der Flug verlief ohne besondere Vorkommnisse, wir landeten wohlbehalten in Djibouti City frühmorgens um 6:35 Uhr, wo es um diese Zeit schon recht warm war. Zu Fuß ging es dann ins kleine Flughafengebäude. Bei der Einreise wollte der Grenzbeamte das Empfehlungsschreiben sehen, dann gingen wir weiter zur Gepäckausgabe und zum Abschluss noch durch eine Sicherheitskontrolle. Schließlich standen wir in der Eingangshalle, wo uns jemand in Empfang nehmen sollte, aber Fehlanzeige. Wir schauten uns noch eine Weile um, aber niemand hatte ein Schild mit unseren Namen.

Wir waren müde und mussten irgendwie zum Hotel kommen. Schließlich nahmen wir eines der alten klapprigen Taxis, die vor dem Flughafen warteten. Die Türen klemmten, der Kofferraum ging nicht zu und der Fahrer ließ nicht mit sich über den Preis verhandeln. Für die kurze Strecke von 7 km wollte er 20 Euro. Die Verständigung mit Englisch klappte notdürftig, da hier nur Französisch und Arabisch gesprochen wird. Die üblichen Umgangssprachen sind Somali und Afar. Wir befürchteten, dass es die Kiste nicht bis zum Hotel schafft, aber alles ging gut. Bis in die Innenstadt brauchten wir etwa eine Viertelstunde. Wir holperten über Schlaglochpisten, vorbei an Slums und Wellblechhütten. Die Farben der alten Häuser waren verblasst, bei einigen fiel der Putz ab, Unrat lag herum. Unser erster Eindruck, Djibouti City ist keine schöne Stadt.

Ankunft im Djibouti-Ambouli International Airport
Ankunft im Djibouti-Ambouli International Airport
Ins Hotel Sheraton zum Ausschlafen

Die letzten Meter zum Hotel Sheraton waren mit großen Betonklötzen abgesperrt, bewaffnete Soldaten bewachten die Zufahrt und wir mussten ein weiteres Mal durch eine Gepäckkontrolle. An der Rezeption wusste niemand Bescheid und nach einigem Hin- und Her, es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bekamen wir ein Zimmer. Wir waren genervt, PADI hatte absolut nichts für uns organisiert. Im Sheraton sahen wir einige Soldaten, die in ihren Camouflage-Feldanzügen herumliefen. Die Männer und Frauen der deutschen Marine sind hier untergebracht.

Das Sheraton ist etwas in die Jahre gekommen, es war aber ordentlich und unser Zimmer fanden wir okay. Bevor wir uns aufs Ohr legten, frühstückten wir draußen auf der Terrasse unter freiem Himmel, umgeben von tropischer Vegetation und mit Blick aufs Meer. Es war angenehm warm, das Personal freundlich und es gab ein gutes Frühstücksangebot. Das stimmte uns wieder etwas versöhnlicher. Am Nachmittag setzten wir uns an den Pool. Zufällig bekamen wir mit, dass der Bus zur Lucy da war. Jetzt hieß es schnell unser Gepäck holen, zahlen und dann fuhren wir mit anderen Gästen in einem großen Reisebus zum Hafen, von dort weiter in einem Boot zur Lucy.

Blick zum Hotel Sheraton
Blick zum Hotel Sheraton
Transfer zum Safarischiff MY Lucy

Auf dem Weg zum Safarischiff fiel uns die hohe Militärpräsenz der USA und anderer Länder auf. Die USA, Deutschland, Frankreich, Italien, Japan und neuerdings auch China unterhalten hier Militärbasen. Der Grund: Kampf gegen Piraten. Djibouti liegt an der für die internationale Schifffahrt wichtigen Meerenge Bab al-Mandab, die den Golf von Aden mit dem Roten Meer und schließlich mit dem Suez Kanal verbindet. Djibouti City ist auch der wichtigste Seehafen für Importe aus und Exporte nach Äthiopien.

Im Hafen werden rund um die Uhr Schiffe entladen. Davor stauen sich Tag und Nacht die Lastwagen, über 4000 sind täglich zwischen dem Hafen und Äthiopien unterwegs. Die Haupteinnahmequellen des Landes sind der Hafen, Transitgebühren und die Militärbasen. Die Mehrheit der Bevölkerung profitiert leider nicht von diesen Einnahmen. Djibouti ist eines der ärmsten Länder Afrikas, mit einer Arbeitslosenquote von 40%. (Stand 2017).

Die MY Lucy ist ein 37 m langes Safarischiff, mit Platz für maximal 20 Gäste und vielen weiteren Annehmlichkeiten, wie wir es von unseren Tauchsafaris gewohnt waren. Für diese abgelegene Region jedoch ausgesprochen komfortabel. Wir hatten Nitrox vorbestellt, die Anlage war allerdings defekt. Unsere Kabine mit Dusche und Toilette befand sich im Unterdeck, fürs Gepäck gab es genügend Stauraum. In der Nacht verzichteten wir auf die AC, da sie uns zu laut war. Dafür öffneten wir die großen Bullaugen und schliefen auch so ganz gut. Die Tauchausrüstung fand auf dem Tauchdeck Platz, der Speisesaal war auf dem Hauptdeck, ganz oben war das große Sonnendeck.

Ab der Ankunft liefen wir wieder die ganze Zeit barfuß, ein schönes Gefühl. An Bord befanden sich mit uns insgesamt 20 Gäste, hauptsächlich Franzosen, die wenig Englisch sprachen oder sprechen wollten, was die Verständigung etwas erschwerte. Daneben noch drei Briten (lauter Chirurgen), zwei Portugiesen, ein Spanier und zwei Ungarn. Wir waren die einzigen Deutschen. Wir hatten zwei Guides, Ali Matosh aus Ägypten und Ricardo Ferreira aus Portugal. Nach dem Check-In wurden wir mit dem Boot und dem Ablauf der Tour vertraut gemacht. Wir hatten die Tour Seven Brothers mit dem Golf von Tadjoura gebucht, insgesamt sechs Tauchtage.

Auch hier ertönte zum Abendessen wie gewohnt die Schiffsglocke. Es gab verschiedene Salate, Bohnen, Nudeln, Hühnchen, Erbsen- und Karottengemüse sowie arabisches Fladenbrot. Alles war sehr lecker. Bier gab es nicht, es sollte am nächsten Tag geliefert werden. Im muslimisch geprägten Djibouti gibt es alkoholische Getränke, sie sind jedoch im ganzen Land sehr teuer, auch hier an Bord. Die Crew der Lucy war sehr nett und hilfsbereit, die Männer sprachen Arabisch, Französisch und ein paar Brocken Englisch und kamen aus Djibouti, Ägypten, dem Sudan und Äthiopien. Den ersten Abend an Bord der Lucy ließen wir später an der Bar bei einem Glas Weißwein ausklingen.

Im Hafen von Djibouti City, hier ein Schiff der US Marine
Im Hafen von Djibouti City, hier ein Schiff der US Marine
Beginn der Tauchsafari - Checkdive bei den Moucha Islands

Am nächsten Morgen, es war Sonntag, war um 8 Uhr Wecken, Frühstück gab es um 8:30 Uhr mit Kaffee, Omelette, Pfannkuchen, Wurst etc. Wir hatten gutes Wetter, es war etwas windig und der Himmel war leicht bewölkt. Im Hafen wurden weiterhin Schiffe be- und entladen. Für heute waren zwei Tauchgänge geplant, ein Checkdive bei den Moucha Islands, der zweite beim Tauchplatz Obock. Danach sollte noch eine Nachtfahrt zu den Seven Brothers folgen. Leider verzögerte sich unsere Abfahrt bis in den Nachmittag, da noch Diesel fürs Schiff fehlte.

Wir ankern bei Kadda Dabali, der Hauptinseln der Seven Brother Islands
Wir ankerten bei Kadda Dabali, der Hauptinseln der Seven Brother Islands

Als wir dann bei den Moucha Islands am Tauchplatz Le Canyon zum Checkdive starteten, war es bereits 15:24 Uhr. Das Wasser war mit 27 Grad angenehm warm. Anfangs hatten wir eine bescheidene Sichtweite von 6 - 7 Meter, später um die 10 Meter. Wir tauchten mit Guide Ali, Besonderheiten gab es keine, es war eher eine etwas langweilige Angelegenheit. Der zweite Tauchgang war aus Zeitgründen am gleichen Spot, er wurde dann zum Nachttauchgang ohne Amélie. Guide Ricardo half als Buddy aus. Diesen Tag konnten wird dann bei einem kühlen Bier ausklingen lassen, wobei wir uns mit Tim, einem der drei britischen Chirurgen, unterhielten. Danach ging es ins Bett, wir öffneten die Bullaugen, alles war gut. Wir waren zufrieden und gespannt, was die nächsten Tage bringen würden.

Eine Schule Süßlippen am Spot Ras Taban (Seven Brothers)
Eine Schule Süßlippen am Spot Ras Taban (Seven Brothers)
Tauchen bei den Seven Brother Islands

Noch während der Nacht erreichten wir die Seven Brothers Islands, eine aus sechs Inseln bestehende Inselgruppe in der Meerenge Bab al-Mandab (Tor der Tränen) zwischen Rotem Meer und Indischem Ozean. Der "siebte Bruder" ist eine nahe gelegene Erhebung auf dem Festland, die von weitem wie eine Insel wirkt. Am nächsten Morgen ging es zeitig los. Um 6 Uhr war Wecken, um 6:30 Uhr Briefing und um 7:12 Uhr konnten wir am Spot L'ile de l'Est vom Zodiac ins 26 Grad warme Wasser abtauchen. Die Sicht war gut, geschätzte 20 Meter, zu sehen gab es einige Hartkorallen, viele Weichkorallen, eine Schildkröte und darüber hinaus keine Besonderheiten. An Fischen hätten wir uns hier mehr erhofft. Nach dem ersten Tauchgang erwartete uns ein herzhaftes Frühstück, danach hatten wir bis zum nächsten Tauchgang die Zeit zur freien Verfügung.

Barrakudas am Spot Les Jardines japonais (Seven Brothers)
Barrakudas am Spot Les Jardines japonais (Seven Brothers)

Der zweite Tauchgang am Spot Ras Taban war wieder von Zodiac aus. Auch hier war die Sicht gut, es gab schöne Weichkorallen zu sehen, viele Süßlippen, einen Flötenfisch sowie einen Teppichkrokodilfisch. Der dritte und letzte Tauchgang am Spot Les Jardins japonais war der schönste des Tages. Herrliche Riffe ohne Strömung und wunderschöne üppige Korallengärten umgaben uns. Die Korallen, soweit wir das beurteilen können, sahen alle gesund aus. Hier tummelten sich viele Süßlippen und kleine Blaupunktrochen. Fahnenbarschschwärme, wie wir sie vom Roten Meer kennen, bekamen wir hier nicht zu sehen. Als wir zur Lucy zurückfuhren, zog ganz nah eine Schule Delphine an uns vorbei. Am Abend war es angenehm warm, wir konnten den schönen Sonnenuntergang an Deck genießen. Außer uns war nur noch ein anderes Safarischiff vor Ort, die Nemo. Dadurch hatten wir praktisch alle Tauchplätze für uns allein.

Eine Schule Delfine am Spot Les Jardines japonais (Seven Brothers)
Eine Schule Delfine am Spot Les Jardines japonais (Seven Brothers)

Seven Brother Islands - 2. Tauchtag

Der zweite Tag war vom Ablauf wie der vorige Tag. Geplant waren vier Tauchgänge, der letzte sollte ein Nachttauchgang sein. Hervorzuheben ist der zweite Tauchgang, den wir in einem anderen Teil wie beim ersten Mal am Spot Les Jardins japonais machten. Wir tauchten auch tiefer bis auf 28 Meter. Wieder sahen wir wunderschöne Korallen, aber die Krönung war eine Schule Delphine, die eine Weile in unserer Nähe blieb. So nah konnten wir beide Delphine unter Wasser noch nie sehen. Taucherherz, was willst Du mehr. Dieser Tag blieb uns in bester Erinnerung.

Zwei Mitglieder der Crew
Zwei Mitglieder der Crew

Den Nachttauchgang machten wir von der Lucy aus, ohne Guides. Mein Buddy war Janosz aus Ungarn. Im Gegensatz zu mir mag Amélie keine Nachttauchgänge. Ich finde sie faszinierend, man taucht durch eine andere Welt als tagsüber und das Erleben ist noch intensiver als bei Tageslicht. Wir waren 42 Minuten unterwegs und ich sah seit langem wieder einen frei schwimmenden Oktopus.

Dornenkronenseestern (Acanthaster planci) am Spot Les Jardines japonais (Seven Brothers)
Dornenkronenseestern (Acanthaster planci) am Spot Les Jardines japonais (Seven Brothers)

Schnorcheln mit Walhaien in der Bucht von Ghoubbet-el-Kharab

Noch in der Nacht brachen wir wieder in den Süden auf, zum Golf von Tadjoura. Bevor wir die Bucht von Ghoubbet-el-Kharab, auch bekannt als Teufelskessel, zum Schnorcheln mit Walhaien ansteuerten, hielten wir beim Strand Les Sables Blancs für einen Tauchgang. Er gilt als schönster Strand des Landes, unter Wasser hatten wir allerdings mit maximal 10 Meter keine gute Sicht. Es gab nur wenige Korallen und war ein etwas eintöniger Tauchgang.

Walhai in der Bucht von Ghoubbet-el-Kharab
Walhai (Rhincodon typus) in der Bucht von Ghoubbet-el-Kharab. Er ist der größte Hai und zugleich der größte Fisch der Welt

Danach ging es endlich weiter in die Bucht von Ghoubbet-el-Kharab zu den gepunkteten Riesen. Tauchen mit der Pressluftflasche war hier nicht erlaubt. Die Bucht ist umgeben von düsteren Bergen, kein Ort an dem man eines der großartigsten Naturwunder unseres Planeten erwartet. Doch das trübe Wasser ist reich an Plankton, das dem Walhai, dem größten aller Fische als Nahrung dient. Mit kleinen Booten machten wir uns auf die "Walhaijagd". Mitglieder der Crew steuerten sie und riefen "Jump", sobald sie einen Walhai entdeckten.

Die Sicht war nicht berauschend, mehr als acht bis 10 Meter ließ der grüne Brei nicht zu. Trotzdem ist das Hochgefühl nur schwer in Worte zu fassen, als sich ein riesenhafter Umriss aus dem Trüben auf mich zubewegte. Das Maul dieses schätzungsweise fünf bis sechs Meter langen Burschen stand offen wie ein Scheunentor und er war auch ganz flott unterwegs. Man konnte ihm direkt in die Augen schauen. Im Gegensatz zu den Delphinen wurden wir Schnorchler weder neugierig beäugt noch wurde Kontakt zu uns gesucht. Vermutlich gehen wir diesen harmlosen Kolossen gewaltig auf die Nerven.

Walhai in der Bucht von Ghoubbet-el-Kharab
Walhai in der Bucht von Ghoubbet-el-Kharab

Als wir nach gut einer Stunde das Wasser wieder verließen waren wir überglücklich. Hier in Djibouti ging für uns ein Traum in Erfüllung. Seite an Seite mit diesen majestätischen Riesen zu schwimmen, gehört sicher zu den beeindruckendsten und unvergesslichsten Erlebnissen im Leben. Am nächsten Tag hatten wir noch zweimal die Gelegenheit zu schnorcheln, wobei sich noch ein zweites Exemplar hinzugesellte.

Wir verließen die Bucht von Ghoubbet-el-Kharab am Nachmittag und steuerten Ras Korali an, den für diesen Tag letzten Tauchplatz. Die Bucht ist mit dem Golf von Tadjourah und dem offenen Meer durch einen engen Kanal mit reißender Strömung verbunden. Außer einer Schildkröte und einem Napoleon gab es an diesem Spot nicht viel zu sehen.

Sonnenuntergang bei den Seven Brother Island
Sonnenuntergang bei den Seven Brother Islands
Letzter Tauchtag und Rückfahrt in den Hafen von Djibouti City

Am nächsten Vormittag standen noch zwei unspektakuläre Tauchgänge auf dem Programm, bevor wir wieder den Hafen von Djibouti City ansteuerten. Den letzten Abend verbrachten wir nochmal in guter Stimmung an Bord, bevor wir uns am kommenden Morgen von den Tauchkollegen, den Guides und der Crew verabschiedeten. Ein Zodiac brachte uns wieder an Land. Ein großer Reisebus fuhr dann zum Hotel Sheraton, der Fahrer setzte uns bei unserem Hotel Residence Lagon Bleu ab. Es liegt zentral im Herzen der Stadt, in der Umgebung gibt es noch gut erhaltene koloniale Bauwerke. Das Lagon Bleu war zwar sehr einfach, aber sauber und ordentlich, das Personal nett und hilfsbereit. Es hat kein eigenes Restaurant, aber wir konnten ein einfaches Frühstück haben, das uns an die Zimmertür gebracht wurde.

Frühstück an Bord der Lucy
Frühstück an Bord der Lucy

Nachdem wir unser Zimmer bezogen hatten, bummelten wir noch durch die nähere Umgebung, aber die Geschäfte waren alle geschlossen. Um diese Zeit, es war zwischen 13 und 14 Uhr, fällt Djibouti in eine Art Mittagsschlaf. Fensterläden und Haustüren waren geschlossen, nur die Fliegen summten noch. Frauen mit und ohne Tschador huschten über die Straßen und vom Minarett rief der Muezzin. Als wir später um 18:30 Uhr nach Sonnenuntergang nochmal loszogen, war das Leben in den Straßen erwacht, ein Hauch von Orient lag in der Luft. Viele Leute waren unterwegs, auch bettelnde Kinder, Läden und Restaurants waren geöffnet und überall wurden Khatblätter verkauft. Khat ist eine Alltagsdroge, die hier allerorts konsumiert wird. Die Menschen waren allesamt freundlich, wir grüßten auf Französisch oder Arabisch. Nach einer Woche auf dem Meer genossen wir diese Atmosphäre.

Wir verlassen die Bucht von Ghoubbet-el-Kharab und fahren in den Golf von Tadjourah
Wir verlassen die Bucht von Ghoubbet-el-Kharab und fahren in den Golf von Tadjourah

Zum Abendessen wollten wir ein paar Straßen weiter ins äthiopische Restaurant La Terrasse, fanden es aber nicht gleich. Ein Einheimischer fragte uns, wo wir hinwollen und erklärte uns den Weg. Als er sah, dass wir in die falsche Straße abbogen, rannte er uns hinterher und begleitete uns bis zum Restaurant. Der Eingang war etwas versteckt, es befand sich auf einer Dachterrasse mit offener Küche und war sehr preiswert. Später schauten wir noch im französischen Restaurant La Chaumière auf ein Bier vorbei (0,5 Liter kostete circa 8 Euro). Wir saßen in angenehmer Umgebung draußen auf der Terrasse und konnten so das Treiben der Stadt noch besser einfangen.

Wir erkunden die nähere Umgebung in Djibouti City
Wir erkunden die nähere Umgebung in Djibouti City
Lac Abbé - Aufbruch in Djibouti's geologische Wunderwelt

Am nächsten Morgen wurden wir pünktlich von zwei Männern mit einem Geländewagen abgeholt. Unser Fahrer war Jamal Mohamed Saleh und Ali Hassan Douba unser Guide. Die Verständigung war etwas schwierig, da Ali nicht gut Englisch sprach, Jamal noch weniger. Wir waren gespannt und freuten uns auf die kommenden Tage. Bis ins Städtchen Dikhil, wo wir eine Pause einlegten, führte eine gut asphaltierte Straße, auf der viele äthiopische Lastwagen unterwegs waren. In Dikhil lernten wir Sander kennen, einen Holländer, der zuvor in Äthiopien unterwegs war und allein mit Fahrer und Guide zum Lac Abbé und Lac Assal unterwegs war.

Aufbruch zum Lac Abbé
Aufbruch zum Lac Abbé

Ab Dikhil war nur noch unbefestigte Piste, die lediglich mit Allrad betriebenen Fahrzeugen befahrbar ist. Die Luft flimmerte vor Hitze und eine Fata-Morgana ließ den Horizont verschwimmen und gaukelte uns einen See in der Ferne vor. Auf der Fahrt erblickten wir sogar Wildtiere, einige Paviane, Gazellen, Warzenschweine und Ibisse. Auf der Rückfahrt sahen wir unter anderem eine Riesentrappe und einen Strauß. Auch in dieser kargen Gegend leben Menschen, das Nomadenvolk der Afar. Sie haben hier Siedlungen in denen sie Vieh halten und Brunnen graben, um an Wasser zu kommen. Wir hielten in einem Dorf und zusammen mit Ali konnten wir uns ein wenig umschauen. Wenn man sieht, in welchen einfachen Verhältnissen die Afar leben, wird man geerdet und sich bewusst, wie viele Privilegien wir doch genießen. In Afrika verändern sich die Maßstäbe, man sieht die Welt mit anderen Augen.

Ein Mantelpavian (Männchen)
Ein Mantelpavian (Männchen)

Am späten Nachmittag erreichen wir nach einer abenteuerlichen Fahrt, es war keine Erholungsreise, das Camp am Lac Abbé. Es liegt in einer der unzugänglichsten Regionen der Erde, an der Grenze zu Äthiopien. Kurz vor Sonnenuntergang machten wir einen Rundgang durchs Camp und konnten beobachten, wie Viehherden nach Hause getrieben wurden. Wir waren umgeben von einer kargen einzigartigen Landschaft mit hunderten pittoresken bis zu 50 Meter hohen Kalksteinkegeln. Der Lac Abbé war nur als kleine blaue Fläche in der Ferne auszumachen. Es war eine bizarre Szenerie, surreal, wie losgelöst von unserer Zeit und wie aus einer anderen Welt. Die Berge, die wir am Horizont sahen, das war schon Äthiopien.

Kurze Pause in einem Dorf der Afar
Kurze Pause in einem Dorf der Afar

Das Abendessen war für diese entlegene Gegend ganz gut. Wir saßen zusammen mit Sander und seinem Guide, außer uns waren keine Gäste im Camp. Später gab es noch eine traditionelle Tanzaufführung, zu der gesungen und geklatscht wurde. Geschlafen haben wir in einer einfachen Hütte, mehr schlecht als recht, denn es gab keine Moskitonetze und wir wurden von den umhersurrenden Quälgeistern ziemlich gepiesackt.

Unser Camp beim Lac Abbé
Unser Camp beim Lac Abbé

Im Morgengrauen machten wir uns am nächsten Tag wieder auf zu der unwirklich anmutenden Felslandschaft, um den Sonnenaufgang zu sehen und mit Ali die Landschaft genauer zu erkunden. Der Untergrund ist hier noch vulkanisch aktiv, an einigen Stellen blubberte und qualmte es ganz ordentlich. Da der Himmel bedeckt war, konnten wir den Sonnenaufgang leider nicht sehen. Anschließend ging es zurück ins Camp, um zu frühstücken, bevor wir uns auf den Weg zum an der Küste gelegenen Lac Assal machten, einem der spektakulärsten Naturwunder in Afrika. Djibouti ist ein kleines Land, aber was ihm an Größe fehlt, macht es mit einzigartigen Landschaften und geologischen Besonderheiten wieder wett.

Kalksteinkegel beim Lac Abbé
Kalksteinkegel beim Lac Abbé
Fahrt zum Lac Assal, dem tiefsten Punkt Afrikas

Der Lac Assal ist ein See der Extreme und liegt, wie der benachbarte Lac Abbé, ebenfalls im Afar-Dreieck (auch Afar-Senke genannt), wo sich drei aktive Grabenbrüche treffen. Seit 30 Millionen Jahren ist die Erde dort ständig in Bewegung. Hunderte Meter, zum Teil Kilometer lange Risse und Brüche durchziehen den Wüstenboden und in ferner Zukunft wird das heutige Horn von Afrika als eigenständige Insel langsam in Richtung Indischer Ozean treiben.

Mit Ali erkunden wir die Gegend, der Untergrund ist hier noch vulkanisch aktiv
Mit Ali erkunden wir die Gegend, der Untergrund ist hier noch vulkanisch aktiv

Bevor wir zum Lac Assal gelangten, legten wir einen kurzen Halt beim Belvedere sul canyon (Djiboutis Grand Canyon) ein, wo sich die Grabenbrüche treffen. Der Lac Assal ist von dunklen Vulkanen umgeben und liegt 155 Meter unter dem Meeresspiegel und ist somit der tiefste Punkt Afrikas. Das Gebiet ist extremer Hitze ausgesetzt, im Sommer können die Temperaturen bis zu 52 Grad ansteigen und dadurch verdunstet Wasser rasch und derartige Salzseen können entstehen. Das Wasser ist so salzig wie kein anderes Gewässer außerhalb der Antarktis. Mit 348 Gramm pro Liter ist der Salzgehalt zehn Mal höher als im Meer, er liegt auch über dem des Toten Meeres.

Blick in den Belvedere sul canyon (Djiboutis Grand Canyon)
Blick in den Belvedere sul canyon (Djiboutis Grand Canyon)

Nach einer letzten Anhöhe erblickten wir den See, großartig und unwirtlich, wie aus einer anderen Welt. Jamal hielt an der Straße, wir stiegen mit Ali aus und gingen zum Wasser. Das Salz knirschte unter unseren Schritten. Nach einer Weile trafen wir auf zwei Afar Männer, die dabei waren, Salz in Säcke abzufüllen. Es wird hier aus dem See gebrochen und mit Kamelen abtransportiert. Mit Hilfe von Ali als Übersetzer konnten wir mit ihnen ein paar Worte wechseln. Anschließend machten wir uns wieder auf den Rückweg nach Djibouti City.

Blick über den Lac Assal
Blick über den Lac Assal

Den letzten Tag in Djibouti ließen wir ein paar Straßen weiter von unserem Hotel im französischen Restaurant La Chaumière ausklingen. Hier gab es auch leckere asiatische Gerichte und wir konnten mal wieder ein Bier trinken. Am nächsten Tag nahmen wir ein Taxi zum Flughafen und mit Turkish Airlines ging es wieder über Istanbul zurück nach Stuttgart. In Istanbul übernachteten wir im Hotel Yotel im Flughafen. Das Zimmer war klein, aber für eine Nacht ausreichend.

Blick über den Lac Assal
Blick über den Lac Assal
Unser Fazit

Nach einem etwas holprigen Start hatten wir doch noch eine schöne und erlebnisreiche Woche auf unserem Safarischiff. Die Tour würden wir jedoch nicht mehr über PADI sondern direkt bei Siyyan Travel & Leisure buchen. Sie halfen uns auch dabei, jemand für unseren Landausflug zu finden. Mit der Lucy waren wir, was den Service, das Essen und die Kabine betrifft, rundherum zufrieden. Die Stimmung an Bord war auch gut, es ergaben sich immer wieder nette und interessante Gespräche.

Unsere Guides Ricardo und Ali waren kompetent, die Tauchgänge wurden von beiden professionell durchgeführt. Die guten und ausführlichen Briefings machte meist Ricardo in Englisch und Französisch. Die Begegnung mit den Walhaien war wirklich faszinierend, schon allein deswegen hat sich die Reise für uns gelohnt.

Ein weiterer Höhepunkt war unser abenteuerlicher zweitägiger Landausflug, der uns zu einigen der bizarrsten Landschaften der Welt führte. Für uns ist Djibouti definitiv einen Besuch wert.

 
 
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