Amélie & Hubert auf Reisen

Reiseerinnerungen und Fotogalerien

 
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  2013  |  Kairo individuell
 
Kairo, Khan el-Khalili Basar
As-salam alaykum!
Vor vielen Jahren (1986) war ich zum ersten Mal in Ägypten und auch in Kairo. Da Amélie und ich in Asien unter anderem schon Angkor, die Tempel von Bagan und den Borobodur besucht hatten, wollten wir dieses Jahr über Ostern nach Kairo, in die "Mutter aller Städte", um uns zusammen die über 4500 Jahre alten Pyramiden anzusehen, das älteste Weltwunder der Antike. Aber in der größten Stadt Afrikas mit ihren rund 20 Millionen Einwohnern gibt es selbstverständlich noch viel mehr zu erleben und zu sehen.

Unseren Flug und das Hotel hatten wir im Januar übers Internet gebucht. Angesichts der aktuellen Lage (Anfang Februar) waren wir etwas verunsichert und durch Zufall sind wir in einem Forum auf einen Kairoer (Ismael Mona) gestoßen, der als Fremdenführer arbeitet. Er hat auch einige Jahre hier im Raum Stuttgart gelebt und in Tübingen studiert. Wir nahmen mit ihm Kontakt auf und vereinbarten, daß wir drei Tage mit ihm etwas unternehmen wollten. Die restlichen Tage dann in eigener Regie.

Um nicht als Blinde durch Kairo zu reisen, haben wir uns entsprechend vorbereitet. Zum einem mit dem Handbuch Ägpyten vom Reise-Know-How Verlag, mit den am Ende des Berichts stehenden Romanen haben wir uns ein wenig in die Seele und die täglichen Probleme der Menschen eingelesen.

  • Parker Bilal, Die dunklen Straßen von Kairo
  • Nawal El Saadawi, Gott stirbt am Nil
  • Nagib Machfus, Das junge Kairo
  • Karim El-Gawhary, Alltag auf arabisch
Mittwoch 27.03 | Anreise

Als wir frühmorgens zum Stuttgarter Flughafen fuhren, lag noch überall Schnee und mit -7 Grad war es recht kalt. In Kairo sollte das anders werden. Uns erwarteten Temperaturen von 27-32 Grad, am Ostersonntag sogar 36 Grad. Pünktlich landeten wir in Kairo. Da wir unsere Visas schon zuhause besorgt hatten, ging die Einreise rasch über die Bühne. Das Personal am Flughafen war sehr freundlich und hilfsbereit.

Mit unserem Hotel (Mercure Cairo Le Sphinx) in Gizeh hatten wir per E-Mail vereinbart, daß uns ein Taxi abholen soll. Am Ausgang wartete auch schon der Fahrer mit großem Namensschild auf uns. Wir wollten noch Geld am ATM abheben, aber er meinte, daß geht auch noch im Hotel. Die Fahrt dauerte ca. 1 Stunde und unser erster Eindruck: chaotisch, schmutzig, bettelarm und stinkreich, eine Stadt voller Gegensätze. Als wir unser Zimmer hatten,schickten wir Ismael eine SMS, er wollte uns morgen um 10 Uhr abholen.


Donnerstag 28.03 | Pyramiden von Sakkara (UNESCO Weltkulturerbe)

Sakkara, Pyramide von Pharao Unas Nachdem wir unser Frühstück genossen hatten, schauten wir nach Ismael, der schon in seinem Auto auf uns wartete. Heute wollten wir zu den Pyramiden von Sakkara. Die Fahrt dorthin war recht kurzweilig und es entwickelte sich schnell eine freundschaftliche Atmosphäre. Am Eingang kauften wir die Tickets und als erstes fuhren wir zum Serapeum (erbaut um 1300 v. Chr.). Es ist eine unterirdische Grabanlage, in der die heiligen Apis-Stiere bestattet wurden. Die gewaltigen Sarkophage wiegen schätzungsweise 70-80 Tonnen. Ismael gab uns immer interessante Informationen, aber ohne uns mit Vorträgen zu erschlagen.

Anschließend besuchten wir die Mastaba des Ti (erbaut ca. 2400 v. Chr.), die Grabanlage eines altägyptischen Beamten. Sie gefiel uns gut, die Reliefs sind beeindruckend und gut erhalten. Weiter gings dann mit dem Auto hinüber zum Bezirk der Teti-Pyramide. Hier stiegen wir in die gut erhaltenen unterirdischen Kammern der start zerstörten Pyramide hinab. Die Grab- und Vorkammer sind mit Pyramidentexten (religiösen Sprüchen) verziert. Der Abschluß in diesem Bereich war die Mastaba des Wesir Kagemni. Auch hier gibt es schön dekorierte Räume mit Szenen aus dem täglichen Leben.

Zum Abschluß fuhren wir zum Komplex der Djoser-Pyramide (älteste Pyramide, erbaut 2667-2648 v. Chr.). Für die Besichtigung ließen wir uns sehr viel Zeit. Vom Bereich des Südhofes hatten wir auch einen schönen Blick auf die Pyramide von Pharao Unas (2380-2350 v. Chr.). Um den erlebnisreichen Tag einen gebührenden Abschluß zu geben, luden wir Ismael kurzerhand zum Essen ein. Er führte uns in ein ägyptisches Restaurant (Christo) mit tollem Blick auf die Pyramiden von Gizeh. Es gab leckeren Fisch, mit Salaten, Gemüse und Fladenbrot. Ismael kannte die Leute und es war interessant mitzuerleben, wie herzlich die Ägypter miteinander umgehen. Auch wir, als seine Begleiter waren irgendwie miteinbezogen.


Freitag 29.03 | Pyramiden von Gizeh und Islamisches Viertel

Heute fuhren wir mit Ismael zu den Pyramiden von Gizeh (UNESCO Weltkulturerbe). Neben den Eintrittskarten (60 LE) kauften wir noch Tickets für die Grabkammer der Cheops-Pyramide (100 LE). Ismael fuhr mit dem Auto in den Pyramidenbezirk rein und wartete auf uns. Zum Beginn nahmen wir uns die Cheops-Pyramide vor, die älteste und größte der Pyramiden (Fertigstellung ca. 2680 v. Chr.). Wir erklommen die Stufen bis zum Eingang, dann ging es ein Stück in gebückter Haltung bis zur großen Gallerie, die zur Grabkammer hinaufführt.

Sie ist nicht sehr spektakulär, für uns war es trotzdem ein großartiges Erlebnis, in einer Jahrtausende alten Grabkammer zu stehen, mit etwa einer Millionen Tonnen Steine über einem. Anschließend spazierten wir mit Ismael um die Cheops-Pyramide herum, vorbei an den kleineren Pyramiden der Königinnen. Von hier hatten wir dann einen schönen Blick auf die Chephren- (erbaut um 2550 v. Chr.) und Mykerinos-Pyramide (erbaut ca. 2540-2520 v. Chr.). Mit dem Auto fuhren wird dann weiter zum Aussichtspunkt in der Wüste, von dem man eine herrliche Sicht auf das Pyramidenplateau hat. Von hier fuhren wir weiter zum Sphinx. Ismael wartete auf uns und wir konnten in aller Ruhe den Sphinx sowie den Taltempel des Chephren anschauen.

Als Kontrastprogramm fuhren wir dann in die Kairoer Innenstadt, wo wir einen schönen Rundgang durch Alt-Kairo (UNESCO Weltkulturerbe) machten. Rundherum lächelten uns die Ägypter freundlich zu und natürlich kennt Ismael hier jeden. Anschließend gingen wir zusammen Essen und genossen es dann, einfach nur dazusitzen und das fröhliche und bunte Treiben in den alten Gassen zu beobachten. Zum Essen gab es gegrilltes Lamm, verschiedenes Gemüse und leckeres Fladenbrot. Zum Abschluß des Tages schleppte Ismael uns noch in einen kleinen Frisörladen, wo Amélie sich eine Gesichtbehandlung einschließlich Haarwäsche machen ließ. Mir ließ ich die Konturen etwas nachschneiden.


Samstag 30.03 | Koptisches Viertel

Kairo, Festung Babylon Am letzten Tag mit Ismael wollten wir uns das Koptische Viertel und nochmals Alt-Kairo anschauen. Wir parkten im Süden von Alt-Kairo, in der Nähe der Sultan-Hasan-Moschee und begaben uns zuerst zur Festung Babylon. Unser nächstes Ziel war dann die Abu Sarga Kirche (Kirche des St. Sergius und des St. Bacchus). Hier soll sich die Heilige Familie Maria und Josef während ihres Exils in Ägypten für einige Wochen aufgehalten haben. Als nächstes gingen wir zur Ben-Ezra Synagoge, wo der jüdischen Überlieferung zufolge Moses als Säugling im Korb am Nilufer aufgefunden worden war.

Den Abschluß in diesem Stadtteil bildete die Hängende Kirche (Koptische Kirche). Sie wurde in erhöhter Lage auf dem Rest eines Torbaus der Festung Babylon errichtet und ist wie ein Nest auf die Festungsgrundmauern aufgesetzt, daher kommt der Name. In der zweiten Hälfte des Tages besichtigten wir die Sultan-Hasan-Moschee (erbaut 1356-1363). Auch hier kannte Ismael jeden und dadurch konnten wir etwas für uns ganz besonders erleben. Als wir im Inneren der Moschee auf dem Boden saßen, setzten sich zwei Männer die zur Moschee gehörten zu uns.

Nachdem Ismael ein paar Worte mit ihnen gewechselt hatte, begann einer von ihnen wie ein Muezzin zu singen. Außer "Allahu Akbar" verstanden wir nichts, aber es war einfach wunderschön. Anschließend besuchten wir die gegenüber liegende Er-Rifai Moschee, Ismael wartet solange draußen. Die Innenräume sind sehr schön verziert, ein Besuch lohnt sich. In einer Ecke der Moschee saßen fünf Frauen am Boden und waren am Essen. Als sie uns erblickten, winkten sie uns zu sich her. Wir setzten uns zu ihnen, sie lächelten freundlich und wir bekamen gleich jede Menge Essen in die Hände gedrückt, Fladenbrot, Oliven und Falafel. Sie hatten uns einfach so eingeladen, das ist ägyptische Gastfreundschaft. Überhaupt war die Stimmung in beiden Moscheen sehr relaxt.

Zum Abschluß fuhren wir mit Ismael noch in ein altes Viertel, wo kaum Touristen hinkommen. Nach einem Bummel durch die alten Sträßchen gingen wir das letzte Mal zusammen Essen. Er führte uns in ein alteingesessenes Restaurant, wo es wieder leckere ägyptische Spezialitäten gab. Anschließend schlenderten wir noch durch einen uralten Bazar, wo wir mit seiner Hilfe zwei Teppiche erstanden. Schließlich brachte er uns wieder zu unserem Hotel nach Gizeh. Der Abschied war recht herzlich, Ismael ist ein sehr netter Kerl und so wie mit ihm kann man Kairo einfach nicht erleben. Mit und auch ohne ihn (wie in den kommenden Tagen) haben wir uns immer absolut sicher gefühlt.


Sonntag 31.03 | Ägyptisches Museum, halber Ruhetag

Auch heute morgen hatten wir blauen Himmel, strahlenden Sonnenschein und es war schön warm. Als wir vor dem Hotel standen und nach einem Taxi Ausschau hielten, sprach uns ein netter älterer Herr an. Heute wollten wir zum Ägyptischen Museum. Da er uns einen guten Preis machte und gut Englisch sprach, ließen wir uns von ihm mit seinem uralten Mercedes 200 dorthin bringen. Er parkte hinter dem Museum und wollte dort auf uns warten. Als wir nach vorne zum Eingang gingen, konnten wir auch zum Tahrir-Platz sehen, von wo es in den vergangenen Wochen immer wieder Übergriffe von Demonstranten gab.

Am Eingang war einiges los, hauptsächlich waren es Reisegruppen aus aller Herren Länder. Wir kauften die Tickets (60 LE), passierten die Gepäckdurchleuchter und gingen zuerst ins Obergeschoss, wo sich die Exponate aus dem Tutanchamun-Grabschatz befinden. Atemlos standen wir vor der berühmten massiv goldenen Totenmaske des Pharao Tutanchamun (regierte ca. 1332-1323 v. Chr). Der Anblick ist einfach phantastisch und einzigartig. Bei der Fülle von Ausstellungsstücken setzten wir den Schwerpunkt auf diesen Bereich.

Nach drei Stunden spürten wir langsam unsere Beine und noch mehr Eindrücke konnten wir auch nicht mehr aufnehmen. Wir kehrten zu unserem treuen Fahrer zurück und er fuhr uns wieder nach Gizeh zum Hotel. Den Rest des Nachmittags verbrachten wir am Hotelpool. Für den Abend hatten wir mit Suleiman (so hieß "unser" 77-jähriger Fahrer) ausgemacht, daß er uns zur Light and Sound Show bei den Pyramiden fährt. Die Show war hart an der Grenze zum Kitsch, aber die Lichteffekte gefielen uns.


Montag 01.04 | Zitadelle, Khan el-Khalili Basar

Blick von der Zitadelle, Sultan-Hasan-Moschee (links) und
                        Er-Rifai Moschee (rechts) Am vorletzen Tag brachte uns Suleiman zur Zitadelle von Saladin (erbaut 1176-1183), einer Festungsanlage hoch über Kairo. Unser Fahrer wartete wieder, während wir uns in Ruhe in der Anlage umsahen. Wir gingen in die Nasir Moschee (erbaut um 1318) und in die Mohammed Ali Moschee (Alabastermoschee), erbaut 1824-1884. Auch hier hatte Amélie, bekleidet mit langer Hose und T-Shirt, keine Probleme die Gotteshäuser ohne Schleier oder ähnliches zu betreten.

Anschließend brachte uns Suleiman zum Khan el-Khalili Basar, wo wir nochmals für ein paar Stunden in ein Gemisch aus quirligem Treiben, exotischen Gerüchen, bunten Waren und fröhlich feilschenden Verkäufern eintauchten. Bevor wir wieder zu unserem Fahrer zurückkehrten, gönnten wir uns noch eine Erfrischung im berühmten El Fishawy Café.


Dienstag 02.04 | Heimreise

Für heute hatten wir uns nochmals mit Suleiman verabredet, damit er uns zum Flughafen bringt. Für die Fahrt verlangte er 100 LE weniger, als der hoteleigene Taxiservice. Allerdings sollte man bei der Fahrt zum Flughafen genügend Zeit einplanen, wir sind kurz nach 12 Uhr mittags losgefahren und steckten dann geschlagene drei Stunden im Stau.

Damit geht unser Trip ins Land der Pharaonen zu Ende.

Allen Nachahmern wünschen wir eine schöne Zeit in diesem wundervollen Land.


Hier unsere Buchtipps

Parker Bilal</b>, Die dunklen Straßen von Kairo
Nawal El Saadawi, Gott stirbt am Nil
Nagib Machfus, Das junge Kairo
Karim El-Gawhary, Alltag auf arabisch
 
 
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