Vor vielen Jahren (1986) war ich zum ersten Mal in Ägypten und auch
in Kairo. Da Amélie und ich in Asien unter anderem schon Angkor, die
Tempel von Bagan und den Borobodur besucht hatten, wollten wir dieses Jahr
über Ostern nach Kairo, in die "Mutter aller Städte", um uns zusammen die
über 4500 Jahre alten Pyramiden anzusehen, das älteste Weltwunder der Antike.
Aber in der größten Stadt Afrikas mit ihren rund 20 Millionen
Einwohnern gibt es selbstverständlich noch viel mehr zu erleben und zu sehen.
Unseren Flug und das Hotel hatten wir im Januar übers Internet gebucht.
Angesichts der aktuellen Lage (Anfang Februar) waren wir etwas verunsichert
und durch Zufall sind wir in einem Forum auf einen Kairoer (Ismael Mona)
gestoßen, der als Fremdenführer arbeitet. Er hat auch einige Jahre hier
im Raum Stuttgart gelebt und in Tübingen studiert. Wir nahmen mit ihm
Kontakt auf und vereinbarten, daß wir drei Tage mit ihm etwas unternehmen
wollten. Die restlichen Tage dann in eigener Regie.
Um nicht als Blinde durch Kairo zu reisen, haben wir uns entsprechend
vorbereitet. Zum einem mit dem Handbuch Ägpyten vom Reise-Know-How Verlag,
mit den am Ende des Berichts stehenden Romanen haben wir uns ein wenig
in die Seele und die täglichen Probleme der Menschen eingelesen.
- Parker Bilal, Die dunklen Straßen von Kairo
- Nawal El Saadawi, Gott stirbt am Nil
- Nagib Machfus, Das junge Kairo
- Karim El-Gawhary, Alltag auf arabisch
Mittwoch 27.03 | Anreise
Als wir frühmorgens zum Stuttgarter Flughafen fuhren, lag noch überall Schnee und
mit -7 Grad war es recht kalt. In Kairo sollte das anders werden. Uns erwarteten
Temperaturen von 27-32 Grad, am Ostersonntag sogar 36 Grad. Pünktlich landeten wir
in Kairo. Da wir unsere Visas schon zuhause besorgt hatten, ging die Einreise rasch
über die Bühne. Das Personal am Flughafen war sehr freundlich und hilfsbereit.
Mit unserem Hotel (Mercure Cairo Le Sphinx) in Gizeh hatten wir per E-Mail
vereinbart, daß uns ein Taxi abholen soll. Am Ausgang wartete auch schon der Fahrer
mit großem Namensschild auf uns. Wir wollten noch Geld am ATM abheben, aber er meinte,
daß geht auch noch im Hotel. Die Fahrt dauerte ca. 1 Stunde und unser erster Eindruck:
chaotisch, schmutzig, bettelarm und stinkreich, eine Stadt voller Gegensätze. Als wir
unser Zimmer hatten,schickten wir Ismael eine SMS, er wollte uns morgen um 10 Uhr abholen.
Donnerstag 28.03 | Pyramiden von Sakkara (UNESCO Weltkulturerbe)

Nachdem wir unser Frühstück genossen hatten, schauten wir nach Ismael, der schon
in seinem Auto auf uns wartete. Heute wollten wir zu den
Pyramiden von Sakkara. Die
Fahrt dorthin war recht kurzweilig und es entwickelte sich schnell eine freundschaftliche
Atmosphäre. Am Eingang kauften wir die Tickets und als erstes fuhren wir zum
Serapeum
(erbaut um 1300 v. Chr.). Es ist eine unterirdische Grabanlage, in der die heiligen Apis-Stiere
bestattet wurden. Die gewaltigen Sarkophage wiegen schätzungsweise 70-80 Tonnen. Ismael
gab uns immer interessante Informationen, aber ohne uns mit Vorträgen zu erschlagen.
Anschließend besuchten wir die
Mastaba des Ti (erbaut ca. 2400 v. Chr.), die Grabanlage eines
altägyptischen Beamten. Sie gefiel uns gut, die Reliefs sind beeindruckend und gut erhalten.
Weiter gings dann mit dem Auto hinüber zum Bezirk der
Teti-Pyramide. Hier stiegen wir in die
gut erhaltenen unterirdischen Kammern der start zerstörten Pyramide hinab. Die Grab- und Vorkammer
sind mit Pyramidentexten (religiösen Sprüchen) verziert. Der Abschluß in diesem Bereich war die
Mastaba des Wesir Kagemni. Auch hier gibt es schön dekorierte Räume mit Szenen aus dem täglichen Leben.
Zum Abschluß fuhren wir zum Komplex der
Djoser-Pyramide (älteste Pyramide, erbaut 2667-2648 v. Chr.).
Für die Besichtigung ließen wir uns sehr viel Zeit. Vom Bereich des Südhofes hatten wir auch einen
schönen Blick auf die
Pyramide von Pharao Unas (2380-2350 v. Chr.). Um den erlebnisreichen Tag
einen gebührenden Abschluß zu geben, luden wir Ismael kurzerhand zum Essen ein. Er führte uns
in ein ägyptisches Restaurant (Christo) mit tollem Blick auf die
Pyramiden von Gizeh. Es gab
leckeren Fisch, mit Salaten, Gemüse und Fladenbrot. Ismael kannte die Leute und es war interessant
mitzuerleben, wie herzlich die Ägypter miteinander umgehen. Auch wir, als seine Begleiter waren
irgendwie miteinbezogen.
Freitag 29.03 | Pyramiden von Gizeh und Islamisches Viertel
Heute fuhren wir mit Ismael zu den
Pyramiden von Gizeh (UNESCO Weltkulturerbe). Neben den Eintrittskarten
(60 LE) kauften wir noch Tickets für die
Grabkammer der Cheops-Pyramide (100 LE). Ismael fuhr mit dem Auto in den
Pyramidenbezirk rein und wartete auf uns. Zum Beginn nahmen wir uns die
Cheops-Pyramide vor,
die älteste und größte der Pyramiden (Fertigstellung ca. 2680 v. Chr.). Wir erklommen die Stufen
bis zum Eingang, dann ging es ein Stück in gebückter Haltung bis zur großen Gallerie, die zur Grabkammer
hinaufführt.
Sie ist nicht sehr spektakulär, für uns war es trotzdem ein großartiges Erlebnis, in einer
Jahrtausende alten Grabkammer zu stehen, mit etwa einer Millionen Tonnen Steine über einem.
Anschließend spazierten wir mit Ismael um die
Cheops-Pyramide herum, vorbei an den kleineren
Pyramiden der Königinnen. Von hier hatten wir dann einen schönen Blick auf die
Chephren-
(erbaut um 2550 v. Chr.) und
Mykerinos-Pyramide (erbaut ca. 2540-2520 v. Chr.). Mit dem Auto
fuhren wird dann weiter zum Aussichtspunkt in der Wüste, von dem man eine herrliche Sicht
auf das Pyramidenplateau hat. Von hier fuhren wir weiter zum
Sphinx. Ismael wartete auf
uns und wir konnten in aller Ruhe den Sphinx sowie den Taltempel des Chephren anschauen.
Als Kontrastprogramm fuhren wir dann in die Kairoer Innenstadt, wo wir einen schönen
Rundgang durch
Alt-Kairo (UNESCO Weltkulturerbe) machten. Rundherum lächelten uns die Ägypter freundlich zu und
natürlich kennt Ismael hier jeden. Anschließend gingen wir zusammen Essen und
genossen es dann, einfach nur dazusitzen und das fröhliche und bunte Treiben in den alten
Gassen zu beobachten. Zum Essen gab es gegrilltes Lamm, verschiedenes Gemüse und leckeres Fladenbrot.
Zum Abschluß des Tages schleppte Ismael uns noch in einen kleinen Frisörladen, wo Amélie sich eine
Gesichtbehandlung einschließlich Haarwäsche machen ließ. Mir ließ ich die Konturen etwas nachschneiden.
Samstag 30.03 | Koptisches Viertel

Am letzten Tag mit Ismael wollten wir uns das
Koptische Viertel und nochmals Alt-Kairo anschauen.
Wir parkten im Süden von Alt-Kairo, in der Nähe der
Sultan-Hasan-Moschee und begaben uns zuerst
zur
Festung Babylon. Unser nächstes Ziel war dann die
Abu Sarga Kirche (Kirche des St. Sergius und
des St. Bacchus). Hier soll sich die Heilige Familie Maria und Josef während ihres Exils in Ägypten
für einige Wochen aufgehalten haben. Als nächstes gingen wir zur
Ben-Ezra Synagoge, wo der jüdischen
Überlieferung zufolge Moses als Säugling im Korb am Nilufer aufgefunden worden war.
Den Abschluß in diesem Stadtteil bildete die
Hängende Kirche (Koptische Kirche). Sie wurde in erhöhter
Lage auf dem Rest eines Torbaus der Festung Babylon errichtet und ist wie ein Nest auf die Festungsgrundmauern
aufgesetzt, daher kommt der Name. In der zweiten Hälfte des Tages besichtigten wir die
Sultan-Hasan-Moschee
(erbaut 1356-1363). Auch hier kannte Ismael jeden und dadurch konnten wir etwas für uns ganz besonders erleben.
Als wir im Inneren der Moschee auf dem Boden saßen, setzten sich zwei Männer die zur Moschee gehörten zu uns.
Nachdem Ismael ein paar Worte mit ihnen gewechselt hatte, begann einer von ihnen wie ein Muezzin zu singen.
Außer "Allahu Akbar" verstanden wir nichts, aber es war einfach wunderschön. Anschließend besuchten wir die
gegenüber liegende
Er-Rifai Moschee, Ismael wartet solange draußen. Die Innenräume sind sehr schön verziert,
ein Besuch lohnt sich. In einer Ecke der Moschee saßen fünf Frauen am Boden und waren am Essen. Als sie uns
erblickten, winkten sie uns zu sich her. Wir setzten uns zu ihnen, sie lächelten freundlich und wir bekamen
gleich jede Menge Essen in die Hände gedrückt, Fladenbrot, Oliven und Falafel. Sie hatten uns einfach so
eingeladen, das ist ägyptische Gastfreundschaft. Überhaupt war die Stimmung in beiden Moscheen sehr relaxt.
Zum Abschluß fuhren wir mit Ismael noch in ein altes Viertel, wo kaum Touristen hinkommen. Nach einem Bummel
durch die alten Sträßchen gingen wir das letzte Mal zusammen Essen. Er führte uns in ein alteingesessenes Restaurant,
wo es wieder leckere ägyptische Spezialitäten gab. Anschließend schlenderten wir noch durch einen uralten
Bazar, wo wir mit seiner Hilfe zwei Teppiche erstanden. Schließlich brachte er uns wieder zu unserem
Hotel nach Gizeh. Der Abschied war recht herzlich, Ismael ist ein sehr netter Kerl und so wie mit ihm
kann man Kairo einfach nicht erleben. Mit und auch ohne ihn (wie in den kommenden Tagen) haben wir uns
immer absolut sicher gefühlt.
Sonntag 31.03 | Ägyptisches Museum, halber Ruhetag
Auch heute morgen hatten wir blauen Himmel, strahlenden Sonnenschein und es war schön warm. Als
wir vor dem Hotel standen und nach einem Taxi Ausschau hielten, sprach uns ein netter älterer Herr
an. Heute wollten wir zum
Ägyptischen Museum. Da er uns einen guten Preis machte und gut
Englisch sprach, ließen wir uns von ihm mit seinem uralten Mercedes 200 dorthin bringen. Er
parkte hinter dem Museum und wollte dort auf uns warten. Als wir nach vorne zum Eingang gingen,
konnten wir auch zum Tahrir-Platz sehen, von wo es in den vergangenen Wochen immer wieder Übergriffe
von Demonstranten gab.
Am Eingang war einiges los, hauptsächlich waren es Reisegruppen aus aller Herren Länder. Wir kauften
die Tickets (60 LE), passierten die Gepäckdurchleuchter und gingen zuerst ins Obergeschoss, wo sich
die Exponate aus dem
Tutanchamun-Grabschatz befinden. Atemlos standen wir vor der berühmten massiv goldenen
Totenmaske des
Pharao Tutanchamun (regierte ca. 1332-1323 v. Chr). Der Anblick ist einfach phantastisch
und einzigartig. Bei der Fülle von Ausstellungsstücken setzten wir den Schwerpunkt auf diesen Bereich.
Nach drei Stunden spürten wir langsam unsere Beine und noch mehr Eindrücke konnten wir auch nicht mehr
aufnehmen. Wir kehrten zu unserem treuen Fahrer zurück und er fuhr uns wieder nach Gizeh zum Hotel.
Den Rest des Nachmittags verbrachten wir am Hotelpool. Für den Abend hatten wir mit Suleiman (so hieß
"unser" 77-jähriger Fahrer) ausgemacht, daß er uns zur Light and Sound Show bei den Pyramiden fährt.
Die Show war hart an der Grenze zum Kitsch, aber die Lichteffekte gefielen uns.
Montag 01.04 | Zitadelle, Khan el-Khalili Basar

Am vorletzen Tag brachte uns Suleiman zur
Zitadelle von Saladin (erbaut 1176-1183), einer Festungsanlage
hoch über Kairo. Unser Fahrer wartete wieder, während wir uns in Ruhe in der Anlage umsahen. Wir gingen
in die
Nasir Moschee (erbaut um 1318) und in die
Mohammed Ali Moschee (Alabastermoschee), erbaut 1824-1884.
Auch hier hatte Amélie, bekleidet mit langer Hose und T-Shirt, keine Probleme die Gotteshäuser ohne
Schleier oder ähnliches zu betreten.
Anschließend brachte uns Suleiman zum
Khan el-Khalili Basar, wo wir nochmals für ein paar Stunden
in ein Gemisch aus quirligem Treiben, exotischen Gerüchen, bunten Waren und fröhlich feilschenden Verkäufern
eintauchten. Bevor wir wieder zu unserem Fahrer zurückkehrten, gönnten wir uns noch eine Erfrischung im
berühmten
El Fishawy Café.
Dienstag 02.04 | Heimreise
Für heute hatten wir uns nochmals mit Suleiman verabredet, damit er uns zum Flughafen bringt. Für
die Fahrt verlangte er 100 LE weniger, als der hoteleigene Taxiservice. Allerdings sollte man bei
der Fahrt zum Flughafen genügend Zeit einplanen, wir sind kurz nach 12 Uhr mittags losgefahren
und steckten dann geschlagene drei Stunden im Stau.
Damit geht unser Trip ins Land der Pharaonen zu Ende.
Allen Nachahmern wünschen wir eine schöne Zeit in diesem wundervollen Land.
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