2025 | Usbekistan - Unbekanntes Land an der Seidenstraße
Die Nekropole Shah-i-Zinda in Samarkand
Willkommen in Usbekistan - O'zbekistonga xush kelibsiz
Vorbereitung
Usbekistan gehört zu den eher weniger bekannten Reisezielen. Das Land glänzt jedoch mit Perlen wie Buchara
und Samarkand entlang der alten Seidenstraße, die China mit dem Mittelmeer verband. Doch ansonsten ist
Usbekistan für die meisten Menschen ein unbekannter Exot. Durch Reiseberichte und Fotos vom Registan in
Samarkand, einer der prächtigsten Plätze Zentralasiens und Weltkulturerbe, wurde unser Interesse an diesem
schönen, kaum bekannten Land geweckt.
Dann stellte sich uns die Frage, ob wir die Reise wieder selber planen und das Land mit einem Mietwagen
als Selbstfahrer auf eigene Faust erkunden wollen. Nachdem wir zu diesem Thema einige Reiseberichte
gelesen hatten, entschlossen wir uns, es einmal mit einer geführten Rundreise zu probieren, zumal wir
weder Russisch noch Usbekisch sprechen. Bei DIAMIR haben wir dann eine Rundreise (15 Tage) in einer
kleinen Gruppe mit maximal 12 Personen gebucht. Dadurch waren keine größeren Vorbereitungen mehr nötig.
Anreise
Unser Flug mit Uzbekistan Airways von Frankfurt nach Taschkent ging um 11:40 Uhr. Da man 2 bis 2,5 Stunden vor
dem Abflug am Flughafen sein soll und auf die Bahn kein Verlass ist, sind wir bereits am Vorabend mit dem Zug nach
Frankfurt gefahren und übernachteten im Hotel Meininger direkt am Flughafen. Auch jetzt gab es einige
Verspätungen bei der Anreise. Nach dem Check-In gingen wir zum Abendessen in das italienische Restaurant
The Italian gleich um die Ecke.
Am nächsten Morgen nahmen wir ein Taxi und gelangten ohne Stress und rechtzeitig zum Terminal 2. Der
Check-In verlief problemlos und der Flug in die Hauptstadt Taschkent war ohne Besonderheiten. Die Verpflegung
an Bord war reichlich.
Ankunft in Taschkent
Nach 6 Stunden Flug erreichten wir kurz nach 21 Uhr die Hauptstadt Taschkent. Es war schon dunkel aber noch
angenehm warm (24 Grad). Die Einreise und Gepäckausgabe verlief unkompliziert und am Ausgang wartete unser
usbekischer Reiseleiter und Guide Sarvarbek Khodjaev mit einem DIAMIR-Schild auf uns. Er nannte sich Sarvar,
sprach sehr gut Deutsch und war uns gleich sympathisch. Mit einem Kleinbus fuhren wir ins Hotel Milan, das
in einer ruhigen Seitenstraße liegt und sehr sauber und modern ist.
Nach dem Check-In hatten wir noch Lust auf ein Bier. Im Hotel gab es nur Frühstück und keine alkoholischen
Getränke. Wir waren sechs Gäste und mit Sarvar gingen wir ins wenige Gehminuten entfernte Restaurant Caravan,
wo es usbekisches Bier und Essen gab. Zusammen mit Sarvar, Elsbeth und Gerd aus München sowie Marion und
Siegfried aus Berlin verbrachten wir einen netten Abend. Ein schöner Einstieg, der Urlaub konnte beginnen.
Der Rest der Gruppe würde am nächsten Tag in Chiwa zu uns stoßen.
Fahrt in die malerische Wüstenstadt Chiwa
Chiwa liegt an der Grenze zu Turkmenistan und war eine der wichtigsten Städte entlang der alten Seidenstraße
und blickt auf eine lange und außergewöhnlich bewegte Geschichte zurück. Bereits im Jahr 1997 konnte Chiwa
als Stadt ihr 2.500 jähriges Jubiläum feiern und gehört somit wie Samarkand zu den ältesten Städten der Welt.
Die historische, vollständig restaurierte Altstadt Itschan-Kala ist UNESCO-Weltkulturerbe. Eng bebaut mit
architektonischen Meisterwerken und umgeben von einer mächtigen Festungsmauer aus dem 5. Jahrhundert ist
Chiwa wie ein kleines, bewohntes Freiluftmuseum.
Von Taschkent flogen wir nach Urgetsch, von dort ging es mit dem Bus nach Chiwa
Unser Wecker klingelte am nächsten Morgen bereits um 4:30 Uhr, da wir um 5 Uhr zum Flughafen fuhren. Jeder
von uns bekam eine Tüte mit Frühstück, das Restaurant war um diese Zeit noch geschlossen. Von Taschkent flogen
wir weit in den Westen Usbekistans nach Urgentsch und mit einem Kleinbus ging es weiter nach Chiwa, wo wir
nach gut einer Stunde Fahrt ankamen.
In Chiwa bezogen wir das Hotel Annex, das in einer ruhigen Gasse innerhalb der Stadtmauer liegt. Inzwischen
schien die Sonne und wir hatten um die 26 Grad. Unterwegs fiel uns auf, dass die Straßen überraschend sauber
waren, es lag kaum Müll am Straßenrand oder auf den Gehsteigen und überall waren Blumen gepflanzt. Da wir schon
so früh auf den Beinen waren, ruhten wir uns erst mal aus, bevor wir gegen 11 Uhr zusammen mit Sarvar einen
ersten Stadtbummel unternahmen. Mittlerweile war unsere Gruppe mit 12 Teilnehmern komplett. Dann ging es los.
Derweil hatten wir so um die 35 Grad bei wolkenlosem Himmel.
Chiwa: Kutlug Murad Inak Medrese (erbaut 1804 - 1812) Chiwa: die Gedenkstätte Pahlavan Mahmoud mit blauer Kuppel (entstanden 1247 bis 1326) Chiwa: Innenhof mit Teppichen
Der erste Eindruck der historischen Altstadt war überwältigend, er versetzt einen geradezu in eine andere
Epoche. Wenn jemand ein Märchen aus 1001 Nacht verfilmen möchte, wäre Chiwa die perfekte Kulisse. Die Altstadt
besteht aus Medresen, Moscheen und Minaretten, wie etwa dem beeindruckendem Islam-Khodja-Minarett. Es ist mit
57 Metern Höhe das höchste Bauwerk der Stadt und wurde von 1908 bis 1910 zu Ehren von Islam Khodja errichtet.
Er war der Großwesir der beiden letzten Khane von Chiwa und führte die Regierungsgeschäfte.
Weitere markante orientalische Bauwerke, neben vielen anderen, waren die Kutlug Murad Inak Medrese und das
Kalta Minor, das berühmte unvollendete Minarett und bekanntestes Wahrzeichen der Stadt. Mit seinen leuchtend
türkisfarbenen Kacheln ist das Kalta Minor ein echter Blickfang. Bevor wir uns auf den Weg zurück ins Hotel
machten, kehrten wir mit Sarvar und einem Teil unserer Gruppe in ein Restaurant ein, wo wir etwas aßen und
uns ein kühles Bier schmecken ließen.
Chiwa: Marktstände, dahinter die Kutlug Murad Inak Medrese Chiwa: Blick auf Kalta Minor, das berühmte unvollendete Minarett (erbau 1852 - 1855)
Gegen 18 Uhr traf sich unsere Gruppe wieder und mit Sarvar unternahmen wir einen Abendspaziergang durch die
Altstadt mit ihren lehmfarbenen Häusern. Wir besuchten die Zitadelle Kuny-ark und stiegen auch auf den Wachturm,
von dem wir einen herrlichen Blick über die Altstadt Itschan-Kala hatten. Jetzt hatten wir die Sonne im Rücken,
die ein warmes und weiches Licht auf die Minarette und Medresen warf. Langsam wurde es immer voller, so dass
wir nicht bis zum Sonnenuntergang oben blieben.
Chiwa: Blick auf das Islam-Khodja-Minarett das höchste Bauwerk der Stadt (erbaut 1908 - 1910)
Wir warteten unten, wo wir einen schönen Blick auf den Vorplatz der Zitadelle und die umliegenden historischen
Gebäude hatten. Damals diente der Ort als öffentlicher Hinrichtungsplatz für Kriminelle. Als unsere Gruppe
wieder vollständig war, die letzten blieben oben bis zum Sonnenuntergang, machten wir uns auf den Weg zum
Khorzem Art Restaurant, das in einer ehemaligen Koranschule (Medrese) untergebracht ist. Wir saßen alle zusammen
an einem großen Tisch unter freiem Himmel.
Chiwa: Stadttor Chiwa: Blick auf die historische Altstadt Ichan Qal'a mit dem Kalta Minor, das berühmte unvollendete Minarett (erbau 1852 - 1855) Chiwa bei Nacht
Mit Einbruch der Dunkelheit wurden die umliegenden historischen Gebäude stimmungsvoll beleuchtet. Es gab hier
reichlich typisches usbekischen Essen und auch Bier. Uns hat es gut geschmeckt. Zu zweit drehten wir später
noch eine Runde durch die engen, fast menschenleeren Gassen, um ein paar Nachtaufnahmen zu machen. Die
Atmosphäre war wirklich magisch. Auf dem Rückweg zum Hotel waren wir am Schluss einmal falsch abgebogen,
aber ein hilfsbereiter Usbeke zeigte uns den Weg
Chiwa: In der Altstadt Chiwa: Blick auf die Muhammad Amin Inoq Medrese (erbaut 1785)
Chiwa | Rundgang durch die Seidenstraßenstadt
Am nächsten Tag trafen wir uns nochmal zu einer Stadtbesichtigung, bei der wir uns unter anderem den
Thash-Hauli Palast und die Dschuma Moschee anschauten. Der Thash-Hauli Palast besteht aus mehreren Gebäuden
und Höfen, die von einer hohen Mauer umgeben sind. Beeindruckend waren hier die reich verzierten Innenräume
mit Mosaiken, die kunstvollen Holzarbeiten sowie die prachtvollen blauen Kacheln. Die Dschuma-Moschee ist eine
Besonderheit, sie hat keine Kuppeln und der Innenraum wird von 213 geschnitzten Holzsäulen getragen.
Chiwa: usbekische Musikerinnen in Tracht Chiwa: Jurte im Hof des Thash-Hauli Palastes
Im weiteren Verlauf unserer Runde durch die Altstadt konnten wir sehen, wie Fladenbrote im Tandur, einem
speziellen Lehmofen gebacken wurden. Interessant war auch eine Vorführung, wie ein Lauh (Lavkh) funktioniert.
Es handelt sich dabei um einen zusammenklappbaren Buchständer, der aus einem einzigen Stück Holz geschnitzt
wird, ohne Nägel oder Leim. Die Lauhs haben in Usbekistan eine lange Tradition, früher wurden sie in Moscheen
und Medresen verwendet, um Bücher in einer angenehmen Position zu halten.
Der Stadtrundgang endete für uns mit einem kühlen Bier. Mit Sarvar kehrten wir wieder in das gleiche Restaurant,
wie am Vortag ein. Nach einer ausgiebigen Siesta im Hotel trafen wir uns alle wieder zum Abendessen. Dieses
Mal ging es zu Sarvar nach Hause, denn er und seine Familie leben hier in Chiwa. Dieser Teil stand nicht
im Reiseprogramm. Wir hatten ihn tags zuvor gefragt, ob er ein typisches usbekisches Restaurant kennt,
in das Touristen eher nicht gehen. Er schlug ein paar Restaurants vor und meinte, wir könnten auch zu
ihm nach Hause kommen (gegen einen Unkostenbeitrag). Wenn ich mich noch recht erinnere, wurde sein Angebot
einstimmig angenommen.
Chiwa: Die Holzsäulen in der Dschuma-Moschee Chiwa: Vorführung, wie ein Lauh (Lavkh) funktioniert Chiwa: Hier wird Brot im Tonofen (Tandur) gebacken
Wir gingen ein Stück zu Fuß, für den Rest des Weges nahmen wir ein Taxi. Nach der herzlichen Begrüßung,
bei der uns Sarvar seine Frau und die beiden Söhne vorstellte, nahmen wir alle an einem langen schön
gedeckten Tisch Platz. Vor dem Betreten des Hauses zogen wir alle unsere Schuhe aus, das ist hier gängige
Praxis, und jeder der beiden Söhne bekam ein kleines Geschenk.
Ein schön gedeckter Tisch zuhause bei unserem Tourguide Sarvar
Unsere Gastgeber boten uns im Esszimmer auf einer schön dekorierten langen Tafel eine Vielfalt an
usbekische Spezialitäten zur Auswahl an. Daneben gab es auch Süßigkeiten, Nüsse und Früchte. Es war
sehr reichlich, soviel konnten wir beim besten Willen nicht essen. Für den Durst gab es neben
Erfrischungsgetränken auch Bier, usbekischen Wein und zum Abschluss Wodka. Vielen Dank.
Unser Gastgeber Sarvar mit Ehefrau und einem der Söhne
Fahrt durch die Wüste Kysylkum nach Buchara
Am nächsten Tag lag eine Strecke von 450 Kilometer vor uns, für die wir laut DIAMIR circa 9 Stunden
benötigen würden. Nach dem Frühstück im Hotel holte uns unser Fahrer ab und wir verließen die wunderschöne
2.500 Jahre alte Stadt. Während der Fahrt sahen wir in den Ortschaften geschäftiges Treiben. Heute war
Sonntag und in Usbekistan sind auch sonntags Geschäfte geöffnet, besonders Basare und größere Kaufhäuser.
Fahrt nach Buchara durch die Wüste Kysylkum
Unterwegs legten wir einen Zwischenstopp am Amudarja ein, einem der größten Flüsse in Zentralasien.
Um uns herum war nichts als Wüste mit Kies und gelblichem Sand. Die Kysylkum-Wüste mit einer Fläche von
etwa 300.000 Quadratkilometer erstreckt sich über weite Teile von Usbekistan, Kasachstan und Turkmenistan.
Man kann sich gut vorstellen, wie beschwerlich einst der Weg für die Kamelkarawanen entlang der Seidenstraße
war. Später gab es noch einen Halt für eine Mittagspause und gegen Abend kamen wir im sagenumwobenen,
über 2.500 Jahre alten Buchara an. Draußen hatte es noch immer 38 Grad.
Buchara: hübscher Innenhof im Devon Begi Heritage Hotel Buchara: Kuppel im Devon Begi Heritage Hotel
Unsere Bleibe in Buchara war das kleine Devon Begi Heritage Hotel, das ideal am Rand der sehenswerten Altstadt
lag. Von hier waren für uns alle Sehenswürdigkeiten gut zu Fuß erreichbar. Wir bekamen ein hübsches Zimmer
und nachdem wir uns eine Weile ausgeruht hatten, folgte ein Bummel mit unserer Gruppe durch die autofreie
Altstadt, die ebenfalls zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Die Fülle der Moscheen und Medresen war auch hier
beeindruckend.
Buchara: Basar bei Nacht
Im Mittelalter befanden sich auf dem Territorium von Buchara mehr als 350 Moscheen und 80 Medressen. Viele
davon sind bis zum heutigen Tag gut erhalten. In den Basaren und Parks herrschte abends noch rege
Betriebsamkeit. Zum Abendessen gingen wir ins Chasmai-Mirob Restaurant, wo wir von der Dachterrasse einen
tollen Ausblick auf das wunderschöne Po-I-Kalyan Ensemble hatten, einer der schönsten Plätze im
historischen Zentrum. Das Ensemble besteht aus dem Kalyan-Minarett, der Kalyan Moschee und der Mir-i Arab
Medrese. Mit einer Höhe von 45,5 Metern gilt das Kalyan Minarett als das Wahrzeichen von Buchara. Da es
unterwegs genügend zu essen gab, tranken wir beide nur ein Bier.
Buchara: der Po-I-Kalon-Komplex mit Kalon-Minarett (errichtet 1127) Buchara: Blick in ein Teppichgeschäft
Buchara | Zu den schönsten Sehenswürdigkeiten in der Altstadt
Nach einem guten Frühstück starteten wir in einen sonnig-heißen Tag. Unser usbekischer Fahrer holte uns
wieder mit dem Sprinter Minibus ab und brachte uns in das westliche Stadtzentrum zum Samaniden Mausoleum,
das in einem zu Sowjetzeiten errichteten Park liegt. Das Mausoleum stammt aus dem 9. oder 10. Jahrhundert
und dient als Grabstätte Ismail Samanis, dem angesehensten Herrscher der Samaniden-Dynastie. Aus
kunsthistorischer Sicht ist es von großer Bedeutung, da es das älteste erhaltene Zeugnis islamischer
Architektur in Zentralasien ist. Errichtet wurde es aus gebrannten Ziegeln, mit denen kunstvolle Motive
gestaltet wurden. Zudem ist es das einzige Baudenkmal der Samaniden-Dynastie, das bis heute erhalten
geblieben ist.
Buchara: Blick auf das Samaniden Mausoleum Buchara: Mausoleum Chashmai-Ayyub
Danach gelangten wir zum in Sichtweite gelegenen Mausoleum Chashmai-Ayyub, was übersetzt "Quelle des Hiobs"
bedeutet. Der Legende nach soll der Prophet Hiob an dieser Stelle der dürstenden Bevölkerung Bucharas einen
Brunnen beschert haben. Erbaut wurde das Mausoleum im 12. Jahrhundert.
Von hier war es nicht mehr weit bis zum weiter nördlich gelegenen modernen Zentralmarkt (Central Bazaar), wo
Obst, frisches Gemüse und Kräuter, Gewürze, usbekisches Brot, Fleisch und vieles mehr angeboten wurde.
Alles wurde ansprechend präsentiert. Die Standbesitzer waren freundlich und wir konnten auch die eine
oder andere Spezialität probieren. Die Fülle und Vielfalt der Waren hat uns verblüfft.
Buchara: Stand mit allen möglichen Gewürzen Buchara: usbekisches Brot
Danach besuchten wir die Bolo-Hovuz-Moschee (erbaut 1712), eine kunstvolle Freitagsmoschee, mit kleinem
Minarett und Wasserreservoir. Der Name "Bolo-Hovuz" bedeutet so viel wie "Kinderbecken". Das liegt daran,
dass der Komplex ursprünglich als Wasserquelle genutzt wurde. Zentralasien litt traditionell unter
Wasserknappheit, weshalb es nötig war, künstliche Becken (Hovuze) anzulegen, um die Bevölkerung mit
Trinkwasser zu versorgen. Wasserträger holten das Wasser aus diesen Becken und verteilten es gegen eine
Gebühr auf dem Basar, in Krankenhäusern und in Wohngebieten. Beachtenswert sind auch die zwanzig
verzierten Holzsäulen, die das bunt bemalte Kassettendach tragen.
Die nächste Station unserer Tour durch Buchara war die Zitadelle Ark, eine antike Festung und einst die
Residenz und der Regierungssitz der Herrscher von Buchara seit dem ersten Jahrhundert nach Christus. Die
Festung erstreckt sich über ein Gebiet von etwa vier Hektar und ist von massiven Wänden mit einer Gesamtlänge
von circa 800 m und einer Höhe von etwa 16 bis 20 m umgeben.
Von der Zitadelle war es nicht mehr weit bis zum Po-I-Kalyan Ensemble, wo wir im Chasmai-Mirob
Restaurant erst mal eine Pause einlegten. Im Anschluss besichtigten wir die im 15. Jahrhundert erbaute
Kalyan-Moschee. Sie ist die zweitgrößte historische Moschee in Zentralasien, der Innenhof bietet bis zu
10.000 Gläubigen Platz. Neben der Moschee befindet sich das Kalyan-Minarett, ein Meisterwerk
mittelalterlicher Ingenieurskunst und islamischer Architektur, das 1127 errichtet wurde und vollständig
aus gebrannten Ziegelsteinen besteht. Es diente als Orientierung für Karawanen und Wachturm. "Kalyan"
bedeutet "Große Turm", das Minarett hat aber auch noch einen dunkleren Beinamen, nämlich "Turm des Todes",
da er früher dazu diente, Verurteilte von der Plattform hinunterzuwerfen.
Buchara: Blick auf die Bolo-Hovuz-Moschee (erbaut 1712) Stadtmauer um die historische Altstadt von Buchara (UNESCO-Weltkulturerbe) Buchara: Innenhof der Kalon-Moschee mit Minarett
Zum Abschluss besuchten wir einen Teppichladen, wo uns ein Teppichhändler eine Vielzahl handgeknüpfte
Teppiche aus Wolle oder Seide in verschiedenen Designs und Tönen zeigte und die Unterschiede in der
Herstellung und Qualität erklärte. Marion und Siegfried aus unserer Gruppe haben sich einen Teppich
gekauft, der ihnen auch geliefert wurde, wie wir später erfuhren. Wir beide hatten für heute genug
gesehen und sagten unserem Reiseführer Sarvar, dass wir auf den Besuch eines Messerschmieds verzichten
und machten uns auf den Rückweg zum Hotel. Nun war Entspannung angesagt. Immerhin hatten wir bei
gefühlten 35 Grad etliche Kilometer zu Fuß zurückgelegt.
Buchara | Folkloreveranstaltung am Abend
Am Abend gingen wir geschlossen als Gruppe zur Nadir Diwan Begi Medrese (erbaut 1620), nur wenige Schritte
von unserem Hotel entfernt. Die Folkloreshow fand im Innenhof der Medrese statt, so dass wir in diesem
schönen, mittelalterlichen Ambiente die Aufführung genießen konnten. DIAMIR hatte für uns Tische reserviert.
Buchara: traditioneller usbekischer Tanz Buchara: Tänzerin in usbekischer Tracht
Die Show bot usbekische Volksmusik und lokale Tänze in farbenfrohen Kostümen aus den verschiedenen Regionen
wie Fergana, Khorezm und Buchara. Jede Region Usbekistans hat ihre eigene Tanztradition, die Bewegungen
können rhythmisch und langsam, sanft und abrupt sein. Zwischen den Tanzvorführungen fanden kurze Modenschauen
statt. Uns gefielen die Tänze und die usbekische Musik sehr gut. Die Veranstaltung dauerte etwa eine Stunde,
danach war es Zeit für das Abendessen. Nur einen Steinwurf von unserem Hotel entfernt, konnten wir im Restaurant
Chinar den abwechslungsreichen Tag bei gutem Essen ausklingen lassen. Es gab Suppe, Salate, gegrilltes Fleisch
und natürlich auch kühles Bier.
Buchara | Traditionelle Papierherstellung
Am nächsten Morgen, es war wieder sonnig und warm, begann unsere Besichtigungstour mit einer Fahrt zu einer
wenige Kilometer vom Zentrum entfernten Künstlerwerkstatt (Usta Davron Miniatura Markazi) für Miniaturmalerei.
Hier wurde uns gezeigt, wie auf traditionelle Art aus der Rinde von Maulbeerbäumen in einem zeitaufwendigen
Prozess handgeschöpftes Papier hergestellt wird. Die getrockneten Äste werden einige Tage eingeweicht, danach
wird der bräunliche Teil mit einem Messer abgeschabt.
Die Rinden werden danach fünf bis sechs Stunden in einem großen Kessel gekocht. Die gekochte Masse wird
im Anschluss daran von Hand etwa drei Tage lang jeweils für ungefähr fünf Stunden lang zerstampf, um sie
geschmeidig zu machen. Beim nächsten Arbeitsgang wird die Masse in Wasser gelegt und sorgfältig verrührt,
danach mit einem Metallrahmen wieder herausgeschöpft und mit einem Trennblatt versehen. Wenn es etwas
abgetrocknet ist, wird es zur endgültigen Trocknung an eine glatte Wand geklebt. Fertig ist eine Papierseite.
Buchara | Die Kunst der Miniaturmalerei
Im Anschluss besuchten wir die Künstler in der Werkstatt, wo wir sehen konnten, wie das Papier geglättet
und später bemalt wird. Die Herstellung einer guten Miniatur ist kompliziert und sehr zeitaufwendig. An
größeren Bildern wird teilweise ein Jahr oder länger gearbeitet. Wir sahen fertige Bilder mit Preisen von
bis zu 300.000 Euro. Die usbekische Miniaturmalerei ist eine alte, von der persischen Kunst inspirierte
Kunstform, die Ausdauer, große Geduld, eine ruhige Hand sowie ein scharfes Auge erfordert.
Ein Künstler bei der Arbeit
Danach brachte uns unser Fahrer wieder ins Zentrum, wo wir die Chor Minor Medrese (aus dem Persischen - Vier
Minarette) besuchten. Sie wurde 1807 errichtet und besticht durch ihre ungewöhnliche Bauweise. Vier Minarette
mit himmelblauen Kuppeln krönen das rechteckige Gebäude. Die Bezeichnung "Vier Minarette" ist allerdings
nicht ganz korrekt, da es sich bei den Türmen nicht um echte Minarette, sondern nur um Ziertürme handelt.
Buchara: das Chor-Minor (erbaut 1807), eines der kuriosesten Bauwerke und ein Wahrzeichen der Stadt
Buchara | Zum Puppenmuseum und ins jüdische Viertel
Unsere nächste Station war ein kleines und gemütliches Puppenmuseum mit Werkstatt. Der Besitzer sprach gut
Englisch, zeigte uns wie die Buchara-Puppen aus Pappmaché hergestellt werden und zum Abschluss gab es noch
eine Kostprobe seiner Fähigkeiten als Puppenspieler. Da wir noch Zeit hatten, besuchten wir das jüdische
Viertel und den großen jüdischen Friedhof. Buchara hatte einmal die größte jüdische Gemeinde in Zentralasien.
Buchara: hier ist wohl Ali Baba mit seinen Räubern versammelt Buchara: im Puppenmuseum mit Werkstatt
Die erste Synagoge in Buchara wurde 1620 gebaut. In der Straße nach der Werkstatt des Puppenmachers gelangten
wir zur Synagoge, die leider geschlossen war. Wir spazierten durch weitere Gassen des jüdischen Viertels,
bis wir zum Friedhof gelangten. Der Eingang ist leicht an der blauen Kuppel mit dem Davidstern zu erkennen.
Der Friedhof wurde im 17. Jahrhundert angelegt und hat über 10.000 Gräber.
Buchara: Besuch des jüdischen Friedhofs
Danach machten wir uns wieder auf den Rückweg zum Hotel, die Tour war beendet. Mit Edith und Franz, einem
Ehepaar aus Wien, tranken wir noch ein Bier beim Lyab-i-Hauz Komplex, der in der Nähe unseres Hotels liegt.
Wir fanden ein schattiges Plätzchen unter alten Maulbeerbäumen mit Blick auf das Wasserbecken. Danach
zogen wir uns auf unser Hotelzimmer zurück.
Buchara | Wein- und Cognacverkostung
Gegen 17 Uhr machten wir uns zu zweit auf den Weg durch die belebte Altstadt. Unser Ziel war wieder das Chasmai-Mirob
Restaurant. Vor der Weinprobe wollten wir noch etwas essen und die Aussicht auf das schöne Po-I-Kalyan Ensemble genießen.
Buchara: im Weinlokal A. O. Shorud
So um 20 Uhr trafen wir uns dann in der Hotellobby und gingen gemeinsam in ein kleines Weinlokal namens A. O. Shorud,
nur wenige Gehminuten entfernt. Für die Verkostung standen schon Knabbereien bereit und unser Guide Sarvar brachte
noch usbekisches Fladenbrot mit. Wir waren gespannt. Wir verkosteten verschiedene Weiß- und Rotweine, aber
geschmacklich haben sie uns nicht überzeugt. Lediglich ein süßer Dessertwein gefiel uns. Usbekistan hat eine
uralte Weinbaukultur, im Ferganatal wurden schon im 6. Jahrhundert v. Chr. Weintrauben angebaut.
Wie wir erfuhren, werden bestimmte Weine nach Russland als Messweine exportiert. Nach der Weinprobe konnten
wir noch vier Cognacs (5, 6, 10 und 12 Jahre alt) und zum Abschluss Wodka probieren. Aber für mich war
nach der Weinprobe Schluss.
Fahrt zum Aydarkul-See ins Jurtencamp
Nach der geballten Ladung Kultur an den vergangenen Tagen, sollte es nun langsam raus in die Natur gehen.
Unser Ziel war ein Jurtencamp in der Nähe des Aydarkul-Sees, etwa 40 km von der Grenze zu Kasachstan
entfernt. Vor uns lag eine Strecke von circa 380 km, Fahrzeit 5 bis 6 Stunden. Um 9 Uhr holte uns unser
Fahrer vom Hotel ab und wir verließen Buchara, das uns mit seiner orientalischen Exotik sehr gut gefiel.
Zwischenstopp beim Sommerpalast des letzten Emirs von Buchara
Zunächst steuerten wir den Sitorai Mohi Xosa-Palast an, der etwa vier Kilometer nördlich von Buchara liegt
und dem letzten Emir der Stadt als Sommerresidenz diente. Erbaut wurde die Anlage von 1912 bis 1918. Wir
schauten uns die beiden, für Besucher zugänglichen Haupt- und Südflügel des Palastes an und bummelten
durch die weitläufige Parkanlage der Residenz. Die Innenräume vermittelten uns einen guten Einblick in die
Lebensweise der letzten Herrscher von Buchara. Unter anderem sahen wir holländische Kachelöfen, farbiges
Glas und Spiegel, die eigens von russischen Fabriken geliefert wurden.
Buchara: das Haremsgebäude im Sitorai Mohi Xosa-Palast
Besuch einer Keramikwerkstatt und Weiterfahrt zum Jurtencamp
Der nächste Halt war bei einer Keramikwerkstatt in Gijduvan, eine Kleinstadt in der Nähe von Buchara, wo
uns der Herstellungsprozess von Tonwaren erklärt und gezeigt wurde. Danach ging es weiter in Richtung
Aydarkul-See. Langsam veränderte sich die Landschaft, mit jedem Kilometer wurde es trockener und schließlich
setzte sich die Kysylkum-Wüste mit ihrer spärlichen Vegetation durch.
Gijduvan: in der Keramikwerkstatt Gijduvan: in der Keramikwerkstatt
Nach geraumer Zeit tauchte plötzlich am Horizont die enorme Wasserfläche des Aydarkul-Sees auf, der ungefähr
die sechsfache Fläche des Bodensees hat. Unser Fahrer brachte uns wieder sicher ans Ziel. Mit Marion und
Siegfried teilten wir uns eine geräumige Jurte, die traditionelle Behausung der
zentralasiatischen Nomaden. Die rustikalen Holzbetten waren ziemlich hart. Mal sehen, wie wir die Nacht
überstehen. Nachdem wir unser Gepäck in der Jurte abgestellt hatten, erkundeten wir das Camp und die
nähere Umgebung.
Jurtencamp beim Aidarkul-See, die Nr. 5 gehörte uns Unsere Jurte von innen
Hier sahen wir auch einige zweihöckrigen Kamele, die auch Trampeltier oder Baktrisches Kamel genannt
werden. Wer wollte, konnte Kamelreiten. Vor dem gemeinsamen Abendessen in einem großen, rundum offenen
Saal genossen wir von einer Düne den farbenprächtigen Sonnenuntergang. Die Leute, die hier leben, sind
alles Kasachen, erkläre uns unser Guide Sarvar. Nach dem Abendessen versammelten wir uns am Lagerfeuer,
um traditionellen usbekischen Liedern zu lauschen. Gegen 22 Uhr zogen wir uns in unsere Jurte zurück.
Zweihöckrige Kamele (Trampeltiere) beim Jurtencamp Kamel bem Jurtencamp