Prolog
Warum Myanmar? Als ich vor acht Jahren zum ersten Mal Myanmar besuchte, war ich von
der Schönheit des Landes und der herzlichen Art der Menschen restlos begeistert. Der
Zauber Myanmars liegt darin, daß hier die Geschichte stehen geblieben scheint. Es
erwartet einem neben einzigartigen kulturellen Schätzen eine Ursprünglichkeit,
wie sie in Asien nur noch selten zu sehen ist. Seine Tragödie ist es, daß dies auf Befehl
der Militärjunta geschah, die jeden Versuch, dem Land Fortschritt zu bringen, in Strömen von
Blut erstickte. Jetzt öffnet sich Myanmar langsam dem Westen, der Tourismus hält sich noch in
Grenzen und so wollte ich mit Amélie das Land noch einmal erleben. Es ist zu befürchten,
daß mit dem Fortschritt auch alle Übel der westlichen Welt dort Einzug halten.
Vorbereitung
Den Flug hatten wir im Februar wieder übers Internet gebucht, das Zimmer Anfang Oktober
direkt per E-Mail im Ocean Pearl Inn, wo ich vor acht Jahren auch war. Da es in Myanmar keine
Geldautomaten (ATM) gab (Stand 2011), mußten wir diesbezüglich etwas sorgfältiger planen. Wir
hatten uns darum ausreichende Barmittel in US-Dollar (absolut neue, unbeschädigte und glatte Scheine)
beschafft.
Für die Planung fanden wir den Reiseführer Myanmar aus dem Stefan Loose Verlag sehr hilfreich.
Mit nachfolgenden Büchern haben wir uns etwas eingehender mit dem Land und seinen Menschen
beschäftigt:
- Thant Myint-U, Burma - Der Fluss der verlorenen Fußspuren
- Tiziano Terzani, In Asien: Mentalität - Kultur - Politik
- Ma Thanegi, Burma - Myanmar: Im Herzen eines unbekannten Landes
- Hans Wilhelm Finger, Mandalay - eine Reise ins Innere Birmas
Unsere Reiseroute
- Frankfurt - Yangon: Flug mit Malaysia Airlines über Kuala Lumpur
- Yangon - Mandalay: Flug mit KBZ Airways
- Mandalay - Nyaung U: über den Wasserweg per Boot
- Nyanung U - Yangon: Flug mit Yangon Airways
- Yangon - Chaungtha: mit Bus, Übernachtung in Pathein
- Chaungtha - Yangon: mit Bus
- Yangon - Frankfurt: Flug mit Malaysia Airlines über Kuala Lumpur
Reisezeit: 13.11. - 02.12.2011
Yangon | Metropole zwischen Tradition und Moderne

Gegen Mittag kamen wir am Yangon International Airport an, vor Ort war es bereits 36 Grad warm.
Die Einreise ging problemlos über die Bühne und ein Mädchen vom
Ocean Pearl Inn erwartete uns
bereits am Ausgang. Das Gästehaus hatte einen kostenlosen Airport Service, den wir gern in
Anspruch nahmen. In Yangon wollten wir erst mal einen Tag bleiben, uns akklimatisieren, genügend
Geld in Kyat (MMK) umtauschen und die Weiterreise organisieren.
Unser Zimmer war soweit okay, in der
Dusche gabs nur kaltes Wasser, aber wir hatten ein kleines Fenster, wo ein wenig Licht reinkam.
Nachdem wir uns etwas ausgeruht hatten, machten wir uns zu Fuß auf den Weg in die Innenstadt
zur
Sule Pagode. Zuvor hatten wir im Gästehaus für den Abend einige Dollar in Kyat umgetauscht.
Es war nicht ganz einfach, ein nettes Restaurant zum Abendessen zu finden, aber hinter dem Traders Hotel
fanden wir das Zawgyi House, allerdings teuer und nur mit Westlern (na ja, bei den Preisen).
Am kommenden Tag gingen wir zuerst zum
PEC Money Exchange, ein offizielles Center, wo wir
einen Teil unserer US-Dollar in Kyat umtauschten (1 US-Dollar = 775 Kyat, Stand 2011). Hotels, Flüge etc.
waren in US-Dollar zu bezahlen. Das Center ist neu, gut bewacht, man bekommt einen angemessenen Kurs, neue Banknoten und
es gibt keinen Betrug. Von hier fuhren wir mit dem Taxi (2500 MMK) zur Tempelanlage der weltberühmten
buddhistischen
Shwedagon-Pagode (ca. 2600 Jahre alt), dem religiösen Zentrum von Myanmar.

Wir ließen uns mit der Besichtigung viel Zeit. Die Stimmung auf der Terrasse rund um die Pagode ist unbeschreiblich.
Anschließend spazierten wir noch zum
Kandawgyi See, von dort ging es mit dem Taxi (1500 MMK) zurück zur Sule Pagode.
Hier schlenderten wir die
Mahabandoola Road entlang und ich kaufte mir einen Longhi (eine Art
Sarong für Männer).
Beim Stadtbummel sah man überall Bilder von Aung San Suu Kyi in den Auslagen, noch vor acht Jahren wäre
das undenkbar gewesen. Die Verkäufer hätten mit Verhaftung und schlimmeren rechnen müssen.
Den erlebnisreichen Tag schlossen wir in einem einfachen Restaurant (7 Colour Restaurant) mit leckerem myanmarischem
Essen und kühlem Myanmar Beer ab. Dieses Mal waren wir die einzigen Westler. Mr. Than vom Ocean Pearl hatte für
uns die Flugtickets besorgt (107 US-Dollar incl. Kommission), somit stand unserer Weiterreise nichts mehr im Wege.
Mandalay | Mit dem Fahrrad auf Entdeckungsfahrt
Heute morgen gab es endlich Mohinga (Fischsuppe mit Reisnudeln) für mich, die normalerweise in
Myanmar zum Frühstück gegessen wird. Mr. Than rief uns ein Taxi, das uns zum Flughafen brachte.
Bei der Passagierkontrolle wurde mein Taschenmesser im Handgepäck bemerkt, ich hatte es dort ganz
vergessen. Das Personal war sehr freundlich und ich konnte nochmal zurück und es in meinen
großen Rucksack umpacken. Mit einer Propellermaschine von KBZ Airways flogen wir dann nach
Mandalay, wo wir nach einer Flugzeit von 1:20 Stunden sicher landeten. Der kleine Airport liegt 45 km außerhalb
der Stadt, ein Pre Paid Taxi (4000 MMK / Person) brachte uns zur
Peacock Lodge. Wir hatten tags zuvor hier
angerufen und bekamen das letzte freie Zimmer in einer Hütte.
Der Raum war einfach, aber sauber, mit warmer Dusche, AC und mit Moskitonetz. Hier wollten wir die nächsten
drei Tage bleiben und uns Mandalay sowie die nähere Umgebung anschauen. Die Besitzerin sprach sehr gut Englisch,
sie besorgte uns die Boottickets für die Weiterfahrt nach
Nyaung U sowie die Tickets für den Rückflug nach
Yangon. Nachmittags ließen wir uns noch mit einer Trishaw (Fahrradrikscha) zum
Mandalay Hill bringen, den wir
rechtzeitig zum Sonnenuntergang erklommen. Von hier hatten wir einen schönen Panoramablick auf die Stadt
und die nähere Umgebung. Später am Abend waren wir noch im "Green Elephant", aber den Besuch hätten wir uns sparen können.
Es war teuer, touristisch und alles war sehr steif.

Den nächsten Tag in Mandalay gingen wir gemütlich an. Nach dem Frühstück im Garten, unter
Schatten spendenden Bäumen, liehen wir uns Fahrräder und radelten als erstes zum
Königspalast.
Er ist eine Rekonstruktion, da er im 2. Weltkrieg bis auf die Grundmauern abgebrannt ist. Der
Eintritt kostete immerhin 10 US-Dollar und in der Stadt gibt es lohnendere Sehenswürdigkeiten,
wie die
Kuthodaw Pagode (1868 fertiggestellt), zu der wir anschließend fuhren. Es ist ein
schöner und sehenswerter Komplex, die Pagode ist von 729 kleinen Stupas umgeben, in denen
je eine Marmortafel liegt. Auf diesen Tafeln sind die Lehren Buddhas niedergeschrieben und
darum wird die Pagode auch "
Das größte Buch der Welt" bezeichnet.

Als nächstes wollten wir an den
Ayeyarwady River, zum
Sunset Point, um etwas zu essen und dem
geschäftigen Treiben am Wasser zuzuschauen. Dazu mußten wir quer durch die Stadt radeln, vorbei
an kleinen Handwerksbetrieben, Geschäften und Wohnhäusern. So bekamen wir einiges mit vom Alltagsleben
der Menschen und Spaß hat das Radfahren obendrein noch gemacht.
Die Orientierung war mit Hilfe
unseres Stadtplans einfach. Wir fanden ein kleines Restaurant unter schattigen Bäumen mit Blick auf
den Fluß, bestellten uns leckere myanmarische Snacks und gutes kühles Myanmar Beer. Es war ein
schönes Plätzchen zum Verweilen. Abends zogen wir nochmals zu Fuß los und fanden ganz in der Nähe unserer
Lodge ein einfaches kleines Restaurant mit gutem Essen, man saß im Freien und hatte einen guten Blick auf
die Straße.
Mandalay | Ausflüge nach Amarapura, Inwa und Sagaing
Am kommenden Tag fuhren wir, dieses Mal mit einem kleinen uralten Auto, den
Ayeyarwady River entlang
in Richtung Süden nach
Sagaing. Den Ausflug hatten wir über die Lodge organisiert (20.000 MMK).
Den ersten Halt auf unserer Entdeckungsfahrt machten wir in einer Straße mit lauter Steinmetzbetrieben,
welche Buddhastatuen in allen Größen herstellen. Ich hatte zum ersten Mal meinen Longhi an und unser
freundlicher Fahrer zeigte mit bei dieser Gelegenheit gleich, wie man ihn richtig zubindet. Unseren
nächsten Halt legten wir im Städtchen
Amarapura ein. Hier konnten wir der beeindruckenden Speisung
der Mönche im
Kloster Mahagandayon beiwohnen.
Danach fuhren wir ans westliche Ufer des Ayeyarwady River zu den Hügeln von Sagaing. Der Ort
besticht durch die sanfte hügelige Landschaft mit einer Vielzahl von im Sonnenlicht glänzenden
Pagoden. Unser Fahrer blieb beim Auto während wir zur
Sun U Ponnya Shin-Pagode (1312 erbaut)
hinaufstiegen, eines der eindrucksvollsten Heiligtümer in Sagaing. Nachdem wir die herrliche
Aussicht ausgiebig genossen hatten, machten wir uns auf den Weg nach Inwa.

Bevor wir über einen Nebenfluß des Ayeyarwady hinüber nach
Inwa fuhren, stärkten wir uns in einem der kleinen
Restaurants an der Straße. Unser Fahrer wollte hier auf uns warten. Ein Kahn brachte uns dann ans
anderen Ufer, wo schon Pferdekutschen auf Kundschaft warteten. Wir suchten uns einen sympathischen Kutscher,
machten Preis (5000 MMK) und Route aus und los ging es. Auf diesem historischen Boden stand einst die Hauptstadt
des Königreichs Ava (1364-1783).
Unsere große Runde hatte folgende Haltepunkte:
Nanmyin-Wachturm,
Maha Aung
Mye Bonzan-Kloster,
Bagaya-Kloster (ganz aus Teakholz) und
Yadana See Mee-Pagode. Abends ließen wir den schönen
Tag mit einem Besuch bei den
Moustache Brothers (8000 MMK / Person) ausklingen. Das Trio bestehend aus
U Par
Par Lay,
U Lu Maw und
U Lu Zaw bietet eine Liveshow mit regimekritischer Satire, myanmarischen Tänzen und
Slapstick-Einlagen. Vor acht Jahren habe ich die Show zum ersten Mal gesehen und kann sie nur weiterempfehlen.
Mandalay | Sonnenuntergang an der U Bein-Brücke
Am kommenden Tag legten wir einen halben Ruhetag ein, zudem hatte Amélie schlecht geschlafen
und ihr war etwas unwohl. Für den Nachmittag hatten wir über die Logde und mit dem
Fahrer vom Vortag einen Ausflug nach
Amarapura zur
U Bein-Brücke ausgemacht (20.000 MMK).
Wir wollten vor Ort den Sonnenuntergang genießen und uns dafür auch viel Zeit nehmen. Dort
angekommen machten wir mit einem der Bootsmänner, die am Ufer warten aus, daß wir zuerst
zu Fuß über die Brücke ins Dorf
Taungthaman gehen wollen und anschließend mit ihm im Boot
wieder zurück, so daß wir bei Sonnenuntergang auf dem See sind. Unser Fahrer blieb wieder
beim Auto.

Langsam schlenderten wir über die Brücke, sie wurde 1784 erbaut und ist mit 1200 Meter die längste
Teakholzbrücke der Welt. Wir genossen den wunderbaren Blick über den See und auf die in der Abendsonne
glitzernden Pagoden. Auf der Brücke war viel los, ein ständiger Strom von Menschen in beiden Richtungen.
Unser Bootsmann erwartete uns bereits am anderen Ufer und bevor wir mit ihm wieder langsam zurück fuhren,
gingen wir noch zusammen ins Dorf und besichtigten die
Kyauktawgyi-Pagode.
Die anschließende Bootsfahrt (4000 MMK) über den Taungthaman-See war für uns ein riesiges Erlebnis.
An einer schönen Stelle warteten wir auf den Sonnenuntergang und blieben, bis sie hinter dem Horizont verschwand
und sich der Himmel in zarten Pastelltönen färbte. Am letzten Abend in Mandalay sahen wir uns noch eine Vorstellung
mit klassischen Tanz im
Mintha-Theater an, die uns sehr gut gefiel.
Die Tänzerinnen und Tänzer wurde von sechs Musikern mit
zum Teil recht originellen Instrumenten (Pat Waing, Myanmar Harfe) begleitet. Beim
Pat Waing hängen 21 Trommeln
in einem kreisformigen Ring, in dessen Mitte der Musiker sitzt.
Nyaung U | Zum größten buddhistischen Pagodenfeld der Welt

Wir waren zeitig aufgestanden und unser Fahrer von der Lodge brachte uns zur Bootsanlegestelle am
Ayeyarwady River, der Lebensader des Landes. Wir bekamen zwei bequeme Sitzplätze unter Deck. Für die
Bootsfahrt entschieden wir uns, da die Busse nach
Nyaung U nur abends abfuhren (Stand 2011) und wir nicht
mitten in der Nacht dort ankommen wollten. Kurz nach 8 Uhr legten wir ab und gemächlich trieben wir den
Fluß hinab und ließen die Landschaft an uns vorbeiziehen. Anfangs kamen wir an den Hügeln von Sagaing
vorbei und konnten nochmals die zahlreichen Pagoden im Schein der Morgensonne sehen, danach wurde die Fahrt
etwas eintönig.
Das Schiff fuhr in der Mitte des Flußes und der Ayeyarwady ist so breit, daß man vom Leben am Ufer wenig
mitbekommt. Einmal steuerten wir bei einer kleinen Siedlung in die Nähe des Ufers, wo wir dann Gelegenheit hatten,
ein paar Kleinigkeiten wie Obst oder Samosas zu kaufen. Die Frauen standen zum Teil bis zum Bauch
im Wasser und warfen ihre Ware zu uns herauf. Ihr Geld bekamen sie zugeworfen und wo es ging, vorsichtig hinabgereicht.
Bei Einbruch der Dunkelheit erreichten wir den Anlegesteg in Nyaung U, wo wir uns von einer Pferdekutsche (8000 MMK)
zu unserer Unterkunft (
Golden Express Hotel) fahren ließen. Wir hatten uns telefonisch aus Mandalay ein Zimmer reservieren
lassen.
Es war in Ordnung, das schönste Zimmer, das wir auf dieser Reise hatten. Zur Begrüßung gab es Orangensaft. Hier
wollten wir die nächsten drei Tage verbringen. Zum Abendessen gingen wir nebenan in ein einfaches BBQ-Restaurant
mit vielen Einheimischen, wo man gemütlich unter freiem Himmel bei kühlem erfrischendem Myanmar Beer sitzen konnte.

Die kommenden zwei Tage hatten wir für die Besichtigung der schönsten und wichtigsten Pagoden von Bagan vorgesehen.
Wir liehen uns Fahrräder und planten unsere Tour durch das Tempelareal in Anlehnung an den Vorschlag im Loose
Reiseführer. So bekamen wir einen umfassenden Eindruck von den unzähligen Monumenten, hatten gute Lichtverhältnisse
zum Fotografieren, die Tagesetappen waren nicht zu lang und zu guter Letzt konnten wir uns alles in Ruhe
anschauen und hatten auch genügend Zeit zum Verweilen und die Eindrücke auf uns wirken zu lassen.
Bagan ist unbeschreiblich
und man könnte kaum schönere Worte dafür finden wie Tiziano Terzani: "
Es gibt Panoramen, die in uns den Stolz
erwecken, zur menschlichen Rasse zu gehören. Bagan im Morgengrauen ist eines davon. Aus der weiten Ebene, die einzig vom Aufblitzen
des Irrawadi-Stromes durchbrochen wird, erheben sich allmählich die Silhouetten Hunderter Pagoden und legen ihren Nebelmantel ab:
zart und elegant, jede ein formvollendeter Hymnus auf Buddha."
Bagan | Sonnenuntergang auf der Shwesandaw-Pagode
Um was vom Tag zu haben, standen wir um 6 Uhr auf. Das Frühstück gab es draußen im Garten. Um
diese Zeit war es noch etwas frisch, die Myanmaren hatten sich alle gut eingemummelt. Zum Glück
(für mich) gab es auch etwas myanmarisches zum Frühstück, wie Mohinga oder Shan Nudeln. Mir ist das
viel lieber wie "Western Breakfast", d.h. pappiges nach nichts schmeckendes Toastbrot und Marmelade.
Beim Essen konnten wir die Heißluftballons (Balloons Over Bagan) vorbeifliegen sehen. Gut gestärkt
machten wir uns auf den Weg. Unser Vormittagsprogramm:
Shwezigon-Pagode,
Gubyaukgyi- und
Ananda-Tempel.

Mittags radelten wir wieder zum Hotel und ruhten uns aus, bevor wir nach
Alt-Bagan
weiterfuhren und unser Programm wie folgt fortsetzten:
Gubyaukgyi (Minkaba),
Manuha,
Nanpaya und
Dhammayangyi.
Den Abschluß bildete die
Shwesandaw-Pagode (um 1057 erbaut), wo wir uns den Sonnenuntergang anschauten. Dazu kraxelten wir
steil hinauf zur obersten Terrasse. Außer uns hatten sich noch viele Leute dort versammelt, entsprechend war
das Gedränge.
Vor acht Jahren bei meinem ersten Besuch in Bagan, war weniger los. Trotz der vielen Besucher war
es ein einmaliges Erlebnis, von oben hat man einen wunderbaren Blick über die Ebene von Bagan, Pagoden bis zum
Horizont. Eine traumhafte Kulisse! Bei Einbruch der Dunkelheit radelten wir zum Hotel zurück. Die Fahrräder hatten
zwar kein Licht, aber wir sahen auch so ganz gut. Den erlebnisreichen Tag ließen wir in einem indischen Restaurant
(Aroma Indian Food) in Nyaung U ausklingen.
Bagan | Shin Pyu-Prozession durch Nyaung U

Der zweite Tag unserer Erkundungstour führte uns weit hinaus zu den Tempeln beim
Ort Minnanthu. Zuerst
radelten wir ein Stück in Richtung Alt-Bagan, bevor wir in Richtung Osten abbogen, vorbei am
Dhammayangyi und
Sulamani. Wir befuhren schmale sandige Feldwege, die Orientierung klappte ganz
gut, einmal wies uns ein freundlicher Einheimischer den Weg.
Hier hatte die Landschaft einen savannenartigen Charakter, die Gegend um Bagan ist eines der trockendsten Gebiete Myanmars.
Nachdem wir uns die schönsten Bauwerke angeschaut hatten, radelten wir vom Ort Minnantu auf einer guten Straße
nach
Neu-Bagan, wo wir in einem kleinen Restaurant unsere Mittagspause einlegten. Danach besuchten wir
den
Dhammayazika,
Lawkananda und schließlich statteten wir dem mächtigen
Thatbyinnyu-Tempel (erbaut um 1144)
in Alt-Bagan einen Besuch ab. Mit 61 Meter ist er das höchste Bauwerk in Bagan.
Den Abschluß unserer Tour bildete der
Htilominlo-Tempel (12. Jahrhundert). Ein junges Mädchen zeigte uns ein
kleines unscheinbares Bauwerk in der Nähe. Dort führte eine versteckte Treppe aufs Dach, von wo wir einen
sehr schönen Blick auf den Tempel im Licht der Abendsonne hatten. Als kleines Dankeschön kaufte
Amélie von ihr ein paar Armreifen. Zum Abendessen radelten wir wieder nach Nyaung U. Anschließend
wollten wir noch nach unseren E-Mails sehen, aber die Angestellten kannten nicht die Tricks, wie
man die Sperren umgehen kann. Auf der Rückfahrt fanden wir noch ein kleines Restaurant mit Internet,
wo es dann mit den E-Mails klappte. Wir blieben noch auf ein kühles Mandalay Beer.

Am dritten Tag radelten wir ins Dorf Nyaung U und bummelten über den kleinen Markt. Unterwegs
begegnete uns eine
Shin Pyu-Prozession (Novizenweihe) mit geschmückten Ochsenkarren, Pferden und vielen
herausgeputzten Dorfbewohnern. Die Novizen, Jungen zwischen 5 und 15 Jahren, waren festlich wie Prinzen gekleidet. Sie
werden eine Zeitlang (einige Tage bis einige Monate) im Kloster leben, bevor sie zu ihren Eltern zurückkehren. Es ist der Höhepunkt
im Leben eines jeden Buddhisten; mit dieser Zeremonie beschreitet er den Weg wie Prinz Siddhartha Gautama, der
spätere Buddha.
Am Abend sind wir nochmal hoch ins Dorf zum "The Beach Bagan" gefahren, ein schönes Restaurant (ein wenig teuer für Bagan)
mit Blick auf den Ayeyarwady-River. Beim Sonnenuntergang konnte man das Farbenspiel der unterschiedlichsten
Pastelltöne am Himmel und auf dem Wasser genießen (Miteigentümer Jürgen von Jordan ist mit seiner Myanmar-Stiftung
in verschiedenen humanitären Projekten engagiert).
Pathain | Zwischenstopp im Ayeyarwady-Delta
Nun hieß es Abschied nehmen von Bagan. Nach dem Frühstück fuhren wir mit dem Taxi zum 3 km entfernten
Flughafen. Planmäßig hob unsere Propellermaschine von Yangon Airways in Richtig
Yangon ab, wobei wir
noch einen letzten Blick auf die Ebene der Tempel erhaschen konnten. Zum Abschluß unserer Reise wollten
wir noch ein paar Tage ans Meer nach
Chaungtha. Vom Flughafen in Yangon brachte uns ein Prepaid Taxi (8000
MMK) zum
Dagon Aayar Busbahnhof. Er liegt weit außerhalb, etwa 45 Minuten vom Zentrum entfernt, von dort fahren
die Busse ins
Ayeyarwady-Delta und an die Küste.
Wir fanden gleich einen Bus (7000 MMK / Person) der bis ins Delta nach
Pathein fuhr. Hier blieben wir über
Nacht, der nächste Bus ging um 7 Uhr morgens. Ein Pickup brachte uns zum
Paradise Hotel (20 US-Dollar, ohne
Frühstück). Das erschien uns völlig überteuert, wir versuchten zu handeln aber keine Chance, zumal die Leute
nur ein paar Brocken Englisch verstanden. Das Zimmer war alles andere als paradisisch, aber für eine Nacht war
es okay, zumal die Auswahl in der Stadt nicht so groß war. Später bei einem Bummel ins Zentrum, besuchten wir
die
Shwemokhtaw-Pagode (erbaut 1263), die in der Dunkelheit schön erleuchtet war.

Am nächsten Morgen klingelte um 6 Uhr der Wecker und wir machten uns zu Fuß auf den Weg zur Bushaltestelle. Wir kauften
die Tickets und an einem Stand Nudelsuppe und etwas Ausgebackenes zum Frühstück. Kurz nach 7 Uhr machte sich
unsere völlig überladene Klapperkiste auf den Weg. Der Gang war vollgestopft mit irgendwelchen Säcken (Reis oder ähnliches),
die Leute hatten sich in ihre Sitze gequetscht oder saßen im Gang auf den Gepäckstücken.
Zum Glück konnten wir zwei
Plätze hinter dem Fahrer ergattern. Nach gut 3 Stunden gelangten wir an unser Ziel. Die Straße war zwar schlecht, wie
vor acht Jahren, aber die Fahrt ging durch viele kleine Dörfer und war sehr abwechslungsreich und hat uns Spaß
gemacht.
Chaungtha | Faulenzen am Meer

Im
Shwe Hin Tha Hotel, einer beliebten Traveller-Unterkunft direkt am
Chaungtha Beach, hatten wir uns für die nächsten
sechs Tage einquartiert. Da wir länger blieben, konnten wir den Preis etwas runterhandeln. Wir hatten ein nettes
Zimmer mit Veranda, nur ein paar Schritte zum Strand, in den Ort waren es circa 1,5 km. Hier gefiel es uns,
einziger Wermutstropfen: wir hatten keine AC und mit dem Ventilator wurde es nachts nicht recht kühl.
Die kommenden Tage verbrachten wir mit Baden, Faulenzen, Lesen und Spaziergängen am Strand, wo sich auch
viele Myanmaren tummelten. Die Mädchen und Frauen gehen hier in voller Montur ins Wasser.
Im Dorf kauften wir frisches Obst (Papayas, Mandarinen) und unterwegs gab es immer was zu sehen, spielende
Kinder oder die kleine
Kyauk Stupa am Wasser.
Das Frühstück gab es auf einer Veranda am Strand mit Blick aufs Meer und
jeden Abend konnten wir beim Essen den Sonnenuntergang genießen. Hier fühlten wir uns richtig wohl, die Leute waren
alle sehr nett und die Küche (vor allem Seafood) fanden wir ausgezeichnet. Bei manchen myanmarischen Gerichten dachten
wir, wie kann man nur so gut kochen!
Yangoon | Rückfahrt und Heimreise

Die Tage am Meer vergingen wie im Flug und die Rückfahrt nach
Yangon stand nun bevor. Die
Bustickets haben wir uns über das Hotel besorgt, der Bus fuhr dieses Mal direkt über Pathein
nach Yangon. Wir hatten telefonisch wieder im
Ocean Pearl Inn reserviert, aber als wir dort
ankamen, waren alle Zimmer belegt. Offenbar hatten man uns irgendwie falsch verstanden. Die
Leute vom Gästehaus halfen uns aber, eine andere Unterkunft zu finden. Im
Queens Park Hotel,
ganz in der Nähe, war noch etwas frei.
Am nächsten Tag gingen wir noch zum
Bogyoke Aung San Market,
um nach ein paar Souvenirs zu stöbern. Es war der 1. Dezember und an einer Stelle im Markt
waren sogar Plastikweihnachtsbäume aufgestellt.
Danach fuhren wir mit dem Taxi zur
Chauk Htat Gyi-Pagode, wo man einen 72m langen liegenden
Buddha (1907 erschaffen) bewundern kann, eine der größten Buddhafiguren des Landes.
Spätabends im Hotel,
wir lagen schon im Bett, bekamen wir noch Besuch vom drei Militärs und einem Angestellten des Hotels, der
sich vielmals für die Störung entschuldigte. Man wollte unsere Pässe sehen, das war alles. Das hatten
wir bislang weder in Myanmar noch in einem anderen asiatischen Land erlebt. Als wir am nächsten Morgen
zum Flughafen fuhren, standen überall entlang des Weges Soldaten. Der Grund: Hillary Clinton war zu Besuch
in Myanmar. Vielleicht hatte der nächtliche Besuch damit etwas zu tun.
Da wir in
Kuala Lumpur (KL) einen Zwischenstopp von 7,5 Stunden hatten, wollten wir uns noch etwas in KL
umschauen, zumal Amélie noch nie in der Stadt war. Zuhause hatten wir uns deshalb genau über die Zugverbindungen
in die Stadt informiert. Dann erfolgte die Einreise nach Malaysia, schnell haben wir Geld gewechselt und die Tickets (Hin- und Rückfahrt)
besorgt. Wir nahmen den KLIA-Express bis in die Innenstadt und stiegen dann in die LRT (Stadtbahn)
um, die uns bis zu den
Petronas Twin Towers brachte. Wir bummelten dort durch das große Kaufhaus, fuhren
ein Stück zurück bis ins quirlige
Chinatown, wo wir nach einem Bummel unsere letzten malaysischen Ringgit für
ein leckeres Abendessen mit kühlem Tiger Beer ausgaben. Der Ausflug nach KL war zwar nicht ganz billig,
aber wir haben die Zeit optimal genützt. Rechtzeitig waren wir wieder am Flughafen, wo wir um Mitternacht in
Richtung Deutschland abhoben.
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